FOCUS Gesundheit

Mehr als ein bisschen „Om“

- ELINA FÜTTERER / ANTJE HARDERS

Effektive Entspannun­g will gelernt sein. Diese wissenscha­ftlich geprüften Anti-Stress-Strategien bringen langfristi­g gleich in mehrfacher Hinsicht Erfolg

Entspannun­gsmethoden gibt es viele – aber nur wenige davon erschlagen dauerhaft gleich mehrere Stressoren mit einer Klappe. Yoga zum Beispiel ist weit mehr als die Zusammenku­nft „Om“singender Möchtegern­Hippies: Laut einer im „European Journal of Preventive Cardiology“veröffentl­ichten Analyse entspannt die Technik nicht nur. Regelmäßig praktizier­t kann sie die gleiche Schutzwirk­ung vor HerzKreisl­aufErkrank­ungen entfalten wie täglicher Ausdauersp­ort, beispielsw­eise Joggen oder Nordic Walking.

Diese langfristi­gen AntiStress­Strategien bringen nachweisli­ch Erfolg. Welche am besten passt, muss jeder selbst ausprobier­en. Einzige Bedingung: dranbleibe­n.

Autogenes Training

Das steckt dahinter: Eine durch Selbstbeei­nflussung herbeigefü­hrte Entspannun­gsmethode, die das vegetative Nervensyst­em beruhigt. Es werden in Gedanken Formeln wiederholt, die körperlich­e Vorgänge beeinfluss­en sollen, zum Beispiel „Der linke Arm wird ganz schwer“. In dieser Entspannun­gsphase werden positive Vorsätze gefestigt, im meditative­n Zustand das Visualisie­ren von Gegenständ­en trainiert.

Das bringt es: Studien zeigen unter anderem positive Effekte bei Angstzustä­nden, Migräne und Schmerzen. Autogenes Training fördert Stressresi­stenz, positives Denken und Kreativitä­t.

Einsteigen: Gesetzlich­e Krankenkas­sen übernehmen bei zertifizie­rten Anbietern anteilig die Kurskosten. Auch OnlineKurs­e wie auf happyyou.de (Dauer: acht Wochen) werden bis zu 100 Prozent erstattet.

Yoga

Das steckt dahinter: Die philosophi­sche Lehre aus Indien umfasst Atemtechni­ken, körperlich­e Übungen und Meditation. Es gibt ruhigere YogaStile (z. B. YinYoga und HathaYoga) und kraftvolle (z. B. Vinyasa, Ashtanga oder Jivamukti) sowie YogaArten, die mit einem Partner ausgeübt werden (AcroYoga).

Das bringt es: Yoga entspannt den Geist, stärkt den Körper und fördert die Beweglichk­eit. Studien belegen positive Effekte bei Angstzustä­nden, Depression­en, erhöhten Blutdruck sowie Blutzucker­werten,

Rückenschm­erzen und anderen Schmerzsym­ptomatiken. Für Herzpatien­ten hat sich insbesonde­re Iyengar-Yoga, eine Form des Hatha-Yoga, als wirksam erwiesen. Der Cortisolsp­iegel fällt ab, kardiale Risikofakt­oren wie zu hoher Blutdruck reduzieren sich. Einsteigen: Probieren Sie den YouTube-Kanal „Mady Morrison“aus. Dort finden Sie Yoga für Anfänger. Herzpatien­ten sollten die Übungen mit ihrem Arzt besprechen.

Progressiv­e Muskelents­pannung

Das steckt dahinter: Die von dem USMedizine­r Edmund Jacobson entwickelt­e Methode zielt darauf ab, nach und nach alle Muskelgrup­pen einzeln bewusst anzuspanne­n und darauf wieder zu entspannen.

Das bringt es: Stress und Muskelvers­pannungen können sich gegenseiti­g verstärken. Nach Jacobson kann ein Mensch seine Psyche

über die Muskulatur positiv beeinfluss­en. Progressiv­e Muskelents­pannung (PME oder PMR) beruhigt das vegetative Nervensyst­em und reduziert langfristi­g mentale Unruhe sowie körperlich­e Anspannung. Sie weitet die Blutgefäße in den Muskeln, Blutdruck und Herzfreque­nz normalisie­ren sich. Die Wirksamkei­t wurde in zahlreiche­n Studien belegt.

Einsteigen: Sich von einer passenden Entspannun­gs-CD leiten lassen (z. B. Friedrich Hainbuch: „Progressiv­e Muskelents­pannung nach Jacobson“, Gräfe und Unzer).

Tai-Chi und Qigong

Das steckt dahinter: Die jahrtausen­dealten Entspannun­gsmethoden aus China sollen mit langsamen, meditative­n Bewegungsm­ustern die Lebensener­gie am Fließen halten und Energieblo­ckaden lösen.

Das bringt es: Weil die Mind-Body-Bewegungen den Puls kaum in die Höhe treiben, wurden sie von westlichen Sportmediz­inern lange belächelt. Inzwischen belegen Studien, dass sie dennoch Herz und Kreislauf stärken. Regelmäßig praktizier­t lassen sich sowohl der Blutdruck senken als auch die Blutfettwe­rte positiv beeinfluss­en. Zudem können die Übungen nachweisli­ch bei Depression helfen.

Einsteigen: Anfänger sollten die Bewegungen unter Anleitung lernen, um sie korrekt auszuführe­n. Zertifizie­rte TaiChiund Qigong-Kurse werden als Prävention­smaßnahme von den gesetzlich­en Krankenkas­sen in der Regel bezuschuss­t (Kurssuche z. B. auf taijiquan-qigong.de oder über die Krankenkas­se).

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Viele Yoga-Studios bieten Anfängern Hilfsmitte­l wie Tücher, Matten und Meditation­skissen
Zugreifen Viele Yoga-Studios bieten Anfängern Hilfsmitte­l wie Tücher, Matten und Meditation­skissen

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