Leben ohne Reue: Wie uns die Kaulitz-brüder vormachen, nach eigenen Richtlinien zu leben
Wie uns die Kaulitz-brüder vormachen, nach eigenen Richtlinien zu leben
Wenn der Schwanz mit dem Hund
Sie müssen nicht lieben, was Sie tun. Sie müssen tun, was Sie lieben. Es ist ein Unterschied, ob der Schwanz den Hund wedelt oder umgekehrt. Erfolg werden Sie nur erlangen, wenn Sie Ihrer Leidenschaft folgen. In jedem Menschen brennt dieses Feuer der Begeisterung.
Die eigene Leidenschaft zu identifizieren, ist manchmal eine Kunst, die viele Menschen zu ihren Lebzeiten nicht zustande bringen. Es geht nicht nur um das Interesse an etwas – es geht vielmehr um einen emotionalen Anker, um eine Passion. Es geht um etwas, was Ihnen Leiden verursacht, wenn Sie es nicht ausleben können. Was bedeutet Ihnen so viel, dass alles andere nebensächlich erscheint? – Man könnte es sogar mit Liebe vergleichen. – Was ist Ihnen im Leben so wichtig, dass Sie ohne nicht leben könnten? Dafür wurden Sie geboren und es ist Ihre
Aufgabe, es zu finden, bevor Sie sterben. Sie können gar nicht genug Zeit darauf verwenden, sich mit Ihrem Lebensinhalt auseinanderzusetzen.
Leidenschaft schafft Leiden
Die Leidenschaft der Zwillinge Bill und Tom Kaulitz war schon immer die Kunst – genauer gesagt die Musik. Seitdem die Brüder Kinder waren, waren sie von Musik fasziniert und haben selbst welche gemacht.
Bald gründeten sie ihre erste Band »Black Questionmark«, mit der sie bei kleinen Festlichkeiten auftraten. Die Musik war ihr Leben, nichts anderes war wichtig. Früh zeigte sich, dass sie vom Typus her echte Künstler waren: detailversessen in der Musik, unangepasstes Äußeres – erinnern Sie sich an ihre Kleidung, ihre Schminke und ihre Frisuren. Und sie waren freiheitsliebend. Niemand sollte ihnen sagen, was sie zu tun und zu lassen hätten. Das brachte ihnen später viele Konflikte mit Plattenfirmen und Managern ein. Sony BMG kündigte sogar kurz vor ihrem großen Durchbruch den Vertrag. Dann wurde Universal das neue Zuhause der Band, die fortan »Tokio Hotel« hieß.
Bill Kaulitz darüber: »Wir hatten schon immer ein Autoritätsproblem. Wir haben immer sehr darum gekämpft, alles mitzubestimmen. Bei den Firmen waren wir unbeliebt – wir waren die komplizierte Band. Aber aufgrund unseres Erfolges konnten wir uns das leisten.«
Raus aus der Konventionszone
Gesellschaftliche Konventionen waren den Kaulitz-brüdern egal. Sie wollten ihre Leidenschaft ausleben. Sie wussten, was sie wollten: Musik machen und andere damit begeistern. Nachdem die Jungs aus
Magdeburg alle Erfolge eingefahren hatten, die es zu holen gab – darunter Platin-, Doppelplatin- und Dreifachgold-alben, Auszeichnungen wie Bambi, Echo, World Music Award, MTV Award und über zehn Millionen verkaufte Platten, gingen sie 2010 nach Los Angeles. Reich, talentiert, jung – eigentlich hatten sie alles erreicht, was man sich als Künstler wünschen kann. Doch die Kaulitz-brüder legten einen zweiten Berufsabschnitt nach – noch individueller und selbstbestimmter. Erwartungen von anderen müssen warten Wenn Sie leidenschaftlich an Ihrem Erfolg arbeiten, wird der Punkt kommen, an dem man Sie als erfolgreich abstempelt. Es wird sich so anfühlen, als erwarte man gewisse Dinge von Ihnen. In diese Falle dürfen Sie nicht tappen, denn es ist Ihr Leben. Niemand darf bestimmen, was Sie zu tun haben oder wie Sie sich verhalten müssen. Der einzige Mensch, den Sie zufriedenstellen müssen, sind Sie selbst. Auch hier müssen Sie ehrlich zu sich sein und sich notfalls gegen Ihr Umfeld mit seinen Erwartungen behaupten. Deshalb haben die Kaulitz-brüder vor vielen Jahren der Musikindustrie den Mittelfinger gezeigt und wieder ihr ganz eigenes Ding gemacht. Sie wollten glücklich sein, nicht andere zufriedenstellen. »Ich könnte dir so viele Mails zeigen, in denen Leute schreiben, dass wir Karriere-selbstmord begehen. Aber wir wollen nicht sein wie Pink oder Avril Lavigne, die heute immer noch dasselbe machen wie am Anfang. Bei uns gibt es keine Trennlinie zwischen Privat und Beruf. Wir sind unsere Musik.«
Deshalb schreiben sie heute ihre Songs wieder selbst, produzieren die Musik im Alleingang und verzichten auf ein Management. Sie verwirklichen sich selbst als Künstler und trachten nach dem Maximum an Freiheit.
Kompromisslos ehrlich
Die Kaulitz-brüder wollten Musik machen, und zwar ohne Kompromisse. Der enorme Kommerz drum herum gehörte nicht zu ihren übergeordneten Zielen.
Leidenschaftlich
Seiner Leidenschaft zu folgen, bedeutet auch, ehrlich zu sich selbst zu sein. Was wollen Sie und was wollen Sie nicht? Dafür müssen Sie stets bereit sein, Entscheidungen
zu treffen. Folgendes haben erfolgreiche Menschen gemeinsam: Sie können ihre eigene Situation aus der Vogelperspektive betrachten und feststellen, ob sie glücklich sind mit dem, was sie sehen. Sie zögern auch nicht, aus der Antwort die Konsequenzen zu ziehen und zu handeln. Im Idealfall maximiert Ihre Leidenschaft Ihre Lebensqualität, deshalb müssen Sie die gleiche schonungslose Ehrlichkeit an den Tag legen. Wer sich in die eigene Tasche lügt, wird niemals seine langfristigen Ziele erreichen. An diesem Punkt treffen Leidenschaft und Erfolg aufeinander. Man kann äußerlich sehr erfolgreich sein, aber innerlich keine Erfüllung erleben. Dies ist auch der Grund, weshalb es Top-manager gibt, die plötzlich ein abgelegenes Weingut kaufen und sich völlig aus dem Geschäftsleben zurückziehen. Als Außenstehender schüttelt man darüber vielleicht den Kopf. Wenn es jedoch die Leidenschaft desjenigen ist, einem Weinstock beim Wachsen zuzusehen, dann sollte er diesem Herzenswunsch besser früher als später nachgeben. Und zwar unabhängig davon, was das Umfeld dazu meint.
Vom Fischer und dem Manager
Es gibt dazu diese schöne Geschichte vom Fischer und dem Manager:
Ein Fischer fährt jeden Tag mit seinem kleinen Boot aufs Meer und fängt zwei Fische. Das macht er Tag für Tag. Ein Manager eines Weltkonzerns beobachtet ihn und spricht ihn an: »Weshalb fängst du eigentlich nur zwei Fische? Du könntest mehr fangen und damit Geld verdienen.« Der Fischer gibt an, dass diese Fische für ihn und seine Familie ausreichen würden. »Was sollte ich denn mit dem zusätzlichen Geld machen?«, fragt er. Der Manager darauf: »Du könn
»Ich könnte dir so viele Mails zeigen, in denen Leute schreiben, dass wir Karriere-selbstmord begehen. «
test eine Firma gründen und Mitarbeiter einstellen, die noch mehr Fische für dich fangen und verkaufen. Du könntest so viel Geld verdienen, dass du dich zur Ruhe setzen könntest.« Der Fischer kratzt sich am Kopf: »Dann könnte ich ja machen, was ich gerne tue. Mit dem Boot aufs Meer fahren und Fische fangen.« Der Manager nickt: »Genau, das könntest du tun.« Da lacht der Fischer und entgegnet: »Das mache ich aber jetzt schon.«
Was von außen vielleicht nicht plausibel oder erfolgreich aussieht, kann für die betroffene Person ganz anders sein. Fragen Sie sich: Welche Träume schiebe ich auf?
Leben ohne Reue
Wenn Sie Ihre Leidenschaft gefunden und zu Ihrem Lebensmittelpunkt gemacht haben, verfolgen Sie Ihre Werte und Ideale. Sobald Sie merken, dass etwas oder jemand Ihre Werte mit Füßen tritt, ziehen Sie einen Schlussstrich. Seien Sie konsequent und halten Sie Ihre Selbstachtung in Ehren. Trennen Sie sich von Menschen, die Ihre Leidenschaft nicht akzeptieren oder Ihnen reinreden wollen. Sie selbst sind der Architekt Ihres Lebens und Sie müssen letztlich auch die Verantwortung tragen. Denn am Ende Ihres Lebens möchten Sie doch nicht bereuen, dass Sie Dinge nicht getan haben?
Der viel beachtete Bestseller 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen von Bronnie Ware schlägt in diese Kerbe. Bronnie Ware hat jahrelang Sterbende auf ihrem letzten Weg begleitet und dokumentiert, was diese beschäftigt hat. Herausgekommen ist Folgendes:
Die Sterbenden haben es bedauert, nicht ihr eigenes Leben gelebt zu haben. Sie bereuten es, sich nach den Erwartungen von anderen gerichtet zu haben. 2.
Sie wünschten sich, dass sie nicht so viel gearbeitet hätten. Sie hätten sich lieber ihren Leidenschaften hingeben sollen. 3.
Sie bereuten es, viel zu häufig eine Rolle gespielt und viel zu selten wahre Gefühle gezeigt zu haben. Dies führte dazu, dass sie ein mittelmäßiges Leben geführt haben. 4. Die Sterbenden gaben an, dass sie gern mehr Zeit mit engen Freunden verbracht hätten. 5. Vielebereutenes,kaumfreudeinihrlebengelassenzu haben. Sie hätten sich selbst zu wenig gegönnt.
Diese fünf Punkte greifen natürlich ineinander und können nicht isoliert betrachtet werden. Gefühle, Leidenschaft und das Streben nach einem glücklichen Leben sind die wichtigsten Werte am Ende des Lebens. Die Aussagen lassen auch vermuten, dass diese Menschen selbst Schritt für Schritt ihre Leidenschaft zum Erlöschen gebracht haben, um ein angepasstes Leben zu führen. Fragen Sie sich: An welchen Punkten sabotiere ich mich selbst?
Das eigene Talent
Talent und Leidenschaft sind oft dasselbe. Wenn Sie zehn Menschen bitten, spontan ihr größtes Talent zu nennen, werden acht davon ins Stocken kommen. Es ist tragisch, dass so viele Menschen Jahre ihres Lebens verschwenden, ohne ihr Talent identifiziert und zum Beruf gemacht zu haben. Viele machen den Fehler, unter Talent etwas Handwerkliches zu verstehen, zum Beispiel, dass jemand gut malen oder schreinern kann. Es gibt allerdings sehr viele »weiche« Talente, sogenannte Soft Skills.
Es ist nämlich ebenso ein echtes Talent, gut sprechen zu können, jemanden zum Lachen zu bringen, gut analysieren zu können, Zusammenhänge schnell zu erkennen, gut zuhören zu können, Details zu erkennen, begeistern oder überzeugen zu können, gut schreiben zu können, gut vorlesen zu können und so weiter und so fort. Aus jedem Talent, das ich Ihnen aufgezählt habe – und es gibt noch Tausende –, können Sie einen Beruf machen und Ihr Traumleben leben. Machen auch Sie einfach Ihr wahres Talent zum Beruf und leben Sie Ihre Leidenschaft! Wenn Ihnen Ihr Talent nicht sofort auffällt, beobachten Sie ab sofort Ihr eigenes Verhalten. Im Alltag werden Sie am besten erkennen können, was Ihnen liegt. Oder bitten Sie andere, Ihnen bei der Analyse zu helfen. – Sie sollten das nicht auf die lange Bank schieben. Die Zeit vergeht wie im Fluge!
»Aber wir wollen nicht sein wie Pink oder Avril Lavigne, die heute immer noch dasselbe machen wie am Anfang.« »Bei uns gibt es keine Trennlinie zwischen Privat und Beruf. Wir sind unsere Musik.«
Scheitern ist keine Option
Um Ihre Leidenschaft und damit Ihr wahres Lebensziel zu finden, können Sie eine Methode wählen, die der Erfolgstrainer und Bestsellerautor Brian Tracy bei seinen Seminaren anwendet:
Stellen Sie sich vor, Sie könnten nicht scheitern. Stellen Sie sich vor, Sie sind in einer Verfassung, in der es unmöglich wäre zu scheitern. Alles, was Sie anpacken, gelänge Ihnen ausnahmslos. Was würden Sie dann tun?
Ihre Antwort auf diese Frage gibt Ihnen einen Einblick in Ihr Inneres. So fördern Sie Ihre wahren Leidenschaften und Träume zutage, die Sie sich aus Angst vor dem Versagen
verwehren. Das sollten Sie aber nicht tun. Natürlich werden Sie bei allem im Leben auch Niederlagen einstecken müssen. So funktioniert die Welt nun einmal. Nur dürfen Sie einen Rückschlag nicht als das Ende betrachten. Er ist nur ein Stein, der Ihnen im Weg liegt. Und Sie brauchen viele Steine, um etwas Schönes zu bauen. Erfolgreiche Menschen sehen Rückschläge als etwas völlig Normales an auf dem Weg zum Erfolg. Es ist schlichtweg nicht möglich, es zu etwas zu bringen, ohne dabei Lernmomente zu haben. Ein etwas plumper, aber passender Spruch lautet: »Unterschätze niemals jemanden, der einen Schritt zurück geht. Er könnte Anlauf nehmen.«
»Wir hatten schon immer ein Autoritätsproblem. Wir haben immer sehr darum gekämpft, alles mitzubestimmen. Bei den Firmen waren wir unbeliebt – wir waren die komplizierte Band. Aber aufgrund unseres Erfolges konnten wir uns das leisten.«