»Ich empfehle eine Harmoniestrategie«
Wenn Katzen ständig streiten, kann laut Verhaltensbiologin Lauren Finka nur eine genaue Analyse dauerhaften Frieden bringen
Was kann ich als Mensch tun, wenn meine Katzen sich streiten?
Auf gar keinen Fall schimpfen, schreien oder bestrafen, denn das lässt den Angstpegel nur steigen und bewirkt das Gegenteil. Streiten sich zwei Katzen, hilft als Sofortmaßnahme, einen großen Karton als Sichtschutz zwischen die beiden zu stellen und sie dann räumlich voneinander zu trennen.
Aber das bringt ja allenfalls einen Waffenstillstand …
Stimmt. Für einen haltbaren Frieden empfehle ich, eine Harmoniestrategie zu entwickeln. Finden Sie zunächst heraus, welche Art von Beziehung Ihre Katzen führen. Bei einer größeren Gruppe können sie die Beziehungen untereinander auch grafisch darstellen. Gibt es in der Gruppe Feinde, Liebende, flüchtige Bekannte, Einzelgänger, Cliquen? Versuchen Sie auch herauszufinden, ob und wie die Katzen (um sich aus dem Weg gehen zu können) das Haus oder die Wohnung unter sich in Reviere aufgeteilt haben. Wo verbringt jede Katze am meisten Zeit und mit wem teilt sie dieses Revier (zumindest zeitweise)?
Aber wie hilft mir das weiter?
Überprüfen Sie im nächsten Schritt, ob es die Dinge, auf die Katzen besonders Wert legen, in mehrfacher Ausführung gibt. Dazu gehören: Fressnapf, Wasserschale, Schlafplatz, Verstecke, Hochsitze, warme ruhige Plätze, Katzenklo, Spielzeug, Kratzbaum. Die goldene Regel lautet: jeweils eins pro Katze plus ein paar Extras. Jede Katze sollte Zugang zu all ihren Ressourcen haben, ohne sie teilen oder die Wege der anderen kreuzen zu müssen. In jedem Revier müssen ausreichend Ressourcen pro Katze zur Verfügung stehen, aber nicht alle an einem Platz. Vor allem Futter, Wasserschalen und Katzenklo müssen in einiger Entfernung voneinander platziert sein.
Warum ist das Revier so wichtig für eine Katze? Katzen geht es vorrangig um ihre Sicherheit, und das bietet am ehesten das Revier. Womöglich fühlen sie sich am verletzlichsten, wenn sie leicht abgelenkt sind (zum Beispiel beim Schlafen, Fressen, Trinken oder auf dem Klo). Daher sollten Sie alle Gegenstände so platzieren, dass Ihre Katze sich bei der Benutzung sicher fühlen kann und einen guten Blick auf potenzielle Bedrohungen hat. Stellen Sie den Fressnapf auf eine erhöhte Fläche oder einen Katzenbaum. Legen Sie Decken auf Schränke und Regale und kaufen Sie kein Katzenklo mit Bedeckung.
Um ihr Revier abzustecken, setzt eine Katze Körpergeruch und Krallen ein. Vermeiden Sie also, ihren Schlafplatz und die Gegenstände, an denen sie sich reibt, zu oft zu säubern. Gegenstände, an denen sie sich kratzen könnte, sollten an markanten Stellen und an den Grenzen ihres Territoriums platziert sein.
Und was ist, wenn eine Katze eine andere mobbt?
Sorgen Sie dafür, dass die Katzen sich beim Zugang zu ihren Ressourcen nicht blockieren oder eine der anderen den Zugang zu einem Bereich versperrt. Für die ängstlichere Katze könnten Sie einen sicheren Rückzugsort einrichten, den nur sie (etwa durch eine MikrochipKatzenklappe) betreten kann. Wichtig ist, allen Katzen gleichermaßen (auch den Unruhestiftern) Aufmerksamkeit und Zeit zum Schmusen und Spielen zu widmen. Gestalten Sie die Umgebung so abwechslungsreich wie möglich, das beschäftigt und hält sie davon ab, Unfug zu treiben. Und wenn alles nichts hilft?
Machen Sie einige Zeit nach Einführung Ihrer Harmoniestrategie erneut den Test. Hat sich nichts geändert, sollten Sie vielleicht einen Berater hinzuziehen. Es kann aber auch sein, dass Ihre Katzen einfach eine zu große gegenseitige Abneigung empfinden. Dann bleibt leider nur, entweder für die gemobbte Katze oder den Streithammel ein neues Zuhause zu finden.
Eine Sammlung der von Lauren Finka entwickelten Persönlichkeitstests mit vielen Tipps ist unter dem Titel „Schmusekater oder Grummelkatze?“im Goldmann Verlag erschienen
TEST 2
Sind Sie und Ihre Katze/n bereit für einen neuen Fellgenossen?
Warum wollen Sie eine weitere Katze?
A Mir gefällt die Vorstellung. Mein Haus und Garten sind außerdem groß genug, und ich glaube, meine vorhandene Katze würde eine weitere gut akzeptieren
B Meine jetzige Katze kam immer gut mit anderen Katzen im Haus zurecht
C Meine Katze ist bestimmt einsam, seit ihr Katzenpartner gestorben ist
D Etwas Abwechslung wäre doch schön, eine andere Rasse oder Fellfarbe wäre eine gute Ergänzung
E Meine Katze verhält sich aggressiv, ein Spielkamerad würde sie sicher beruhigen
Wie würde das neue Katzenrevier aussehen?
A Ein großes Haus mit vielen Zimmern und großem Garten
B Ein mittelgroßes Haus mit einigen Zimmern und mittel
großem Garten
C Ein kleines Haus, mehrere Zimmer und ein kleiner Garten
D Eine Wohnung, ein paar Zimmer, kleiner Garten
E Eine Wohnung, ein paar Zimmer ohne Garten
Wer lebt momentan in Ihrem Haushalt?
A 1 Katze und 1–2 Menschen
B 2 Katzen und 1–2 Menschen
C 1–2 Katzen und 3 Menschen oder mehr
D 3–4 Katzen und 1–3 Menschen
E 5 Katzen oder mehr und 1 Mensch oder mehr
Sie überlegen, welchen Typ Katze Sie zu sich holen würden. Wie entscheiden Sie?
A Ich denke intensiv über den Charakter meiner vorhandene/n Katze/n nach, wie sie sich verstehen und welchen Katzentyp (Alter, Charakter) sie am ehesten akzeptieren würde/n
B Ich entscheide mich für eine entspannte, ruhig und zutrau
lich wirkende Katze
C Ich mag ein junges, ungestümes Kätzchen, das bringt
Leben ins Haus
D Ich suche die süßeste Katze aus, die ich finden kann
E Ich nehme die, die am temperamentvollsten und katzen
artigsten aussieht
Wie viel ist in Ihrem Haus los?
A Für gewöhnlich geht es ruhig, friedlich und routiniert zu
B Es ist meistens ruhig und friedlich
C Kann schon mal hektisch werden, doch danach ist es
wieder ruhig
D Es ist meist recht lebhaft, wir haben viel Besuch
E Normalerweise ist es echt chaotisch und unvorhersehbar
Sie haben bereits mehrere Katzen: Wie verstehen sich diese? (Machen Sie dazu auch Test 1)
A Alle Katzen sind Freunde und fühlen sich wohl miteinander
B Die meisten Katzen sind Freunde und scheinen sich miteinander wohlzufühlen
C Die meisten Katzen sind lediglich Bekannte und scheinen sich in Gegenwart der anderen leicht unwohl zu fühlen
D Manche der Katzen sind Feinde oder scheinen sich in Gegenwart der anderen sehr unwohl zu fühlen
E Die meisten sind Feinde oder fühlen sich in Gegenwart der anderen sehr unwohl
Welchen Charakter hat/haben Ihre jetzige/n Katze/n? A Sehr zutraulich, entspannt und unkompliziert
B Cool, ruhig und gefasst
C Liebenswert, tolerant, aber eventuell manchmal
etwas nervös
D Ängstlich, nervös und sehr sensibel
E Angespannt, übernervös und schnell genervt
Lebte Ihre Einzelkatze bereits mit Artgenossen zusammen?
A Seit sie ein Kätzchen war, hat sie meist mit mindestens einer Katze zusammengelebt und sich immer prächtig verstanden
B Ja, und sie haben sich meist gut verstanden
C Nein, sie ist seit dem Kätzchenalter immer die einzige Katze gewesen. Oder: Meine Katze war ein Streuner, ich weiß nur wenig über ihre Vergangenheit
D Nein, aber sie sieht andere Katzen oft im Garten,
und meist endet das mit Kampf oder Geschrei
E Ja, und sie hasste jeden einzelnen Moment
Ist/sind Ihre Katze/n kastriert? A Ja, alle seit dem Kätzchenalter
B Ja, aber erst seit Kurzem
C Das weiß ich nicht
D Nur ein paar von ihnen
E Nein, keine
Wie würden Sie das allgemeine Wohlbefinden
Ihrer Katze/n beschreiben?
A Glücklich, zufrieden und entspannt
B Scheint/scheinen sich grundsätzlich ganz wohlzufühlen
C Mal zufrieden, mal vielleicht etwas gestresst
D Macht/machen meistens einen verängstigten,
nervösen Eindruck
E Wirkt/wirken immer gestresst oder unglücklich
Wie steht es um Gesundheit und Fitness Ihrer Katze/n? A Sie ist/sind aktiv, gesund und schmerzfrei
B Meistens aktiv, gesund und schmerzfrei
C Sie hat/haben ein paar Beschwerden, die Behandlung
schlägt aber an
D Sie ist/sind ernsthaft krank, die Behandlung schlägt aber an
E Ständig bzw. chronisch krank und sehr beeinträchtigt
Wie würden Sie die neue Katze einführen? A Langsam, behutsam und schrittweise, damit sich alle Katzen wohlfühlen. Ich bin darauf eingestellt, dass es Monate dauern kann
B Nach und nach, über Wochen hinweg
C Ich gehe nach Gefühl vor, mein Bauch entscheidet über
das Was und Wann
D Ich öffne die Katzenbox und lasse die Tiger mal machen
E Ich sperre allle zusammen in der Küche ein, je früher sie
klarkommen, desto besser
Wie stellen Sie sicher, dass sich alle Katzen notfalls aus dem Weg gehen können?
A Es wird für jede genug Plätze geben, um ungestört fressen,
trinken, aufs Klo gehen, schlafen, dösen und spielen zu können
B Wenn jede ihr eigenes Revier will, verteile ich die
Ressourcen entsprechend
C Ich werde sie auf jeden Fall getrennt füttern
D Das überlasse ich den Katzen
E Ich habe nicht so viel Platz – sie werden einfach lernen
müssen zu teilen
AUSWERTUNG: A–B
Sie und Ihre Katze scheinen gut darauf vor‑ bereitet zu sein, einen neuen Flauschfreund willkommen zu heißen. Ihr Haus scheint katzenfreundlich zu sein und Ihre Katze sehr zufrieden und entspannt im Umgang mit ihren Artgenossen. Garantien gibt es jedoch keine, denn Katzen können in Bezug auf ihre Sympathien sehr wählerisch sein. Überlegen Sie daher gut , welcher Katzentyp Ihr Neu‑ ankömmling sein sollte (siehe dazu Tipps auf Seite 35).
C
Die Umstände oder die Umgebung sind in Ihrem Haushalt möglicherweise nicht optimal, um ein harmonische Katzenmiteinander zu ermöglichen. Ein Neuzugang könnte Ihre jetzige Katze zusätzlich stressen. Überlegen Sie gut, ob dies der richtige Zeitpunkt ist. Sind Sie jedoch fest entschlossen, ist es beson‑ ders wichtig, dass Sie die Tipps auf Seite 35 berücksichtigen.
D–E
Womöglich ist es gerade nicht die beste Idee, eine weitere Katze aufzunehmen. Wenn Katzen nur ein kleines Revier haben, im Haus viele geschäftige Menschen sind oder sie alles mit vielen teilen müssen, kann sich das Zusammenleben als sehr schwierig erwei‑ sen. Manche Katzen kommen vermeintlich mit vielem klar, was wir ihnen zumuten, das heißt aber nicht unbedingt, dass sie glücklich sind. Sinnvoller scheint momentan, dass
Sie sich ganz auf Ihre bereits vorhandene/n Katze/n konzentrieren.