Verloren im Dschungel
Katharina Döbler hat aus der Geschichte ihrer Großeltern, einst Missionare in Papua-neuguinea, einen packenden Roman gemacht
Eigentlich hatte Autorin Katharina Döbler, Jahrgang 1957, nie vor, die Geschichte ihrer Großeltern aufzuschreiben. Dabei kann sie sich gut erinnern, wie sie als Kind den Familienerzählungen lauschte, die in ihren Ohren bizarr, exotisch, „wie im Märchen“klangen. Ihre strenggläubigen Omas und Opas waren ab 1913 aus der tiefsten fränkischen Provinz nach Papua-neuguinea ausgewandert, um zu missionieren. Döblers Eltern sind dort geboren. Aber: „Meine Großeltern standen auf der falschen Seite. Sie waren Kolonialisten, und zwar überzeugte“, fand die Autorin. Irgendwann stieß sie auf alte Aufzeichnungen, auf „emotionslose“Briefe. Es war die verschämte, flüchtige Erwähnung eines Skandals um ihren Großvater, samt der Existenz eines „halbweißen“Kindes, das ihr Interesse weckte. „Ich las die alten Briefe noch mal. Und füllte sie mit Gefühlen, mit Idealen, mit Intimität.“Ihr Buch ist keine Biografie, sondern ein Roman, der vier Menschen ans andere Ende der Welt folgt, wo protestantisches Arbeitsethos auf eine völlig andere Kultur prallt. Ein sensibel und detailreich geschildertes Kapitel deutscher Kolonialgeschichte, das man fasziniert liest. Manchmal auch mit einem Lächeln: So war selbst im Dschungel der Sonntagskaffee mit Kuchen heilig. Katharina Döbler, „Dein ist das Reich“, Claassen, 24 Euro