Endlich mehr Platz
Alte Wohnwagen neu einzurichten, liegt gerade voll im Trend. Das Tolle für alle Nicht-camper: Beim Umstyling der kleinen Camper lässt sich ganz viel für die eigene Wohnung abschauen
Schlaue Raumideen – von Wohnwagen abgeschaut. Plus inspirierende Camperumstylings auf Instagram
Frau Menz, Sie sind Innenarchitektin und haben letztes Jahr mehrere Wohnwagen umgestylt. Kein typisches Arbeitsfeld für Sie, oder?
Mein Mann und ich haben uns letztes Jahr im Januar selbst einen Wohnwagen gekauft. Doch so kahl und schmucklos die meisten Exemplare aussehen, konnte ich mir keinen Urlaub darin vorstellen. Man sucht sich ja auch sonst für die Ferien eine hübsche Unterkunft mit Charme und Atmosphäre. Also habe ich den Wohnwagen nach dem Kauf umgebaut und umgestaltet. So kam eins zum anderen.
Egal ob in der eigenen Wohnung oder in einem Caravan: So ein Makeover ist ein aufwendiges Projekt. Wo fängt man da überhaupt an?
Als Erstes braucht man ein Konzept für die Umgestaltung. Eines, das umsetzbar ist. Es macht Sinn, sich erst einmal zu fragen, was genau man anders haben möchte, was man sich davon selbst zutraut und für was man sich Hilfe von Freunden oder einem Profi holt. Man sollte das realistisch einschätzen und sich nicht überschätzen, sonst ist man nur schnell frustriert.
Ein Umstyling eines Wohnwagens unterscheidet sich also kaum von dem einer Wohnung?
Vom Grundprinzip nicht. Es steht beide Mal die Frage im Mittelpunkt: Was brauche ich, um mich wohlzufühlen? Allerdings können das im Urlaub andere Materialien und Farben sein als zu Hause. Da möchte ich vielleicht ganz viel Gelb, Safran oder Bast, damit auch bei trübem Wetter sofort Urlaubsstimmung aufkommt. Vielleicht möchte ich auch andere Materialien oder mehr Muster als in meiner Wohnung – einen verspielteren Look, der für die Dauer eines Urlaubs Spaß macht, mir aber dauerhaft in der Wohnung auf den Keks gehen würde.
Wie finde ich den richtigen Einrichtungsstil?
Indem man erst einmal überlegt, was man für ein Einrichtungstyp ist. Mag man es eher cremefarben, kunterbunt oder kontrastreich? Dann heißt es Inspiration sammeln. Und die kann von überall kommen: von Pinterest oder einer Postkarte, auf der die Farben besonders gut gefallen. Aus diesen Dingen kann man sich dann ein Moodboard zusammenstellen. Bei unserem Wohnwagen waren z.b. Griffe der Ausgangspunkt für unser komplettes Farbkonzept. Hat man sich festgelegt, sollte man trotzdem das gestalterische Grundrezept ein paar Tage sacken lassen, denn man investiert ja nicht nur viel Zeit und Mühe, sondern auch Geld.
Was, wenn ich weder viel Zeit noch Geld investieren kann? Welche Kleiner-aufwand-großewirkung-tipps gibt es beim Einrichten?
Mit einer großen Überdecke, die man auf die Polsterbank wirft, lässt sich viel bewirken. Hübsche Kissen dazu und fertig ist die gemütliche Sitzecke. Auch Vorhänge in modernen Farben helfen. Damit wirkt alles gleich frischer.
Wie wird es richtig wohnlich?
Mit Deko! Allerdings sollte man es hier, gerade wenn wenig Platz ist wie z. B. auch in einem Wohnwagen, nicht übertreiben. Sonst steht die hübsche Vase schnell nur im Weg rum. Mein Tipp: praktische Accessoires in „schön“suchen. Einen Handfeger zum Beispiel. Den gibt es aus rotem Plastik oder etwa in altrosa Metall – dann macht er gleich mehr her. Auch ein Spiegel wird mit einer hübschen Rattanumrandung zum Dekoobjekt.
Spiegel helfen ja auch immer dabei, einen kleinen Raum optisch zu vergrößern, oder?
Ja, deshalb würde ich für die optische Täuschung möglichst viele davon aufhängen. Was bei kleinen Räumen sonst noch hilft: Auf kleingliedrigen Flächen tun große, monochrome Flächen gut, weil sie Ruhe schaffen. Ich rate außerdem von zu kleinteiligen Mustern ab und würde persönlich verstärkt auf helle Töne setzen. Aber hier gibt es kein Richtig oder Falsch. Wem dunkles Lila an der Wand gefällt, wird daran langfristig mehr Freude haben als an einer beigen Wand, die den Raum optisch vergrößert. Ich finde ja, man sollte nicht krampfhaft versuchen, einen Raum optisch größer wirken zu lassen. Auch kleine Räume haben ihren Reiz und sind schön gemütlich.
Haben Sie auch einen Tipp, wie ich den begrenzten Raum besonders gut nutzen kann?
Darum muss man sich zumindest im Wohnwagen nicht viele Gedanken machen, weil er als Stauraumwunder konzipiert ist. Daran kann sich so manche Wohnung ein Beispiel nehmen. Zum Beispiel bekommt man in die Schränke an der Wohnwagendecke, die nach vorne aufgehen, unheimlich viel rein. Man kann diesen Ansatz auf die Einrichtung zu Hause übertragen und versuchen, möglichst viel Stauraum an den Wänden mit Regalen und Schränkchen zu schaffen. Generell spart alles, was von der Decke kommt, unten Platz. Man sollte in die Höhe denken und out of the box. Zum Beispiel lassen sich in einer Blumenampel wunderbar Kochutensilien verstauen.
Was braucht man unbedingt im Wohnwagen?
Haken! An sie lassen sich Taschen, Rucksäcke, Klamotten und alles, was den Boden vollstellen würde, hängen. Auch ein Tablett ist praktisch, um beispielsweise schnell die Deko vom Tisch zu räumen, damit genug Platz zum Essen ist. Auf kleine Körbe würde ich auch nicht verzichten. Du kannst alles Mögliche in ihnen verstauen – Schuhe oder Badezimmerkram – und sie dann gut zu den Duschen auf dem Campingplatz mitnehmen.