Es lebe der Club der toten Uhrenmarken
Alte Helden, die es noch einmal wissen wollen, die kennt auch die Uhrenwelt. Ihre Rückkehr weckt ähnlich große Emotionen wie die Comebacks von Musikern oder Sportlern.
Wer bitte ballt nicht selbst die Faust, wenn der mürbe gedroschene Rocky Balboa in Runde 15 seinen Gegner Ivan Drago zu Boden schickt? Wen lassen die grabestiefen American Recordings von Johnny Cash kalt? Das Comeback hat unter den dramaturgischen Kniffen, die uns emotional so richtig am Genick packen, ohne Zweifel einen Ehrenplatz. Die Rückkehr against all odds, die weckt große Emotionen. Das gilt auch, wenn es um Uhrenmarken geht. Dead Brands Society ist der Spitzname für all die verblichenen oder dahindämmernden Marken, die nach dem Angriff billiger Quarzuhren und dem folgenden Kahlschlag in der Schweizer Uhrenindustrie nie mehr zu alter Größe gefunden haben. Aber dass mit Willensstärke und Visionen viel möglich ist, das hatte ja schon JeanClaude Biver vorgemacht. Der hatte 1981 für 9.000 Franken die Rechte an Blancpain gekauft und die Marke erfolgreich wiederbelebt. Auch heute gibt es da noch scheinbare Sure Shots. Der ewige Fan-Favorit Universal Genève bekommt als Schwestermarke von Breitling eine neue Chance. LVMH hat sich die Eigenmarke von Gérald Genta gesichert, inklusive Zugang zum Archiv des Meisters. Das verspricht neue, vom Stift des bereits verstorbenen Vaters von Royal Oak, Nautilus und Ingenieur geküsste Designs. Der starke Aufwind, in dem Vintage-Designs liegen, hat auch bei kleineren Namen die Chancen erhöht, dass eine Wiederbelebung keine Zombifizierung wird. Uhren-Enthusiasten aus den Niederlanden oder Frankreich etwa stehen hinter Brands wie Airain oder Nivada Grenchen. Die bieten qualitativ modernisierte Remakes oder Remixe ihrer Evergreen-Designs, und das zu erreichbaren Preisen. Zum Comeback, zum Nimbus des Authentischen kommt hier auch noch der Underdog-Faktor. Das weckt doch erst recht Emotionen. Und die, das wissen wir, verkaufen Uhren.