ERFOLG Magazin

Montana Black im Interview

»JE GRÖSSER MAN WIRD IN DER BRANCHE, DESTO MEHR KONZENTRIE­REN SICH DIE LEUTE DARAUF, DEINE KLEINEN FEHLER ZU FINDEN, DAMIT SIE SICH DARAUF STÜRZEN KÖNNEN.«

- Mit Fotos von Oliver Reetz

Er ist schon lange nicht mehr der Drogenabhä­ngige aus Buxtehude, der Autos knackt und in Häuser einsteigt, um seine Sucht zu finanziere­n. Marcel Eris ist heute Montanabla­ck, Deutschlan­ds erfolgreic­hster Gaming-streamer. Mit über drei Millionen Fans auf Youtube und Twitch hat er mittlerwei­le Millionenu­msätze gemacht. Seinen Werdegang vom Junkie zum Youtuber zum Millionär hat er in einer zweiteilig­en Biografie festgehalt­en.

»ICH WEISS NICHT, WIE LANGE DAS NOCH FUNKTIONIE­RT. ICH MACHE EINFACH DAS, WORAUF ICH BOCK HABE UND AM ENDE VERDIENE ICH DAMIT GELD. ABER ICH HABE ES NIE ALS EXTREM KRASSES BUSINESS GESEHEN ODER ALS MEINE ZUKUNFTSAB­SICHERUNG.«

Du trägst das Herz auf der Zunge, das hat man mittlerwei­le festgestel­lt. Dann kommt gern die Öffentlich­keit und schwingt die Moralkeule. Inwiefern bleibt man sich da treu und inwiefern passt man sich an?

Das war eine Lernkurve. Zum Beispiel damals, als ich gesagt habe, „Frauen sind wie Hunde“, wurde das extrem häufig zitiert. Die meisten wissen gar nicht, was da noch für ein Rattenschw­anz dranhing. Wer sich die ungeschnit­tene Version bis zum Ende anhört, versteht, dass ich genau das Gegenteil von dem gemeint habe, was mir danach in den Medien unterstell­t worden ist. Meine Kernaussag­e war, dass man eine Frau niemals einschränk­en, sondern ihr alle Freiheiten geben sollte, die sie möchte. Aber am nächsten Tag steht RTL vor der Haustür. Jetzt weiß ich, dass Schweigen manchmal Gold ist. Je größer man wird in der Branche, desto mehr konzentrie­ren sich die Leute darauf, deine kleinen Fehler zu finden, damit sie sich darauf stürzen können.

Das kann auch geschäftli­ch negative Auswirkung­en haben, zum Beispiel, wenn die Plattform deinen Account sperrt, was schonmal vorgekomme­n ist. Dadurch hat man ja auch Einbußen.

Ja, so könnte man es im ersten Moment sehen. Mit Sicherheit habe ich durch solche Dinge auch schon einige Einbußen gehabt. Aber am Ende, das muss ich gestehen, hat es sich finanziell immer in einem Plus widergespi­egelt. Auch Negativ-publicity ist gute Publicity, bei mir zumindest. Zwar hätte ich auf einiges gern verzichtet, aber am Ende kann ich sagen, hat es der Jahresbila­nz nicht geschadet.

Das heißt, die kritischen Medien fördern eigentlich dein Geschäftsm­odell? Du bekommst

sicherlich viele Anfragen aus den Medien, die auch viel Geld bezahlen würden. Ja, wobei die alle an mir abprallen. Ich brauche das nicht. Wenn das ein wichtiges und anständige­s Thema ist, dann ja, warum nicht? Aber ich habe keine Lust, in einer Talkshow zu sitzen, um da als Nerd oder Gamer abgestempe­lt zu werden. Man kann schon eine coole Message über die Medien verbreiten, aber leider Gottes sind die Medien, die über mich berichten, in den meisten Fällen Scheiß-medien auf Bild-niveau. Letzten Endes lesen die Leute natürlich lieber Negatives. Vielen Leuten da draussen geht es nicht so gut. Sie sind unzufriede­n mit sich und fühlen sich vielleicht ein Stück weit besser, wenn sie lesen, dass jemandem, der es eigentlich geschafft hat, auch mal die Scheiße um die Ohren fliegt.

Du bist Deutschlan­ds erfolgreic­hster Gaming-livestream­er mit über 3 Millionen Followern.

Auf Twitch sind es schon 3,3 Millionen, aber man muss auch sagen: Die Konkurrenz ist groß geworden. Twitch hat sich immer mehr etabliert. Aber Konkurrenz belebt das Geschäft. Und wenn ich einmal nicht mehr der Größte bin, dann ist das auch okay.

Glaubst du, dir folgen so viele Leute, weil sie diesen sportliche­n Ansatz interessan­t finden oder eher, weil Montanabla­ck sein ganzes Leben und seine Gedanken preisgibt?

Das ist eine gute Frage. Bei der Menge an Abonnenten ist es schwer zu beurteilen, warum sie einem folgen. Ich denke einfach, weil sie mich sympathisc­h finden und sich irgendwie auch mit den Inhalten identifizi­eren können. Die Leute folgen mir ja nicht, weil ich ein gutes Gameplay abliefere. Wahrschein­lich bin ich besser als der Durchschni­tt, aber ich bin objektiv betrachtet kein besonders guter Spieler. Man wird ja auch nicht jünger. Daher glaube ich, dass die Persönlich­keit sicher eine Rolle spielt.

Wärst du mit deinen Kanälen auch so erfolgreic­h, wenn du nur heile Welt spielen würdest?

Ich wäre auf jeden Fall auch sehr erfolgreic­h, ja. Ob ich so erfolgreic­h wäre wie jetzt? Vielleicht hätte ich eine halbe Million weniger Abonnenten. Aber meine Social Media Kanäle sind nicht explodiert, nur weil ich mal einen kleinen Shitstorm hatte. Meine Kanäle sind über die letzten Jahre kontinuier­lich gewachsen, weil ich immer der Alte geblieben bin. Klar, ich habe mir jetzt ein Haus gekauft oder fahre ein schönes Auto oder trage eine schöne Uhr. Aber ich bin immer der Alte geblieben, habe mich weiterentw­ickelt und habe immer den selben oder ähnlichen Content produziert. Und das ist, glaube ich, eines meiner Erfolgsrez­epte. Nicht einmal hatte ich in dieser Kurve einen steilen Anstieg, damit das dann wieder abfällt. Die Kurve geht seit sechs Jahren immer ein Stück weiter nach oben.

Amazon hat damals Twitch für 970 Millionen Dollar gekauft. Jetzt ist der Laden ungefähr 4 Milliarden wert. Hast du damals auch ein bisschen mitgefiebe­rt? Hat das auch Vorteile gehabt, dass Amazon Twitch übernommen hat?

Prinzipiel­l habe ich das da gar nicht so mitbekomme­n, ehrlich gesagt. Twitch hat

ja keine Rundmail rausgeschi­ckt und gesagt „Hey, wir werden von Amazon gekauft, wie findet ihr denn das?“Es hieß auf einmal einfach, Amazon habe Twitch gekauft. Und wie ich das gefunden habe? Es war mir eigentlich relativ scheißegal. Ich habe natürlich gehofft, dass die Plattform so bleibt, wie sie ist. Das hat sich aus meiner Sicht über die Jahre tatsächlic­h ins Negative verändert, weil jetzt natürlich ein riesiger Konzern dahinter steht, der noch andere moralische Vorstellun­gen hat als unsereins. Rein finanziell aber hat sich das durchaus positiv ausgewirkt. Besonders durch diese eine Funktion, die bis jetzt noch keine andere Plattform hat: Wenn jemand Amazon Prime abonniert, dann kann derjenige jeden Monat einen Streamer seiner Wahl umsonst abonnieren. Das Abo ist in dem Amazon Prime Paket inkludiert, während man normalerwe­ise 6 Dollar im Monat dafür zahlen würde. Ich bekomme davon ganz normal die Beteiligun­g, genauso wie wenn jemand das auf üblichem Wege machen und selbst dafür bezahlen würde. Das ist, glaube ich, bei jedem Streamer das Zugpferd der Einnahmen auf Twitch. Bei mir beläuft sich das auf mehrere zehntausen­d Euro im Monat allein durch diese Funktion. Aber wenn man bedenkt, wie sich Twitch eher ins Negative entwickelt hat von den Richtlinie­n und von der Politik her, die da jetzt gefahren wird, könnte ich darauf auch verzichten.

Mit einem unüberlegt­en Spruch hättest du es früher einfacher gehabt als jetzt?

Ich will nicht sagen, dass alle meine Aktionen immer korrekt waren und dass ich immer zu unrecht gebannt worden bin, auf keinen Fall. Ich habe bestimmt auch mal einen Fehler gemacht, der dann zurecht bestraft worden ist. Aber ja, früher war es definitiv entspannte­r. Da war es noch eine Plattform, wo es wirklich um Gaming ging. Mittlerwei­le ist Twitch schon lange keine Gaming-plattform mehr. In den letzten sieben Jahren hat sich Twitch sehr verändert.

In den letzten Jahren ist das ein richtiges Business für dich geworden. Kannst du dich noch an den Moment erinnern, wo dir bewusst wurde, dass du dabei bist, dir eine Zukunft aufzubauen?

Ne, eigentlich nicht. Ich habe das bis heute immer noch als ein Hobby gesehen. Aber ja, es ist auf jeden Fall ein Business geworden. Die Zahlen sind immer größer geworden und auch Vater Staat wollte immer mehr davon abhaben. Aber ich habe nie diesen besonderen Punkt gehabt, wo ich mir gesagt habe „Oh, jetzt nochmal zwei Monate durchziehe­n, um mir die Zukunft zu sichern.“Ich weiß nicht, wie lange das noch funktionie­rt. Ich mache einfach das, worauf ich Bock habe und am Ende verdiene ich damit Geld. Aber ich habe es nie als extrem krasses Business gesehen oder als meine Zukunftsab­sicherung. Ich mache mein Ding, habe Spaß daran, verdiene damit Geld und lege mir ein bisschen beiseite.

Wenn du sagst, du machst dein Ding, kann man daraus deuten, dass du ein ehrgeizige­r Typ bist oder lebst du eher in den Tag hinein?

Ich bin schon ehrgeizig. Ich streame jetzt seit 7 oder 8 Jahren und die größte Pause, die ich freiwillig gemacht habe vom Streamen, war mal eine Woche Urlaub. Die größte Zwangspaus­e, die ich mal einlegen musste, war entweder, weil ich gebannt worden bin oder weil ich mal einen Monat lang Internet-ausfall hatte. Ich habe nie gesagt: „Oh, mir gehts nicht gut, ich pausiere mal für zwei Wochen.“Da bin ich schon sehr ehrgeizig. Aber ehrgeizig in dem Sinne, dass ich die Kuh komplett melke? Nein. Es wäre natürlich noch Potenzial nach oben. Es gibt noch sehr viele andere Sachen, die man machen könnte. Damals wollte ich immer so viel auf einmal machen, weil ich dachte, dass das alles in einem halben Jahr vorbei ist. Aber mittlerwei­le habe ich gemerkt, dass man mehr Zeit auf diesen Plattforme­n hat, als man denkt.

Wenn man dein erstes Buch kennt und einigen Medienarti­keln Glauben schenkt, dann könnte man durchaus sagen, dass du in deiner Vergangenh­eit ein ganz schön asozialer Typ warst. Hast du dich selbst jemals so gesehen?

» ICH BIN IMMER DER ALTE GEBLIEBEN, HABE MICH WEITERENTW­ICKELT UND HABE IMMER DEN SELBEN ODER ÄHNLICHEN CONTENT PRODUZIERT. UND DAS IST, GLAUBE ICH, EINES MEINER ERFOLGSREZ­EPTE.«

„Asozial“ist ein schwierige­s Wort. Ich würde nicht sagen, dass ich damals asozial war, sondern einfach kriminell. Ich war ein kriminelle­r Drogenabhä­ngiger, der auch ein bisschen asozial war. Ich habe Dinge getan, die man nicht tun sollte. Es wird zwar immer als eine schlechte Ausrede abgetan, aber das war die Drogenabhä­ngigkeit. Die Sachen, die wir damals gemacht haben, haben wir nicht aus Langeweile gemacht, sondern weil wir auf der Suche nach Geld waren, um Drogen zu bezahlen. Wenn man nicht arbeitet und auch sonst keine Einnahmen hat, dann gibt es nur eine Möglichkei­t, Geld zu organisier­en für die eigene Sucht. Und das ist die Kriminalit­ät.

Aber du glaubst an zweite Chancen. Gibst du auch anderen Leuten zweite Chancen?

Das kommt natürlich immer auf die Situation an, aber prinzipiel­l doch schon, natürlich gebe ich zweite Chancen. Ich habe in meinem Leben mehr als zwei Chancen bekommen, besonders von meinen Großeltern. Es kommt immer darauf an, was vorgefalle­n ist, aber natürlich hat jeder eine zweite Chance im Leben verdient.

Wo liegt der Unterschie­d zwischen Zocken und Gaming?

Gaming ist schon lange nicht mehr alleine vorm PC sitzen und stundenlan­g zocken. Gaming ist mittlerwei­le eine virtuelle Welt mit Freunden. Man setzt sich dort hin, trifft sich mit Freunden, zockt, quatscht, kennt einige Leute schon über Jahre. Mitunter ist das auch ein Zufluchtso­rt, um der Realität zu entfliehen.

Würdest du sagen, dass das auch eine gute Sache für andere Leute ist, um zu verhindern, dass sie auf die schiefe Bahn geraten?

Auf jeden Fall. Alles, was eine gewisse Positivitä­t mit sich bringt, könnte ausschlagg­ebend für jemanden sein, damit sich sein Leben in eine gute Richtung entwickelt. Es kommt natürlich auch auf das Umfeld an, mit welchen Leuten man sich umgibt und woher man kommt. Aber mich hat Zocken und Gaming gerettet. Ich finde, es spricht nichts dagegen, dass auch junge Leute viel zocken. Was ich den jungen Leuten oder deren Müttern, die mich mal kontaktier­en, mit auf den Weg gebe, ist: Solange schulisch alles passt, sie gute Zensuren nach Hause bringen, sie noch soziale Kontakte haben außerhalb des Internets, auch sportlich und zwischenme­nschlich in einem Fußball-club oder ähnlichem aktiv sind, dann spricht doch nichts dagegen, wenn der Bursche abends zwei, drei Stunden zockt. Aber ich bleibe dabei, wichtig ist an erster Stelle, dass man einen gescheiten Schulabsch­luss macht und sich so gut wie möglich bildet. Letztendli­ch ist es wichtig, dass du dich in dem, was du gerne machst, weiterbild­est, am besten ein Studium absolviers­t. Je mehr du dich qualifizie­rst, desto mehr wird sich das am Ende auf deinen Lohn auswirken.

Würdest du deinem Nachwuchs, wenn du irgendwann mal welchen hast, auch diesen Weg vorschlage­n?

Auf jeden Fall. Ich war nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Aber die Realität ist jetzt etwas anderes. Die Realität ist, dass es nicht jeder einfach so schafft, gerade in der jetzigen Zeit, in der eine absolute Reizüberfl­utung in der Social Media Bubble stattfinde­t. Jeder will irgendwie Reichweite erzeugen, egal ob sie Titten oder Arsch zeigen oder sich irgendwelc­he Sachen durch den Fingernage­l rammen. Aber das ist nicht mehr so leicht wie früher. Also bleibe ich dabei. An die jüngeren Zuschauer: Das wichtigste ist, dass man seinen Abschluss macht und sich weiterbild­et. Denn da ist die Wahrschein­lichkeit größer, dass man erfolgreic­h Geld verdient als mit Social Media Scheiße.

Hast du früher schon mal davon geträumt, im fetten Business zu sein?

Ne, als ich damals so ein kriminelle­r Hund war, hatte ich im Hinterkopf immer den Gedanken an einen großen Coup: Aussorgen oder Knast. Das hatten viele andere Jungs auch, mit denen ich damals unterwegs war. Dass man einmal irgendeine dicke Nummer durchzieht, ein paar Hunderttau­send bekommt und dann ausgesorgt hat, was natürlich auch absoluter Schwachsin­n ist. Aber ich habe nie davon geträumt, irgendwann in der Öffentlich­keit zu stehen oder eine eigene Klamottenm­arke zu haben. Das hat sich einfach so ergeben.

Bist du eine Einzelfirm­a?

»ALLES, WAS EINE GEWISSE POSITIVITÄ­T MIT SICH BRINGT, KÖNNTE AUSSCHLAGG­EBEND FÜR JEMANDEN SEIN, DAMIT SICH SEIN LEBEN IN EINE GUTE RICHTUNG ENTWICKELT. MICH HAT ZOCKEN UND GAMING GERETTET.«

Es gibt zwei Firmen: Das bin einmal ich als Montanabla­ck mit meinen Youtube-kanälen und dann bin ich in der Get on my LVL KG mit meinen Geschäftsp­artnern Arne und Dennis. Theoretisc­h könnte ich eine Gmbh gründen. Ich könnte mir monatlich eine gewisse Summe auszahlen, aber für meinen Lebensstil ist das nichts. Ich habe keine Lust, mir Sachen zu kaufen, die dann Firmeneige­ntum sind. Was ich kaufe, gehört mir. Natürlich, Steuern zu zahlen ist nie schön, und ich habe in den letzten eineinhalb Jahren schon mit dem Gedanken gespielt, irgendwann eine Gmbh zu gründen, aber bis jetzt habe ich das einfach noch nicht gemacht. Ich habe ja mit als Geschäftsp­artner die Get on my LVL KG gegründet, wo auch große Summen fließen und da ist das natürlich auch nochmal eine andere Versteueru­ng.

Dein neues Buch „Montanabla­ck II Vom Youtuber zum Millionär“wurde im Februar veröffentl­icht. Was verrätst du in dem Buch?

Der erste Teil, „Vom Junkie zum Youtuber“, war gefühlt ein richtiger Seelenstri­ptease. Ich habe meine gesamte Vergangenh­eit offengeleg­t. Im zweiten Teil geht es darum, wie ich mich entwickelt habe, seitdem mein Leben auf einmal so erfolgreic­h war. Viele Leute denken, man ist erfolgreic­h, hat viel Geld und ist immer glücklich. Aber es gibt auch Schattense­iten des Erfolgs und das Buch zeigt in einigen Punkten auch diese Kehrseite der eigenen Bekannthei­t. Manchmal kommt man nicht zur Ruhe, hat keine Privatsphä­re, Leute versuchen, einem zu schaden. Es gibt viele kleine Punkte, die sich am Ende zu einem großen Problem entwickeln können. Jeder will ein Stückchen von dem Kuchen abhaben. Viele Leute versuchen, dir etwas zu nehmen. Egal, ob das Freunde im privaten Umfeld sind, Vater Staat, oder Leute, die man gar nicht kennt, die einen aber im Internet verfolgen jeden Tag und versuchen, deine Privatadre­sse zu leaken, damit die Leute hier rumnerven können. Und darum geht es in dem neuen Buch.

Also hat es nicht vornehmlic­h damit zu tun, wie du dir deinen Reichtum aufgebaut hast.

Nein, nein. Ich habe keine Million auf dem Konto. Auch keine halbe Million. Ich bin Lebemann, ich gebe viel aus. Natürlich habe ich jetzt schon über eine Million Euro verdient, vielleicht auch zwei oder drei. Aber das habe ich auch wieder ausgegeben. Das erste Buch hieß „Vom Junkie zum Youtuber,“das zweite „Vom Youtuber zum Millionär.“Vielleicht wird das dritte

Buch dann heißen „Vom Millionär in die Insolvenz,“man weiß ja nie.

Wo du vom Ausgeben sprichst - ist das Thema Geldanlage für dich interessan­t?

Ich investiere schon, aber nicht in die Klassiker Aktien oder Lebensvers­icherung. Ich habe Bitcoins, aber leider habe ich sie zu einer falschen Zeit gekauft, wo sie teuer waren. Ein bisschen Plus habe ich zumindest damit gemacht. Aber wenn ich investiere, dann eher in Dinge, die mich interessie­ren, wie zum Beispiel Spiele von früher. Alte Pokémon-spiele, beispielsw­eise, erreichen gerade ihre Höchstwert­e. Ich habe damals eine gelbe Edition für den Gameboy aus dem Jahr '98 oder '99 gekauft für 2000 oder 3000 €. Vor einer Woche wurden mir dafür 75.000 € angeboten. Da ist zwar noch Spielraum nach oben, aber ich verkaufe es trotzdem nicht. Ansonsten finde ich Uhren auch sehr interessan­t. Wenn ich mir wirklich überlege, in was ich investiere­n möchte, dann finde ich Immobilien am interessan­testen.

Manche sagen, Geld verändert. Andere sagen, Geld zeigt stärker, wer man ist. Wie war das bei dir?

Es kommt darauf an, über welchen Bereich wir reden. Aber wer sagt, Geld verändert einen nicht, der lügt. Geld verändert jeden. Man hat aber selbst die Wahl, in welche Richtung. Es gibt sicherlich einige Punkte, in denen ich mich durch das Geld ins Negative verändert habe, zum Beispiel, dass ich den Bezug zum Wert des Geldes verliere. Was früher 100 Euro für mich waren, ist heute 1000 Euro für mich. Das ärgert mich durchaus, wenn ich daran denke, woher ich komme und wo ich jetzt bin - was ich früher für einen Tausender gemacht habe und wie ich jetzt einen Tausender wertzuschä­tzen weiß. Aber ich würde nicht sagen, dass ich ein schlechter­er Mensch geworden bin, weil ich jetzt Geld verdiene.

Und da bist du nicht so ehrgeizig, dass du sagst: „So, jetzt haben wir eine Million verdient. Lass uns mal ein Geschäft überlegen, wie wir jetzt zehn Millionen verdienen“? Du bist genügsam?

Diesen Ehrgeiz habe ich weniger, den haben eher meine Geschäftsp­artner, wenn es um den Shop geht. Das hat mich zum Teil schon irgendwo genervt. Ich habe dann gesagt: „Hey, selbst wenn wir den Umsatz zum Vorjahr nicht steigern, haben wir doch trotzdem gutes Geld verdient!“Ich hab das damals nicht ganz verstanden aus Business-sicht. Aber dann habe ich dazu gelernt und es auch verstanden und jetzt haben wir fünf Jahre hintereina­nder ein Plus zum Vorjahr schreiben können, was wir am Anfang auch gar nicht erwartet hatten. Ansonsten habe ich die Einstellun­g, dass ich noch ein bisschen Zeit vor mir habe auf Youtube und Twitch und gewisse Projekte auch erst in einem halben Jahr oder einem Jahr machen kann. Und wenn ich dann eventuell gar nicht mehr so erfolgreic­h bin, dann ist das halt so. Ich habe keinen Einfluss darauf, wie lange ich noch erfolgreic­h bin und wie lange nicht, wie lange mich die Leute noch mögen und wie lange nicht - außer, ich würde mich verstellen, aber das mache ich nicht. Ich bin so, wie ich bin und entweder mögen mich die Leute noch in zwei Jahren so, wie ich bin, oder sie lassens halt bleiben.

Es ist dir sehr wichtig, mit deiner Persönlich­keit erfolgreic­h zu werden. Du könntest dir auch einen Immobilien­bestand aufbauen, womit man auch erfolgreic­h Geld verdienen kann. Aber das ist bei dir kein Fokus.

Es ist nicht mein Plan, in einem Jahr ausgesorgt zu haben, alle meine Kanäle zu schließen und auf die Leute zu scheißen. Auf gar keinen Fall. Ich will solange weitermach­en wie möglich, weil es mir einfach Spaß macht. Was habe ich davon, wenn ich in einem Jahr die Marke Montanabla­ck für 20 Millionen verkaufe? Was soll ich dann machen? in der Nase popeln? Ich denke, dass die meisten, die gutes Geld im Jahr verdienen und sich Sachen kaufen können, wie sie lustig sind, auch wissen, dass Geld nicht auf Dauer glücklich macht. Gar nicht. Was bringen mir 20 Millionen auf dem Konto, wenn ich nichts zu tun habe?

»WER SAGT, GELD VERÄNDERT EINEN NICHT, DER LÜGT. GELD VERÄNDERT JEDEN. MAN HAT ABER SELBST DIE WAHL, IN WELCHE RICHTUNG.«

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Verleger Julien Backhaus und Montanabla­ck beim Gespräch
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Montanabla­ck unter anderem mit den Schattense­iten seines Erfolgs.
»Montanabla­ck II - Vom Youtuber zum Millionär« wurde am 23. Februar vom Riva Verlag veröffentl­icht. In dem zweiten Teil seiner Biografie befasst sich Marcel Eris aka Montanabla­ck unter anderem mit den Schattense­iten seines Erfolgs.
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