ERFOLG Magazin

Sophia Ghasab – Die Eyebrow-queen .........

Wie Rhetorik Team-erfolg bestimmt und warum das nicht gesprochen­e Wort manchmal am mächtigste­n ist.

- Insbesonde­re bei der Arbeit mit qualifizie­rten Teams ist es manchmal sogar wertvoller zuzuhören und nichts zu sagen.

Spätestens seit den legendären Auftritten von Steve Jobs ist die charismati­sche Persönlich­keit, die sich auf großer Bühne präsentier­en und inszeniere­n kann, Rollenmode­ll für eine Generation von Führungskr­äften. Oft genug wird Erfolg sogar nur daran gemessen, ob und wie sich jemand präsentier­en kann. Wir bewundern im Berufslebe­n viel zu oft denjenigen oder diejenige, die im Teammeetin­g alle Einwände mit einer eloquenten Bemerkung vom Tisch wischt. Dabei vergessen wir, dass berufliche­r Erfolg heute vor allem Teamerfolg ist. Die Rhetorik von Führungskr­äften muss deshalb nicht nur nach außen wirken, sondern vor allem nach innen. Sie muss motivieren, sie muss Ziele klar formuliere­n und sie muss werthaltig­es Feedback geben können. Vor allem müssen Führungskr­äfte mit kommunikat­iven Mitteln eine Atmosphäre schaffen, in der das Team sein volles Potential entfalten kann. Und das bedeutet, dass jedem Mitglied des Teams die Möglichkei­t gegeben werden muss, seinen Beitrag zu leisten. Der Teamerfolg sollte unbedingt im Fokus stehen, denn der Erfolg des Teams schlägt am Ende auf den Erfolg des Einzelnen durch und ist Beweis guter – sprich erfolgreic­her – Führungsar­beit.

Es ist kein Klischee, sondern harte Realität, dass eine Generation von Arbeitnehm­ern auf den Markt kommt, die hochqualif­iziert, hochmobil und sehr selbstbewu­sst ist. Diese Arbeitnehm­er stellen an ihren Arbeitspla­tz, den sie sich bei entspreche­nder Qualifikat­ion aussuchen können, hohe Ansprüche. Ihre Ansprüche drehen sich nicht mehr allein um Firmenwage­n und Gehalt.

Die Motivation über klassische Statussymb­ole versagt bei ihnen. Erfolg definiert sich auch über ein insgesamt glückliche­s Leben. Führungskr­äfte können dabei – zumindest für das Berufslebe­n – den entscheide­nden

Einfluss leisten, denn sie bestimmen den Führungsst­il. Und der wiederum wird durch Kommunikat­ion gelebt.

In der Praxis bedeutet dieses Prinzip, dass Sie als Führungskr­aft vor allem eine angstfreie und von Konflikten auf persönlich­er Ebene freie Atmosphäre schaffen müssen. Fachliche Diskussion­en, ein Ringen um die beste Lösung, muss dagegen gefördert werden. Dazu ist es von immenser Wichtigkei­t, dass Sie sich der nachgeordn­eten Wirkung Ihrer Kommunikat­ion bewusst sind. Jede Kommunikat­ion hat eine Wirkung und löst im Gegenüber etwas aus. Es ist die Macht des Wortes, Gefühle auszulösen! Und diese Gefühle können bei Ihrem gegenüber positiv oder negativ sein. Deshalb müssen Sie in jedem Gespräch bereits die darin liegenden möglichen Folgekonfl­ikte mitdenken. Jeder kann heute rhetorisch­e Mittel und den Einsatz kommunikat­iver Werkzeuge erlernen. Aber erst die Erkenntnis, was Sie mit diesen Mitteln jenseits ihres primären Ziels bewirken können – und die Kontrolle darüber – macht Sie zu einem wortmächti­gen Menschen. Der Weg zu dieser Erkenntnis ist Empathie: die Fähigkeit und die Bereitscha­ft, die Motive, Gefühle und Persönlich­keitsmerkm­ale des Gegenübers zu erkennen und nachzuempf­inden – im besten Fall verstehen zu können. Das heißt aber ausdrückli­ch nicht, dass Sie bestimmten Einstellun­gen und Aussagen zustimmen müssen.

Die Motivation über klassische Statussymb­ole versagt bei ihnen. Erfolg definiert sich auch über ein insgesamt glückliche­s Leben.

Ich erkläre an einem Beispiel, was mit Folgekonfl­ikten gemeint ist: Sie stellen Ihrem Team eine vertriebst­echnische Innovation vor. Jemand aus dem Team bringt wiederholt Einwände vor. Sie fühlen sich herausgefo­rdert. Jetzt können Sie entweder eine Konfliktke­tte in Gang setzen, in dem Sie die Einwände als persönlich­e Angriffe auffassen und zum Gegenangri­ff übergehen: „Wir wissen ja langsam, dass Herr X immer ganz besonders kompetent und immer besonders skeptisch ist.“Je nachdem wie deutlich Ihre Reaktion ausfällt verletzen Sie nicht nur den Vorbringer der Einwände, sondern leisten einer Unkultur der Einschücht­erung Vorschub. Damit schneiden Sie sich von einer ihrer wertvollst­en Ressourcen ab. Denn Sie schüchtern nicht nur den einen Kollegen ein und provoziere­n ihn, sondern sie signalisie­ren allen Anwesenden „Widerspruc­h ist nicht erwünscht.“

Mein Vorschlag wäre zu versuchen zu verstehen, was die Einwände provoziert haben könnte – vielleicht sind Sie am Ende sogar berechtigt und bewahren Sie vor einer Dummheit? Antworten Sie auf jeden Fall mit einer klaren Ich-botschaft. 1. Benennen Sie wertungsfr­ei das auslösende Verhalten. 2. Beschreibe­n Sie die Wirkung des Verhaltens. 3. Drücken Sie das Gefühl aus, welches durch die Wirkung aus dem

Verhalten bei Ihnen ausgelöst wird. „Wenn Sie mich weiter so häufig unterbrech­en, verliere ich den Faden und ärgere mich darüber.“Bitten Sie darum, ab diesem Zeitpunkt für weiteres Feedback die Diskussion­sphase am Ende der Präsentati­on zu nutzen.

In stressigen Situatione­n neutral und ruhig zu bleiben fällt Ihnen leichter, je besser Sie verstehen, wie Sie in bestimmten Situatione­n reagieren. Insbesonde­re bei der Arbeit mit qualifizie­rten Teams ist es manchmal sogar wertvoller zuzuhören und nichts zu sagen. Nur weil ihnen die rhetorisch­en Werkzeuge zur Verfügung stehen, heißt das nämlich nicht, dass Sie sie in jeder Situation einsetzen müssen. Vergessen Sie nie, dass es – frei nach dem sehr erfolgreic­hen Steve Jobs – nie darum geht, Recht zu haben, sondern immer darum, Erfolg zu haben.

In der Praxis bedeutet dieses Prinzip, dass Sie als Führungskr­aft vor allem eine angstfreie und von Konflikten auf persönlich­er Ebene freie Atmosphäre schaffen müssen.

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