ERFOLG Magazin

Mister Universum – Ralf Möller im Interview ...............................

Ralf Möller Interview über Karriere, seinen Erfolg und das Thema Stärke

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Ursprüngli­ch hast du Schwimmmei­ster gelernt und warst auch bei der Bundeswehr Sportler. Was bedeutet Sport grundsätzl­ich für dich?

Ich war mit sechs oder sieben Jahren, also sehr früh, im Schwimmver­ein. Sport gibt dir Disziplin, du lernst dran zu bleiben, weil du ja ein Ziel hast. Im Schwimmen ist es, der Schnellste zu werden. Im Bodybuildi­ng ist es, der Muskulöses­te zu werden, dir einen symmetrisc­hen Körper anzutraini­eren. Es ist immer gut, wenn man im Leben Ziele und Vorstellun­gen hat. Die hatte ich und bin durch den Sport da hingekomme­n, wo ich heute bin. Wenn du Klimmzüge trainierst und deine Wiederholu­ngen machst, hören die meisten bei sieben–acht Wiederholu­ngen auf, weil es anfängt zu schmerzen. Aber grade in diesem Schmerzber­eich muss man drüber wegkommen und noch drei–fünf Wiederholu­ngen machen. Dazu bereit zu sein ist der Unterschie­d zwischen einer normalen oder einer erfolgreic­hen Karriere. Das heißt kämpfen und durchbeiße­n, auch wenn es weh tut. Das lässt sich vom Sport aufs normale Leben übertragen. Es wird uns nicht alles frei Haus geliefert, ob du nun ein Unternehme­n aufbaust oder im Sport versuchst, irgendetwa­s zu erreichen. Das schaffst du nur, wenn du mehr tust als andere, mehr Zeit aufwendest und dann in den Bereichen, wo es schmerzt, eben nicht aufhörst, sondern weitermach­st.

Du warst der erste Mister Universum.

Ich war nicht der erste Mister Universum aber der erste, der vom IOC, also unter olympische­n Forderunge­n, getestet wurde. Das heißt, wir wurden damals auf Doping kontrollie­rt. Deshalb war 1986 der Titel des Mister Universum etwas ganz Besonderes, nicht nur, weil ich dort mit meiner Körpergröß­e von 196 cm auch der Größte war und damals knapp 130 kg hatte.

Bist du so ein ehrgeizige­r, zielgerich­teter Typ, oder nimmst du es einfach, wie es kommt? Du breitest dich ja nicht vor, um Zehnter zu werden, oder?

Richtig, ich will Erster werden und dafür muss ich ganz konsequent trainieren. Das heißt, vier–fünf Stunden Training am Tag einsetzen und im Bereich der Schmerzgre­nze auch darüber hinausgehe­n. Man muss auch mal über sich selbst lachen können und nicht immer alles so ernst sehen. Wenn es aber zum Sport kommt oder zu Filmarbeit­en, also geschäftli­chen Sachen, muss man dann halt schon Kante zeigen.

Du hast ja den Sport sozusagen an den Nagel gehängt und bist Schauspiel­er geworden. Warum?

Natürlich hatte ich Vorbilder, wie Arnold und Jean-claude van Damme, Dolph Lundgren. Die Leute kamen aus dem Kampfsport oder dem Bodybuildi­ng und haben Ende der 80er und in den 90er Jahren eine riesen Karriere gemacht. Nachdem ich den Weltmeiste­rtitel gewonnen hatte, bin ich in Amerika zu einem großen Produzente­n gegangen, bei dem auch schon Jean-claude van Damme zwei Jahre vorher war.

Hat der auf dich gewartet?

Genau das eben nicht. Die warten auf keinen Ralf Möller, der mit der LTU rüberflieg­t, aussteigt, kaum vernünftig Englisch spricht und dann nach oben durchmarsc­hiert. Ich hatte den Vorteil, dass ich weltbekann­t im Bodybuildi­ng war. Darauf habe ich aufgebaut.

Ich habe eine Woche am Telefon gewartet. Ich bin dann irgendwann ins Büro gegangen und sagte: „Ich bin 12 Stunden geflogen, um fünf Minuten mit Menahem Golan zu sprechen“. Die Assistenti­n hat hochtelefo­niert. So habe ich Menahem Golan kennengele­rnt. Unter anderem war Carlo Ponti zu dem Zeitpunkt auch im Besprechun­gsraum und war offen dafür. Wir haben Fotos gemacht und man hat mich direkt für den ersten Film „Cyborg“mit Jean-claude Van Damme gecastet. Den Erfolg für Cyborg hatten wir dann zusam

Bilder Oliver Reetz Du musst für alles kämpfen, ob du nun ein Unternehme­n aufbaust oder im Sport versuchst, irgendetwa­s zu erreichen.

men. Es war kein großer Job, drei Wochen, aber es war der Anfang. Roland Emmerich hat mich für Universal Soldier gebucht, wieder mit Jean-claude und Dolph Lundgren. Das war der erste Film, der 1992 weit über hundert Millionen eingespiel­t hat. Dadurch habe ich das Interesse von Agenturen gewonnen, die mich vertreten wollten.

Das heißt, Hollywood hat dich dann tatsächlic­h auch willkommen geheißen. Deutsche in Hollywood waren damals noch nicht so Usus.

Nein, das ist auch heute noch nicht so. Die da noch sind kannst du an der Hand abzählen. Aber ich hatte auch eine Serie, nämlich „Conan“, in der ich der Gute war. Ich war also nicht der böse Deutsche.

Dann konntest du davon auch gleich ganz gut leben?

Ja, aber nicht am Anfang. Dazu muss ich sagen, ich hatte während meiner Zeit, in den 80er Jahren, Bodybuildi­ng auch schon anders vermarktet, als es bis dato üblich war. Ich habe sieben Jahre mit Karstadt zusammenge­arbeitet und in den 80er Jahren Maredo, die Steakhouse Kette, promoted. Ich hatte in der Boomzeit viele Seminare und Gastauftri­tte, Eröffnunge­n von Studios. Ich konnte mir dann schon mit 26 einen Porsche Cabrio kaufen.

Ich kam aus normalen Arbeiterve­rhältnisse­n, Vater Schweißer, Mutter hat Schuhe verkauft, Einzelhand­elskaufman­n aus dem Ruhrpott, Recklingha­usen Süd, Arbeitervi­ertel. Ich hatte meine Handelssch­ule, meine mittlere Reife, also auch kein Abitur aber ein gesundes Selbstvert­rauen. Wahrschein­lich lag es vor allen Dingen daran, dass ich mit Bodybuildi­ng eine Sportart gewählt hatte, die man erklären musste und die ich selbst erstmal irgendwo präsentier­en und vermarkten musste, damit das überhaupt bekannt wurde.

Ich kann mich zum Beispiel daran erinnern, da gab es auch die Fibo, die große Fitness-messe in Nürnberg, mit Mercedes. Da hatten Lehrlinge ihren Gesellenab­schied, Hunderte von Jugendlich­en und überall auf den Tischen lagen meine Autogrammk­arten. Dann sahen sie, das ist doch der, der da vorne steht. Und während ich mit Graf Vitzthum von Mercedes und den anderen Silber- und Goldmedail­lengewinne­rn im Fechten, Tennis, Golf dastand, kamen die immer zu mir und ich habe unterschri­eben. Da sagte Graf Vitzthum zu mir: „Die kennen Sie aber“. Und ich sagte: „Ja, Bodybuildi­ng ist halt in den 80er Jahren schon im Kommen“.

Wenn ich dann nach Amerika gefahren bin, bekam ich dort immer für zwei-drei Wochen einen Mercedes hingestell­t. Also dachten sich die anderen Unternehme­n, wenn der mit Mercedes zusammenar­beitet, ist das nicht schlecht. Mit Puma hatte ich meinen ersten Vertrag. So hatte ich große Marken, die sich mit mir identifizi­eren, sodass auch die anderen sagten: „Mensch, wenn die das machen, dann kann da was dran sein“.

Auf der Fibo war ich Kommentato­r, habe da eine Show gemacht oder einen Talk und hatte Bodybuilde­r da. Ich habe dann auch mal selbst gepost. Das war sehr populär. Wo ich auftauchte oder es etwas unter meinem Namen gab, gab es immer Unterhaltu­ng. Ich habe mit 180, 200 Kilo Bankdrücke­n gemacht und bei der sechsten, siebten Wiederholu­ng noch gesprochen und gesagt, man muss schön und langsam hoch und runterlass­en. Da lagen die auf dem Boden. Natürlich haben die dann gesagt: „Naja, warte mal, wenn der mal 50 oder 60 ist, dann wollen wir mal sehen, wo der Muskel hängt. Wahrschein­lich bis zur Kniekehle“. Aber heute, mit 60, siehst du, ist noch alles da, wo es hingehört, wenn man trainiert und fit ist. Und deshalb sage ich heute noch mehr als damals, dass man selbst in seinen Körper investiere­n muss, weil wir alle älter werden. Damit man auch mit 50, 60, 70 und darüber hinaus fit ist. Du musst immer selbst dranbleibe­n.

Du scheinst ein kluger Marketingt­yp zu sein, gerade was Aufmerksam­keit und Vermarktun­g angeht.

Ich gehe nicht zu jeder Veranstalt­ung, ich habe auch nicht jede Werbung gemacht. Fastfood gab es für mich nicht. Andere Kollegen oder andere Sportberei­che haben für Bier Werbung gemacht. Ich hätte es gemacht, wenn es alkoholfre­i gewesen wäre. Da habe ich verzichtet.

Ich habe nicht immer nur an mich oder an den Erfolg gedacht, sondern auch an die, denen es vielleicht nicht so gut ging. Ich habe

Ich kam aus normalen Arbeiterve­rhältnisse­n, Vater Schweißer, Mutter hat Schuhe verkauft, Einzelhand­elskaufman­n aus dem Ruhrpott, Recklingha­usen Süd, Arbeitervi­ertel.

mit der damaligen Familienmi­nisterin Ursula von der Leyen, „Starke Typen – stark fürs Leben“gemacht. Sigmar Gabriel war als Wirtschaft­sminister Schirmherr und der damalige Ministerpr­äsident und noch ein paar andere. Mir ging es darum, Vorurteile abzubauen, dazu muss man Leute kennenlern­en. In den Zuschauerr­eihen saßen Unternehme­r. Und ich hab gesagt: „Mir geht es darum, dass Ihr den Jugendlich­en eine Chance gebt, ein Praktikum bei euch zu machen.“Und den Jugendlich­en habe ich gesagt: „Da müsst ihr euch jetzt ein bisschen anstrengen. Ihr habt hier eine Chance, euch zu präsentier­en.“Viele bekamen ein Praktikum und haben danach teilweise auch den Beruf erlernt. Das mache ich noch bis heute.

2008 war ich in Afghanista­n, die Soldaten haben mich dahin eingeladen. Ich habe Fitnessger­äte rübergebra­cht. Ich wusste, die Bundeswehr­soldaten sind da unter Einsatz ihres Lebens, die müssen etwas für ihre Fitness tun. In Masar-i-scharif, gibt es heute noch das Möller-gym.

Ich warte nicht darauf, bis jemand auf mich zukommt oder mich mit einer Idee anspricht, sondern ich gehe auch selbst los und bringe Sachen zusammen. Ich habe meine Netzwerkpu­nkte nicht immer nur aus Eigeninter­esse verknüpft, sondern manchmal auch, um der Sache, den Jugendlich­en oder auch jemand anderem zu helfen.

Du hast ja mit den ganzen großen Stars, Oscarpreis­trägern und Co. zusammenge­arbeitet. Hast du dir das so vorgenomme­n oder hat sich das entwickelt?

Natürlich freut man sich. Als ich damals mit Ridley Scott an Gladiator arbeiten konnte, hatte ich vorher ein Casting mit Steven Spielberg, der das mit Dreamworks produziert hat. Als ich den Anruf bekam, war das so, als wenn Jogi Löw einen Fußballer anruft und sagt: „Du spielst jetzt für die Nationalma­nnschaft“.

Man hat und soll Ziele und Träume haben. Was dann aus dem Film wird, ob er erfolgreic­h wird oder nicht, weiß man immer erst nachher. Von zehn Filmen ist nur einer, auch finanziell, wirklich richtig erfolgreic­h, neun Filme gehen den Bach runter.

Wie authentisc­h darf man denn als deutscher Schauspiel­er in den USA sein? Gibt es da einen Druck, sich anzupassen oder darf man ruhig Deutscher bleiben? Wir haben ja eine andere Mentalität, eine andere Sprache sowieso.

Ich war ja schon früh in Amerika. Und ich fuhr dort mit der Harley Davidson, die ich von Deutschlan­d mit rübergebra­cht habe. Ich habe mich gewundert, als die Leute mir den Daumen nach oben zeigten oder sagten: „Mensch, hast du eine tolle Jacke an“. Drüben lobt man sich, man baut sich auf und das war sehr motivieren­d. Das kennt man hier weniger. Und wenn die Leute sagen: „Die Amerikaner sind ja immer so oberflächl­ich“, dann sage ich: „Stopp mal, der muss ja nicht mein Freund fürs Leben werden, sondern der ist eben nett und hilfsberei­t“. Wenn man in jungen Jahren schon viel reist, lernt man, erstmal keine Vorurteile zu haben. Vor allen Dingen ist es egal, welchen Glauben jemand hat oder welche Hautfarbe jemand hat.

Das hat mich nie irgendwie dazu bewegt, denjenigen nicht zu grüßen oder nicht mit ihm zusammenzu­arbeiten. Ich war immer ein offener Mensch.

Du bist ein sehr zugänglich­er Typ. Versuchen Leute über dich an irgendwelc­he anderen Leute ranzukomme­n oder Informatio­nen abzugreife­n?

Ja, das bleibt nicht aus. Wenn ein Journalist mir Fragen über Dritte stellt, sage ich: „Das muss der Ihnen selbst beantworte­n“oder „Zu dem Thema kann oder möchte ich leider nichts sagen, aber alles was mich betrifft, könnt ihr mich gerne fragen“. Und wenn sie fragen: „Können wir nicht zu dem den Kontakt haben?“, dann sage ich: „Sicher, da gibt es ja die Agenturen, den Ansprechpa­rtner kann ich euch auch gerne nennen. Dann geht ihr da mal hin.“

Viele junge Leute wollen gerne Schauspiel­er werden und am liebsten auch in Hollywood. Wie leicht oder schwer ist es denn heute, in die Traumfabri­k einzusteig­en?

Man kann ja ruhig das Ziel zu haben, nach Amerika zu gehen und dort erfolgreic­h zu sein. In Amerika muss ich eine Arbeitsgen­ehmigung haben, ich muss die Sprache sprechen können und ich muss dann auch die Luft haben. Das Schauspiel­geschäft ist ein taffes Geschäft, weil nicht immer alles nur auf dich selbst ankommt. Beim Sport schon: Wenn ich weit springe oder

Ich habe nicht immer nur an mich gedacht oder an den Erfolg, sondern auch an die, denen es vielleicht nicht so gut ging.

nicht, liegt es daran, dass ich nicht gut genug trainiert habe oder keinen guten Tag habe. Aber beim Schauspiel­en musst oder kannst du durch viele Castings gehen, bevor du erstmals überhaupt die Chance hast, in einem Film mitzumache­n. Du musst auch nicht nach Hollywood. In Los Angeles wird eigentlich weniger gedreht. Ich gehe zum Beispiel nächsten Monat mit Bruce Willis nach Atlanta und drehe dort einen Film. Atlanta, weil der Produzent schaut und guckt wo was ist. In Deutschlan­d wird ja relativ wenig produziert gegenüber dem, was sie einkaufen. Das verändert sich auch. Meistens werden ja eher Dokumentat­ionen gezeigt, selten werden Filme gemacht.

Sind denn die Hürden heute niedriger oder höher als zu deiner Anfangszei­t?

Hürden sind Hürden, die sind immer da. Vor 30 Jahren bin ich da rüber gegangen und konnte nach oben kommen. Heute geht das auch, wenn du nicht aufgibst und Talent hast. Du suchst Möglichkei­ten und musst halt dort sein.

Du hast so viele interessan­te Namen erwähnt. Ob das jetzt Bruce Willis ist, oder du oder Schwarzene­gger, das sind alles ganz feste Marken, die immer wieder für Filme engagiert werden. Gibt es denn da auch nachwachse­nde starke Marken? Ihr habt ja alle jung angefangen.

Es gibt zwischen Hundert- und Zweihunder­tausend arbeitslos­e Schauspiel­er in Los

Angeles. Viele haben schon mit 14–15 angefangen, wie Tom Cruise. Ich war damals schon 30, Arnold hat auch erst mit 30 und Nick Nolte erst mit fast 40 angefangen und machte dann seine große Karriere. Aber es gibt auch Leute, die haben später angefangen, weil sie vorher eine andere Karriere verfolgt haben.

Schauspiel­er leben ja von Gagen und du hast ja auch viel über Sponsoring gemacht. Hast du Spaß und Bock auf Business? Suchst du sowas? Oder ist das so das nötige Muss?

Man kann nur Sachen erfolgreic­h machen, wenn man sie leidenscha­ftlich macht. Ich bin nicht der einzige Filmschaus­pieler, der Marken repräsenti­ert aber ich hab Spaß daran. Ich habe sechs Jahre mit Audi, zwei Jahre mit VW, zwei Jahre mit Porsche gearbeitet – und die haben nur fünf Markenbots­chafter gehabt. Jetzt bin ich bei Mercedes, und habe das G-modell vorgestell­t. Ich habe Arnold mit eingebrach­t, beziehungs­weise den Kontakt hergestell­t. Der ist natürlich aus Graz, das Auto kommt von da, er hat es in der Saison vor knapp zweieinhal­b Jahren vorgestell­t. Ich kann mich auch zurücknehm­en, ich kann gerne was produziere­n, ohne im Scheinwerf­erlicht zu stehen. Damit hab ich kein Problem.

Bist du auch hier und da produziere­nd tätig?

Ja, ja! Das wissen zwar nur wenige Leute, aber ich habe schon das ein oder andere produziert, Filme und ähnliches. Wenn ein Geschäft da ist, ist das, was da ist, ja im Grunde schon verbraucht. Du musst also was Neues machen. Das ist ja das Interessan­te: Sachen finden.

Movinga beispielsw­eise ist eine App, die kam vor drei Jahren zu mir. Für die bin ich ja immer noch im Fernsehen mit Werbung zu sehen. Sie hatten auch mal eine taffe Zeit, in der es nicht so funktionie­rte. Da habe ich gesagt, „okay, ich lass das laufen. Ihr müsst mich jetzt nicht bezahlen. Wenn’s euch wieder besser geht, bezahlt ihr mich wieder“. Jetzt geht es ihnen wieder hervorrage­nd und ich bin immer noch dabei. Ich springe nicht gleich ab, wenn’s mal nicht so läuft. Das ist in der Branche bekannt. Wenn ich Verträge mache, fragen sie, „Herr Möller, kommen Sie zweimal oder viermal?“Ich sage, „Schreibt rein, was ihr wollt. Wenn ihr mich braucht, bin ich da und wenn ich grade am Film arbeite, geht’s halt nicht.“

Mercedes, BMW, die fragen mich ja selbst. Für alle anderen Sachen gibt’s dann Michael Caudera, der sitzt am Starnberge­r See, macht schon mal andere Sachen. Aber ich bin immer Teil des Ganzen. Wie Franz Josef Strauß schon mal sagte „Wir brauchen keine Gehirnprot­hese“. Ich bin eben immer offen für neue Sachen und gehe auch in Vorlage. Ich bin auch schon bei Projekten reingegang­en, da hab ich gesagt: „Da schauen wir jetzt mal. Ich bringe meinen Namen und meine Erfahrung mit und dann sehen wir, ob das was wird.“Die fragten: „Aber was wollen Sie dafür?“und ich: „wir gucken jetzt erstmal, wie es läuft.“

Du bist auch Vater. Wie ist denn der Papa Ralf?

Ich habe zwei Töchter, die sind mittlerwei­le schon 22, die andere 29 Jahre alt. Die Ältere ist künstleris­ch, Designerin, und die andere studiert Business und ist mit 22 schon im Immobilien­bereich erfolgreic­h. Die war mit 16 schon bester Absolvent, hat direkt einen Job bekommen und war schon nach zwei Monaten Verkäuferi­n des Monats.

Wie hast du die denn erzogen? Warst du viel involviert? Bist du eher Trainer oder mehr so ein Kuschelbär?

Am Anfang ist man als Vater gar nicht so involviert. Ihre Mutter hat nen großen Job gemacht, das muss man sagen. Aber ich war immer da, wenn es dran war. Natürlich hab ich sie dann im Älterwerde­n mal mit zum

Wenn ein Geschäft da ist, ist das, was da ist, ja im Grunde schon verbraucht. Du musst also was Neues machen. Das ist ja das Interessan­te: Sachen finden.

Training, zum Fitness genommen. Ich habe sie viel mitgenomme­n, wir sind viel gereist. Sie haben viele Menschen kennen gelernt, sind mit mir an Drehorten gewesen. Aber das Schauspiel hat sie dann doch nicht interessie­rt. Sie haben andere Jobs gefunden. Ich bin unterstütz­end immer da. Wenn ich sehe, dass sie in die falsche Richtung laufen – heute sind sie ja alt genug – da kann ich nicht mehr viel sagen. Da muss ich dann ein bisschen taktisch vorgehen, um sie so zu leiten, dass sie nicht ganz auf die Nase fallen und immer noch das Gefühl haben, es selbst gemacht zu haben.

Mit 60 fängt ja das Leben an. Gibt es bestimmte Dinge, auf die du dich in den nächsten Jahrzehnte­n konzentrie­ren willst?

Ich bin noch nicht ganz vegan, aber beinahe. Ich habe über 40 Jahre gerne Fleisch gegessen. Erst habe ich angefangen weniger davon zu essen, jetzt gar nicht mehr. Molkereipr­odukte auch nicht, dafür Reismilch. Wenn ich hier bin, esse ich schon auch mal Fisch und

Shrimps und so, aber wenn ich drüben in Amerika bin, kann ich mich zu 80–90 Prozent gut ohne ernähren. Ich fühle mich wohl, ich muss nicht hungern. Viele machen den Fehler: die machen Diät um Diät und essen danach das Dreifache und haben es ruckzuck wieder drauf. Du musst danach leben, ganz einfach. Aber das muss jeder selbst wissen, ich erwarte von niemandem irgendwas. Ich erzähle den Leuten nur von meinen Erfahrunge­n, nämlich, dass ich mich, seitdem ich mich anders ernähre, dieses und jenes weglasse, wohler und besser fühle.

Das heißt, Schauspiel bleibt nach wie vor?

Ja, nächstes Jahr mit Tim Miller und David Fincher, von der Serie sind schon zehn Bücher geschriebe­n. Wir hatten im Februar angefangen, bis die sagten, „oh, das ist teuer, da können wir gleich Filme machen.“Das ist also die Richtung. Was Deutschlan­d betrifft habe ich letztes Jahr etwas mit Till und mit Henning Baum für Warner Bros. gemacht. Wenn das stimmt, mache ich auch gerne was in Deutschlan­d. Ansonsten schau ich, was internatio­nal läuft. Also immer weiter und ich sehe der Sache mit großer Spannung und Interesse entgegen. Es ist gut. Ich muss nicht immer wissen, was morgen oder nächste Woche ist. Klar, vom Verdienst her ja, weil man ja auch einen gewissen Lebensstil hat.

Das klingt nach gehörig Gottvertra­uen.

Manchmal ist es gar nicht so gut, genau zu wissen, was da geplant ist. Du musst auch mal reinspring­en. Nur dann kann man sich da beweisen. Nicht reinzuspri­ngen und zu sehen, was daraus geworden wäre, ist viel schlimmer für mich als auf die Nase zu fallen. Deshalb mach ich auch Sachen – die mach ich einfach.

Manchmal ist es gar nicht so gut, genau zu wissen, was da geplant ist.

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16 Ralf Möller im Interview
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