Grenzen Sprengen Auszug aus dem Buch »Ego« von Julien Backhaus
Buchauszug: Warum die Karriere von Stephen Hawking fast nicht stattgefunden hätte
Wir unterliegen häufig der falschen Annahme, dass andere Menschen sich in uns hineinversetzen können. Zumindestbei unseren Eltern oder unserem Lebenspartner gehen wir davon aus. Dies ist allerdings ein Trugschluss. Niemand verbringt so viel Zeit in Ihrem Kopf und mit Ihren Gefühlen wie Sie selbst. Nur Sie kennen Ihre dunkelsten Geheimnisse. Es gibt haufenweise Statistiken darüber, wie viele Geheimnisse Paare voreinander haben. Deutlich ist es zum Beispiel beim Thema Erotik. Laut einer Statista Umfrage aus dem Jahr 2015 verheimlichen rund 32 Prozent der Männer Ihrer Partnerin, dass sie erotische Filme schauen. Das verheimlichen hingegen nur 7 Prozent der Frauen. Gleichauf sind die Geschlechter beim Zweifel an der Beziehung. Rund 14 Prozent der Männer und Frauen verheimlichen ihrem Partner den Zweifel daran, dass die Beziehung ewig hält.
Sie können ausreichend Belege dafür finden, dass niemand Sie wirklich kennt, auch nicht Ihre Familie. Nur Sie können darüber entscheiden, was gut oder schlecht für Sie ist. Und diese Verantwortung übernehmen gute Egoisten gerne – inklusive dem Preis, der dafür fällig ist. Niemand außer Ihnen kann nachvollziehen, was in Ihrem Kopf vorgeht und warum Sie Entscheidungen so treffen, wie Sie sie nun mal treffen. Ebenso schwer ist es, anderen dies begreiflich zu machen. Sie müssen schlicht und einfach akzeptieren, dass Sie Ihren Selbstwert bestimmen. Niemand sonst.
Einem 19-jährigen englischen Wissenschaftler wurde 1963 eine schlimme Diagnose mitgeteilt. Eine degenerative Nervenkrankheit würde ihn in den kommenden Jahren all seinerkörperlichen Fähigkeiten berauben und man prophezeite ihm, er habe nur noch wenige Jahre zu leben. Die Ärzte empfahlen ihm, statt sich in wissenschaftliche Projekte zu stürzen, die knappe Zeit anderweitig zu genießen und sich auf einen qualvollen Tod vorzubereiten. Doch der junge Wissenschaftler dachte gar nicht daran, auf andere Menschen zu hören, die ihm sein Lebenswerk zerreden wollten. Er war fest entschlossen, seinen Weg zu gehen und die Hindernisse, die die Krankheit mit sich bringen würde, zu meistern. Stephen Hawking wurde 76 Jahre alt und erlebte mehr, als die meisten gesunden Menschen je erleben werden. Er unterrichtete an den berühmtesten Universitäten der Welt, spielte in Hollywood-produktionen mit, schrieb Bestseller und absolvierte mit der NASA sogar einen Flug in Schwerelosigkeit. Den Ärzten zufolge hätte er jedoch schon seit 50 Jahren tot sein müssen. Man könnte zu der Ansicht gelangen, dass er sich nicht darum kümmerte, was seine Ärzte ihm prophezeiten. Sein Lebenswerk spricht dafür, dass wir uns keine Grenzen von anderen Menschen auferlegen lassen dürfen, sondern unseren eigenen Weg finden müssen. Der Preis dafür ist, die Konsequenzen zu tragen. Seien Sie sich gewiss: Es wird immer Menschen geben, die sagen, dass das, was Sie vorhaben, unmöglich ist. Geben Sie nichts auf dieses Geschwätz, so wie es Stephen Hawking mit seinen Ärzten gemacht hat.