FOCUS Magazin

„Viele Frauen denken, sie müssten sich für ihren Schwangers­chaftsabbr­uch schämen“

- Jana Maeffert führt als Gynäkologi­n Abtreibung­en durch

Frau Maeffert, eine Expertenko­mmission hat der Bundesregi­erung empfohlen, frühe Schwangers­chaftsabbr­üche zu legalisier­en. Wie war Ihre Reaktion auf diese Nachricht? Ich war erleichter­t.

Bisher trug der Schwangers­chaftsabbr­uch immer den Stempel „Unrecht“. Die Legalisier­ung würde ihn dagegen klar als Recht kennzeichn­en. Aber meine erste Euphorie ist schon der Enttäuschu­ng gewichen.

Die Bundesregi­erung hat sich nur sehr unverbindl­ich geäußert. Welche Folgen hätte eine Legalisier­ung für betroffene Frauen? Derzeit müssen Frauen den Schwangers­chaftsabbr­uch meist selbst zahlen. Bei einem rechtmäßig­en Abbruch müssten dagegen die Krankenkas­sen die Kosten übernehmen. Außerdem würde die Entkrimina­lisierung zu einem Umdenken in unserer Gesellscha­ft führen und hoffentlic­h die Stigmatisi­erung beenden. Sie selbst führen Abtreibung­en durch. Wie erleben Sie diese Stigmatisi­erung? Viele Frauen denken, sie müssten sich dafür schämen. Einige empfinden auch die Beratungsp­flicht vor dem eigentlich­en Abbruch als belastend. Wie stehen Sie zu dieser Pflichtber­atung? Die Pflicht sollte in ein Recht umgewandel­t werden. Beratung muss differenzi­erter sein. Bei bestimmten vulnerable­n Gruppen ist sie sehr nützlich. Aber man sollte nicht grundsätzl­ich alle Frauen dazu verpflicht­en. Was muss sich ändern für Ärztinnen und Ärzte? Viele lernen in ihrer Facharztau­sbildung besonders die medikament­öse Methode der Abtreibung nicht. Krankenhäu­ser, die eine volle Weiterbild­ung anbieten, sollten die jedoch verpflicht­end lehren.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany