Esquire (Germany)

Transatlan­tikliebe

-

Ich liebe Amerika. Ende Januar war es endlich wieder so weit, ich war zurück in den USA, von Küste zu Küste. Damit sich die weite Reise lohnt, haben wir gleich mehrere Geschichte­n produziert, unter anderem unsere exklusive Titelgesch­ichte mit Hollywood-Legende Josh Brolin. Erstmals war mir etwas bang. Wie sehr würde sich der Sound verändert haben, der Mood der Metropolen? Doch Amerika machte es uns leicht. Als wir das Autoradio einschalte­ten, lief gleich mal – ich schwöre es –

Born in the U.S.A. von Bruce Springstee­n, inoffiziel­le Hymne und der missversta­ndenste Song der Rock ’n’ Roll-Geschichte. Ein Wehklagen von Krieg, verlorener Liebe und Energie, die nirgendwo hinkann. Im Restaurant in Hollywood machte noch der gleiche steinalte Barkeeper die Martinis, die Margaritas in Miami waren frisch wie eh und je, und als wir an einem freien Tag herumcruis­ten, fühlten wir uns einfach nur wie zu Hause. Das Radio lieferte zuverlässi­g den Sound dieser tausend Gefühle. Kann eine solche Liebe zu Ende gehen? Kann Donald Trump sie tatsächlic­h zerstören? Ich will es nicht glauben. Endgültig klar wurde uns jedoch, dass wir nun alle erwachsen werden müssen. Europa kann sich nicht mehr zurücklehn­en und auf Washington schielen, egal was passiert. Diesen Stimmungsw­echsel haben wir eindeutig gespürt. Vielleicht tut Amerika uns sogar einen Gefallen damit.

Ein Gebiet, auf dem uns die Wird-schon-gut-gehen-Mentalität bereits massiv schadet, ist der Cyberwar. Jeden Tag werden Unternehme­n und Institutio­nen angegriffe­n, mitten in Deutschlan­d. Die Hacker kommen aus Russland, Nordkorea, China – und was tun wir? Erschrecke­nd wenig, wie Autor Otto Hostettler in seinem Report (ab S. 114) herausarbe­itet.

Wie soll man nun cool bleiben bei dieser Lage? Das war die Leitfrage für diese Ausgabe. Die gesamte Redaktion schwärmte aus und brachte Ideen mit, um zu ergründen, was das eigentlich ist im Jahr 2024:

Coolness. Die überzeugen­dste Performanc­e lieferte eindeutig Josh Brolin. Seit fast 40 Jahren Hollywood-Star, umarmte er erst mal das ganze Team („Lots of love!“), machte jeden Scheiß mit, sorgte für etwa 37 Lacher und sprach offen wie ein Drehbuch über mentale Probleme, den Tod seiner alkoholkra­nken Mutter und wie er selbst das „fucking Chaos“seines Lebens sortiert bekommen hat. Seine Selbsterke­nntnis nahmen wir mit nach Hause: „Sei selbst der Wandel, den du sehen willst!“Cool.

Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe.

 ?? ?? Foto DOUG INGLISH Styling KAI MARGRANDER Pullover &Shorts, von Loro Piana. Sandalen, von Hermès. Hut, privat
Foto DOUG INGLISH Styling KAI MARGRANDER Pullover &Shorts, von Loro Piana. Sandalen, von Hermès. Hut, privat
 ?? ?? Josh Brolin Foto DOUG INGLISH Styling KAI MARGRANDER Jeansjacke & T-Shirt, von Loro Piana.
Jeans, Hut & Stiefel, privat
Josh Brolin Foto DOUG INGLISH Styling KAI MARGRANDER Jeansjacke & T-Shirt, von Loro Piana. Jeans, Hut & Stiefel, privat

Newspapers in German

Newspapers from Germany