Tim S. Grover – Kompromisslos
Die Haltung eines Cleaners kann so formuliert werden: Ich habe alles im Griff. Er betritt einen Raum mit großem Selbstbewusstsein und verlässt ihn mit Ergebnissen. Ein Cleaner hat den Mut und die Vision, alles zu seinem Vorteil auszurichten. Man weiß nie, was er vorhat, aber man ahnt, dass er etwas ausbrütet. Man kann nur abwarten, ihn beobachten und ihm Respekt für seine Fähigkeit zollen, alles ohne lange Diskussionen oder Analysen zu regeln. Er weiß einfach, was zu tun ist.
Ein Cleaner zu sein, hat fast nichts mit Talent zu tun. Jeder ist auf irgendeine Art und Weise talentiert. Aber das führt nicht unbedingt zum Erfolg. Diejenigen, die Spitzenleistungen erreichen, verlassen sich nicht auf ihr Talent. Sie konzentrieren sich voll und ganz darauf, die Verantwortung und die Führung zu übernehmen, sei es im Sport, in der Familie, beim Führen eines Betriebs oder beim Fahren eines Busses. Sie entscheiden, wie der Job gemacht werden soll, und tun dann das, was nötig ist. Solche Menschen sind unglaublich antriebsstark und besitzen eine unvergleichliche Genialität. Sie erledigen einen Job nicht nur, sie erfinden ihn neu. Ich habe alles im Griff ist ihr Credo. Damit meine ich zum Beispiel auch den Kellner, der von jedem einzelnen Kunden weiß, was dieser gerne trinkt und wie er sein Steak mag. Jeder isst in so einem Restaurant gerne und gibt reichlich Trinkgeld, weil er den hervorragenden Service schätzt. Ich meine aber auch die Lehrerin, die so lange nicht aufgibt, bis alle Schüler den Stoff verstanden haben, oder den Sachbearbeiter, der weiß, was sein Chef braucht, noch bevor dieser es selbst weiß. Oder alle Eltern, die Überstunden machen, um Rechnungen zu bezahlen und ihre Kinder auf die Universität schicken zu können. Oder die Busfahrer, die jeden Morgen in ihren Bus steigen, alle Passagiere kennen, wissen, wo jeder ein- und aussteigt, immer freundlich lächeln, aber denken: Das ist mein verdammter Bus und hier wird kein Unsinn gemacht. Hier ist und bleibt es sauber. Ich werde immer pünktlich sein und jeden, der mir blöd kommt, schmeiße ich raus.
Navy SEALS sind Cleaner. Sie verfolgen ihre Mission und nichts kann sie davon abhalten, sie zu erfüllen; sie wissen, was getan werden muss, und tun es einfach. Sie sind auf Erfolg getrimmt, feiern diesen aber nicht lange, weil es immer noch mehr zu tun gibt. Jeder Sieg ist lediglich ein Sprungbrett für die nächste Herausforderung, der sie sich stellen müssen. Der größte Teil der Arbeit geschieht hinter den Kulissen, ohne viel Tamtam. Cleaner legen keinen Wert auf Show. Ein echter Cleaner sagt einem nicht, was er vorhat oder plant. Das findet man erst am Schluss heraus. Und wenn man schließlich merkt, was er vollbracht hat, befasst er sich schon mit der nächsten Aufgabe.
Warum nenne ich sie Cleaner? Weil sie für alles Verantwortung übernehmen. Wenn etwas schiefläuft, geben sie nicht anderen die Schuld daran, denn Cleaner verlassen sich sowieso nie auf andere. Sie kehren einfach die Scherben zusammen und machen weiter. Denken Sie nur an einen Nachtwächter, der nachts ganz allein arbeitet. Er lenkt keine Aufmerksamkeit auf sich, niemand sieht, wie er arbeitet, niemand weiß, was er eigentlich tut, aber der Job wird immer erledigt. Er muss erledigt werden, damit andere wiederum ihre Jobs effizient ausüben können. So gesehen, ist er der mächtigste Mann in einem Unternehmen. Er hat unbegrenzten Zugang zu allen Räumen, er weiß, wo sich alles befindet und wie alles funktioniert. Er besitzt einen Generalschlüssel für alle Türen und kann sich unbemerkt überallhin bewegen. Er weiß, was die anderen tun, und kennt alle schmutzigen kleinen Geheimnisse, zum Beispiel, wer am Vorabend nicht nach Hause gefahren ist, wer sich spät am Abend reingeschlichen hat, wer die leere Whiskyflasche unter dem Tisch liegen gelassen und wer Kondomverpackungen in den Mülleimer geworfen hat. Wenn es einen Notfall gibt, wird er gerufen.
Ein Cleaner wird nicht als Erster, sondern als Letzter ins Spiel gebracht, wenn sich abzeichnet, dass niemand sonst die Situation retten kann. Er diskutiert nicht lange und bricht auch nicht in Panik aus.
Cleaner brechen auch Regeln, wenn nötig. Sie sind nur am Endergebnis interessiert. Wenn alles schiefläuft und jeder panisch wird, bleibt ein Cleaner ruhig und unerschütterlich, cool und sicher. Er kennt keine Probleme, nur Situationen, die es zu bewältigen gilt, und wenn er eine Lösung gefunden hat, redet er nicht viel darüber. Er sagt nur: »Ich mache das schon.« Und wenn er Ergebnisse erzielt, stehen andere nur fassungslos daneben, schütteln den Kopf und fragen sich, wie er das wieder einmal geschafft hat. Versagen ist keine Option für ihn. Auch noch Jahre später wird er eine negative Situation zu seinem Vorteil nutzen. Und er wird nicht klein beigeben, bis er am Ziel angekommen ist.