„Viele Frauen denken, sie müssten sich für ihren Schwangerschaftsabbruch schämen“
Frau Maeffert, eine Expertenkommission hat der Bundesregierung empfohlen, frühe Schwangerschaftsabbrüche zu legalisieren. Wie war Ihre Reaktion auf diese Nachricht? Ich war erleichtert.
Bisher trug der Schwangerschaftsabbruch immer den Stempel „Unrecht“. Die Legalisierung würde ihn dagegen klar als Recht kennzeichnen. Aber meine erste Euphorie ist schon der Enttäuschung gewichen.
Die Bundesregierung hat sich nur sehr unverbindlich geäußert. Welche Folgen hätte eine Legalisierung für betroffene Frauen? Derzeit müssen Frauen den Schwangerschaftsabbruch meist selbst zahlen. Bei einem rechtmäßigen Abbruch müssten dagegen die Krankenkassen die Kosten übernehmen. Außerdem würde die Entkriminalisierung zu einem Umdenken in unserer Gesellschaft führen und hoffentlich die Stigmatisierung beenden. Sie selbst führen Abtreibungen durch. Wie erleben Sie diese Stigmatisierung? Viele Frauen denken, sie müssten sich dafür schämen. Einige empfinden auch die Beratungspflicht vor dem eigentlichen Abbruch als belastend. Wie stehen Sie zu dieser Pflichtberatung? Die Pflicht sollte in ein Recht umgewandelt werden. Beratung muss differenzierter sein. Bei bestimmten vulnerablen Gruppen ist sie sehr nützlich. Aber man sollte nicht grundsätzlich alle Frauen dazu verpflichten. Was muss sich ändern für Ärztinnen und Ärzte? Viele lernen in ihrer Facharztausbildung besonders die medikamentöse Methode der Abtreibung nicht. Krankenhäuser, die eine volle Weiterbildung anbieten, sollten die jedoch verpflichtend lehren.