Frankfurter Allgemeine Quarterly
Einfach mal abtauchen!
Niemand bewegte sich früher so schnell und elegant unter Wasser wie James Bond. Doch das kann jetzt – mit genug Geld – fast jeder
Sich unter Wasser frei bewegen zu können wie ein Fisch, das war bisher nur James Bond vergönnt.
Mit den neuen Hilfsmitteln könnte er aber Gesellschaft bekommen
Es scheint unabwendbar: Der Meeresspiegel steigt – vielleicht sollten wir uns an den Gedanken gewöhnen, dass der Mensch der Zukunft auch als Fisch leben können sollte. Die Sehnsucht, ins Meer abzutauchen, sich frei darin zu bewegen und atmen zu können, ist alt. Nemos Abenteuer mit dem U-boot Nautilus in Jules Vernes Roman „20 000 Meilen unter dem Meer“, James Camerons Blockbuster „Abyss“oder die Dokumentationen des Jacques-yves Cousteau faszinieren bis heute. Wie also kommen wir dem Meer näher? In beinahe jedem James-bond-film gibt es epische Unterwasserszenen, in denen Agent 007 von Mini-ubooten gejagt wird, Taucher mit futuristischen Antrieben zischen durchs Wasser – Bond entkommt stets, auch wegen der Gadgets, mit denen ihn die Tüftler des königlichen Geheimdienstes ausrüsteten.
Inzwischen gibt es derartige Dinge zu kaufen, auch Mini-u-boote.
Längst gibt es Taucherbrillen, sogenannte Vollgesichtsmasken, mit Co2-sicheren, getrennten Einund Ausatmungskanälen, die wie eine Kreuzung aus Fechtmaske und der aktuellen Raumfahrtkollektion der Space-x-kapseln von Tesla-gründer Elon Musk aussehen (zum Beispiel Mares Sea Vu Dry plus). Die D-mask, eine Konzeptstudie des chinesischen Designers ZJ-DDG, ist mit Led-strahlern, Sprechfunk, einem ins Sichtglas gespiegelten Display ausgestattet und kann mit dem Smartphone für die Begegnung mit skurrilen Lebewesen unter Wasser mit Koordinaten konfiguriert werden – falls die filigrane Maske funktioniert, dicht ist und nicht beschlägt.
Will man länger als eine oder zwei Minuten unter Wasser bleiben, es sei denn, man ist ein erfahrener Apnoetaucher, sollte man eine Tauchausbildung absolvieren – ohne schwere Pressluftflaschen, Bleigewichte und viel Erfahrung geht es nicht. Aber neue Unterwasser-spielzeuge wollen es uns leichter machen, weniger tiefe Zonen des Meeres zu erkunden. Zum Beispiel mit einer Mini-taucherflasche des Kickstarter-projekts Scorkl oder auch von Smaco aus China. Eine Handpumpe wird mitgeliefert – nach 15 Minuten Pumparbeit sollen mit den rund 500 Euro teuren Geräten bis zu fünf Minuten Tauchspaß möglich sein. Ungefährlich sind die kleinen Flaschen, die wie Freizeitspielzeuge angepriesen werden, nicht. Bereits beim Auftauchen aus geringen Tiefen können schwere Lungenschäden entstehen, wenn man nicht weiß, was man tut. Eine Basis-tauchausbildung ist dringend empfohlen! Das gilt auch für das Tauch- und Schnorchel-toy von Airbuddy. Ein batteriegetriebener, schwimmender Kompressor pumpt Luft durch einen Schlauch hinab zum Taucher. Man zieht das Gerät, das aussieht wie ein kleines Schlauchboot, hinter sich her und kann bis zu 45 Minuten in maximal 12 Meter Tiefe Fische bestaunen.
Ohne Strom kommt der Tauchapparat Exolung des Designers Jörg Tragatschnig aus. Durch Riemen an den Beinen werden Schwimmbewegungen in Pumpkraft verwandelt, Luft über der Wasseroberfläche angesaugt und in einen Tank vor dem Bauch gepresst. Tragatschnig ist auf der Suche nach Partnern, um das Tauchgadget in Serie zu produzieren – es soll dann rund 300 Euro kosten.
Hat man die Luftprobleme erst einmal im Griff, geht es um Geschwindigkeit. War die Rochenverkleidung von Agent 007 in „Lizenz zum Töten“nur zur Tarnung gedacht, soll man mit dem rucksackartigen Jetpack-konzept Cuda des britischen Studenten Archie O’brian sehr schnell vorankommen. Aber Cuda ist noch ein Prototyp, der aus dem 3D-drucker kommen wird. Dagegen kann man den Unterwasser-scooter Hoverstar Aquajet bereits für ungefähr 1800 Euro im Internet bestellen.
Wer einfach nur unter Wasser abhängen möchte, lässt sich von einem schnellen Boot ziehen und hält sich am Subwing fest. Der steuerbare Unterwasserflügel zieht bis zu vier Personen; damit man dabei nicht zum Haifischköder wird, sollte man ein Sharkbanz tragen. Das armbanduhrähnliche Gerät soll, so die Erfinder, Haie mit Magnetstrahlen vertreiben. Tests mit bissigen Bullenhaien waren erfolgreich und: Sogar Ex-us-präsident Barack Obama wurde am Strand mit einem Sharkbanz gesehen.
Bis wir aber die Transformation zum Fisch geschafft haben, gibt es auch für wasserscheue Menschen Möglichkeiten: Man lässt abtauchen. Unterwasser-drohnen, oft unhandlich, teuer und nur für Wissenschaftler gedacht, gibt es auch für Hobbyforscher für ungefähr 2000 Euro; die Fifish V6 etwa ist mit allem ausgestattet, was zur sicheren Haibeobachtung bis 100 Meter Tiefe nötig ist: hochauflösende Kameras, ein langes Kabel und starke Scheinwerfer für die Tiefe – gesteuert wird per Smartphone. Wer zusammen mit einer Drohne abtauchen möchte, lässt sich von der fischartigen, etwas plumpen Bikidrohne begleiten. Die kommt ohne Kabel aus und bewegt sich mit einer Schwanzflosse vorwärts.
Verwöhnte Liebhaber gediegener britischer Sportwagen können, ohne nass zu werden, im echten James-bond-style abtauchen. Aston
Martin gestaltete zusammen mit den U-boot-experten von Triton ein limitiertes und sehr exklusives Tauchgerät für superreiche Yachtbesitzer, die Gästen Ausflüge in den unterseeischen Vorgarten der Megayachten bieten wollen. In die schicke Carbonkugel, die ungefähr vier Millionen Dollar kosten wird, passen drei Personen! Und wer lieber im Kampfjet-stil um die Riffe kurven möchte, bestellt bei Deepflight aus den Vereinigten Staaten den Super Falcon 3S.
Die ultimative Lösung für die Bedürfnisse des Yachtbesitzers nach Sicherheit und diskreter Privatheit ist das eigene Mega-u-boot. Migaloo hat es im Angebot. Die M5-serie ist eine Art Hybridtauchyacht, die wie ein militärisches Atom-u-boot im Dinnerjackett aussieht – eine Kreuzung aus dem Irak-feldzugerprobten Hummergeländewagen H1 und einem Bentley Continental.
Auf dem langen Weg zum Leben unter Wasser müssen wir uns anpassen und vorab auch einmal zum Kennenlernen in der neuen Umgebung campen. Das geht auch unter Wasser, denn lange Dekompressionsaufenthalte, so die Entwickler des Ocean Space Habitats, einem Unterwasserzelt für zwei Taucher, müssen nicht langweilig sein; im schwebenden Zelt kann man sich ausruhen und arbeiten.
Eines Tages, wenn wir als Fischmenschen in Unterwasserstädten leben werden, könnten Wochenendausflüge in solchen Unterwasserzelten normal sein. Vielleicht gut, wenn wir uns schon mal an die Ausrüstung gewöhnen.