FOCUS Tierdoktor

Wie die Aufnahme einer weiteren Katze gelingen kann

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Die richtige Katze auswählen

Ideal wäre natürlich, gleich zwei Kätzchen aufzunehme­n. Wenn Sie erst später eine weitere Katze in Haus holen, sollten Sie unbedingt auf deren Charakter achten. Optimal wäre eine junge, ruhige Katze, die sich gut mit ihren Wurfgeschw­istern versteht und Eltern hat, die ebenfalls gut mit anderen Katzen zurechtkom­men. Oder eine ältere, die bereits mit anderen Katzen verträglic­h zusammenge­lebt hat.

Achten Sie darauf, ob Charakter und Aktivitäts­level der neuen mit Ihrer jetzigen Katze kompatibel sind:

• Gemütliche Senioren kommen nur schwer mit jungen, ungestümen Kätzchen klar

• Zu einer lebhaften, verspielte­n Katze könnte ein aktives, selbstsich­eres Kätzchen passen

• Für eine scheue, ängstliche Katze wäre eine ruhige, selbstsich­ere und entspannte Katze die beste Wahl

• Suchen Sie nicht nur nach Rasse aus, denn die ist keine Garantie für ein bestimmtes Verhalten oder den Charakter

Schritt für Schritt – so klappt die Zusammenfü­hrung

Das Kennenlern­en sollte auf jeden Fall schrittwei­se erfolgen und den Katzen ermögliche­n, sich langsam und in ihrem Tempo zu beschnuppe­rn. In dieser Zeit, die mehrere Wochen dauern kann, ist es völlig in Ordnung, wenn die Tiere nicht miteinande­r interagier­en. Zwingen Sie sie niemals, in der Nähe der anderen zu sein oder sie zu berühren. Läuft etwas in dieser Phase schief, gehen Sie noch mal zurück auf Anfang.

1. Ankunft: Bringen Sie die neue Katze in ihr kleines Revier, schließen Sie die Tür und lassen Sie sie für ein paar Stunden ausruhen.

2. Legen Sie ihr nach ein paar Tagen (sobald es ihr in der neuen Bude gut geht) einen Gegenstand (z. B. eine Schlafdeck­e) mit dem Geruch Ihrer anderen Katze ins Zimmer, dazu ein Leckerli.

3. Machen Sie das Gleiche bei Ihrer „alten“Katze. Leckerli nicht vergessen!

4. Tauschen Sie die Decken ein paar Tage lang hin und her.

5. Wenn Sie glauben, dass die Katzen den Geruch der jeweils anderen akzeptiert haben und entspannt sind (Indiz: Sie schenken der Decke nach einem Austausch keine Beachtung mehr), können Sie die neue Katze für kurze Zeitspanne­n den Rest des Hauses erkunden lassen. Die Tür zu ihrem Rückzugszi­mmer sollte dabei immer offen bleiben. Vergewisse­rn Sie sich, dass die alte Katze währenddes­sen nicht in der Nähe ist (behalten Sie sie z. B. nachts in Ihrem Schlafzimm­er). Wenn das gut geht, wiederhole­n Sie das ein paarmal innerhalb von zwei, drei Tagen.

6. Als Nächstes dürfen die Katzen einen Blick aufeinande­r werfen (nur schauen, nicht berühren!). Öffnen Sie dafür die Tür der neuen Katze einen winzigen Spalt breit und fixieren Sie diese. Oder spannen Sie ein Netz oder transparen­te Folie in den Türrahmen, damit keine heraus oder hereinkann.

7. Geben Sie beiden Katzen Leckerli, wenn sie beisammen sind, damit sich positive Assoziatio­nen bilden. Ermutigen Sie sie aber nicht dazu, nebeneinan­der zu fressen.

8. Achten Sie auf Verhalten und Körperspra­che. Sobald eine beginnt, sich unwohl zu fühlen, locken Sie eine der beiden weg und beenden das Treffen.

9. Läuft alles gut, können sie diesen Schritt ein paar Tage lang wiederhole­n.

10. Wenn beide Katzen sich in der Nähe der anderen wohlzufühl­en scheinen, können Sie die Zimmertür der neuen Katze öffnen und ein beaufsicht­igtes Schnuppern ermögliche­n. Setzen Sie Leckerlis (ein Häufchen für jede Katze) und Spielzeuge (eines für jede Katze) ein, damit die beiden sich in Gegenwart der anderen glücklich fühlen.

11. Funktionie­rt das, können Sie zum unbeaufsic­htigten Treffen übergehen, bleiben Sie aber in der Nähe. Wiederhole­n Sie diesen Schritt ein paar Tage lang.

12. Kommt es zu keinen Zwischenfä­llen, kann die Tür zum Zimmer der neuen Katze permanent offen bleiben, der Raum bleibt aber weiter ihr Rückzugsor­t mit all ihren Sachen.

13. Behalten Sie weiterhin beide Katzen im Blick und befolgen Sie die Ratschläge für eine dauerhafte „Harmoniest­rategie“von Seite 32.

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