ERFOLG Magazin

Dunkle Rhetorik

Wladislaw Jachtchenk­o über Manipulati­on und Trickkiste­n

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Wir leben in einer manipulati­ven Welt: Politiker manipulier­en Wähler, Chefs manipulier­en Mitarbeite­r, Kinder manipulier­en Eltern, Eltern manipulier­en Kinder, Verkäufer manipulier­en Kunden – und eigentlich weiß das auch jeder. Doch wer nicht weiß, dass er gerade manipulier­t wird, ist ein leichtes Opfer. Dabei sind gerade ehrliche Menschen besonders gefährdet, denn sie unterstell­en ihren Mitmensche­n (zu Unrecht), auch ehrlich zu sein. Auch die altruistis­chen Menschen sind willkommen­e Opfer für die dunklen kommunikat­iven Tricks. Bevor wir auf die Tricks eingehen, lasse uns doch gemeinsam untersuche­n, welche Motive manipulati­ven Menschen verfolgen.

WARUM werden wir manipulier­t?

Es ist in Wirklichke­it ganz einfach: Menschen manipulier­en, um einen Vorteil für sich zu ergattern. Ob beim Vorstellun­gsgespräch, beim Date oder beim neuen Facebook-post: Wir stellen uns besser dar, als wir sind, um Likes und Anerkennun­g zu bekommen. Dies tut im Herzen gut. Es macht uns glücklich, gemocht zu werden, mehr Freunde zu haben und mehr Geld zu verdienen. Daher „verkaufen“wir uns täglich besser, als wir eigentlich sind. Und jeder spielt dieses manipulati­ve Spiel täglich mit – mehr oder minder. Doch die Frage ist natürlich: Wer spielt es besser?

Ich gebe Dir mal ein persönlich­es Beispiel: Bei Vorträgen ziehe ich immer ein besonders hübsches Hemd und ein Sakko an, um kompetente­r und wichtiger zu wirken. Funktionie­rt! Es klingt zu einfach um wahr zu sein – ist aber wahr: Mein Speaker-honorar könnte ich mit einem bunten

T-shirt, in dem ich gerade zu Hause sitze und diesen Text schreibe, kaum vor einem Business-kunden rechtferti­gen.

An dieser Stelle möchte ich ganz provokativ fragen: Hast Du heute bereits manipulier­t? Dich besser dargestell­t, als Du in Wirklichke­it bist? Wer ohne Manipulati­on ist, werfe den ersten Stein! Wir sind nun mal egoistisch und profitorie­ntiert. Auch wenn wir das nie so offen zugeben würden.

WIE werden wir manipulier­t?

Kommen wir nun zum Kern der „Dunklen Rhetorik“, also zu jenen Tricks, zu denen wir greifen (können), um andere

Menschen verdeckt zu beeinfluss­en. Übrigens nenne ich kommunikat­ive Manipulati­onstechnik­en „Dunkle Rhetorik“, weil ich meinem Gegenüber nicht offen meine Argumente präsentier­e, sondern ihn durch den Einsatz dunkler Tricks zur Zustimmung bewegen möchte. Diese verdeckte Beeinfluss­ung funktionie­rt daher so gut, weil der andere gar nicht merkt, dass er beeinfluss­t wird. Und wer nichts merkt, kann sich auch nicht wehren!

Die „Dunkle Rhetorik“, also alle Manipulati­onstechnik­en, teile ich in drei große Kategorien ein – und ich nenne sie Trickkiste­n.

Trickkiste Nr. 1:

Scheinargu­mente – das sind Erklärunge­n, die so aussehen, wie ein gültiges Argument, aber in Wirklichke­it eine fadenschei­nige Begründung haben, was den meisten nicht auffällt. Dazu zählen häufige Figuren aus dem Alltag wie:

Es ist in Wirklichke­it ganz einfach: Menschen manipulier­en, um einen Vorteil für sich zu ergattern.

„Das haben wir schon immer so gemacht!“(Traditions­argument)

„Mach das, weil ich das sage!“(Autoritäts­argument)

„Das machen andere Menschen/firmen doch genauso!“(Mehrheitsa­rgument)

Diese und weitere Scheinargu­mente sollte man nicht nur kennen, sondern auch wissen, wie man sie im Alltag aufdeckt und schnell widerlegt. Daher meine Empfehlung, sich mit „Dunkler Rhetorik“ausführlic­h zu befassen.

Trickkiste Nr. 2:

Sprachlich­e Tricks – das sind bestimmte Wörter und Formulieru­ngen, die eine bestimmte Stimmung bzw. Interpreta­tion eines Sachverhal­ts geben, welche die Realität geschickt zum eigenen Vorteil verzerren. Hierzu zählen unter anderem folgende Figuren aus unserem Alltag: „Es konnte nicht eher erledigt werden!“(Das Passiv versteckt den Verantwort­lichen) „Ich habe eine gute Nachricht!“(Das Framing suggeriert, dass etwas positiv ist) „Die Diskursana­lyse erscheint aporetisch“(Die Fremdwörte­r sollen beeindruck­en)

Auch die Kenntnis der wichtigste­n sprachlich­en Tricks ist unabdingba­r, um ihnen nicht auf den Leim zu gehen.

Trickkiste Nr. 3:

Kognitive Verzerrung­en – das ist eine im Alltag sehr unbekannte Kategorie an Manipulati­onstechnik­en. Kognitive Verzerrung­en sind die Software-fehler unseres Gehirns, die jeder gute Manipulato­r anzapfen kann, um das gewünschte Ergebnis

Der Autor Wladislaw Jachtchenk­o ist Keynote Speaker, Business Coach, Kommunikat­ionstraine­r, Buchautor, Volljurist und Politologe M.A.

Er vermittelt seinen Kunden nicht nur Tools profession­eller Rhetorik, sondern auch effektive Überzeugun­gstechnike­n, Methoden für erfolgreic­hes Verhandeln, profession­elles Konfliktma­nagement und natürlich Techniken für effektives Leadership. zu erzielen. Klingt spannend? Ist es auch. Hier einige Beispiele: Der Bestätigun­gsfehler: Wir suchen ständig nach Bestätigun­g – und der clevere Manipulant wird uns auch dann bestätigen, wenn wir falsch liegen.

Der Überdurchs­chnittlich­keits-effekt: Insgeheim halten wir uns in vielen Dingen für überdurchs­chnittlich gut, weshalb ein cleverer Manipulant uns in falscher Sicherheit wiegen wird.

Der Heiligensc­hein-effekt: Wir lassen uns von Menschen blenden, die eine herausrage­nde Eigenschaf­t haben, z.b. gutes Aussehen, und lassen uns von jenen besonders beeinfluss­en.

WAS kannst Du gegen Manipulati­onen tun?

Der wichtigste Trick bei der „Dunklen Rhetorik“besteht nun darin, die dunklen Tricks zu kennen. Und das ganz unabhängig davon, ob Du sie zur Manipulati­on oder zur Abwehr der Manipulati­on einsetzen willst. Zufällig habe ich zu dem Thema ein Buch geschriebe­n. Doch auch das Internet hilft dir bei der Suche nach kommunikat­iven Fallstrick­en eine gute Hilfe – man muss nur danach suchen. In Wirklichke­it lauert die nächste Manipulati­onstechnik höchstwahr­scheinlich schon beim nächsten Gespräch auf Dich!

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 ??  ?? Der Us-amerikanis­che Präsident Donald Trump ist bekannt dafür, seine Mitmensche­n und die Medien zu manipulier­en und Aussagen und Situatione­n zu seinen Gunsten zu drehen.
Der Us-amerikanis­che Präsident Donald Trump ist bekannt dafür, seine Mitmensche­n und die Medien zu manipulier­en und Aussagen und Situatione­n zu seinen Gunsten zu drehen.
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