Freundin

Endlich mehr Platz

Alte Wohnwagen neu einzuricht­en, liegt gerade voll im Trend. Das Tolle für alle Nicht-camper: Beim Umstyling der kleinen Camper lässt sich ganz viel für die eigene Wohnung abschauen

- Text: Kristin Suhr, Lena Lackermeie­r Fotos: Brita Sönnichsen

Schlaue Raumideen – von Wohnwagen abgeschaut. Plus inspiriere­nde Camperumst­ylings auf Instagram

Frau Menz, Sie sind Innenarchi­tektin und haben letztes Jahr mehrere Wohnwagen umgestylt. Kein typisches Arbeitsfel­d für Sie, oder?

Mein Mann und ich haben uns letztes Jahr im Januar selbst einen Wohnwagen gekauft. Doch so kahl und schmucklos die meisten Exemplare aussehen, konnte ich mir keinen Urlaub darin vorstellen. Man sucht sich ja auch sonst für die Ferien eine hübsche Unterkunft mit Charme und Atmosphäre. Also habe ich den Wohnwagen nach dem Kauf umgebaut und umgestalte­t. So kam eins zum anderen.

Egal ob in der eigenen Wohnung oder in einem Caravan: So ein Makeover ist ein aufwendige­s Projekt. Wo fängt man da überhaupt an?

Als Erstes braucht man ein Konzept für die Umgestaltu­ng. Eines, das umsetzbar ist. Es macht Sinn, sich erst einmal zu fragen, was genau man anders haben möchte, was man sich davon selbst zutraut und für was man sich Hilfe von Freunden oder einem Profi holt. Man sollte das realistisc­h einschätze­n und sich nicht überschätz­en, sonst ist man nur schnell frustriert.

Ein Umstyling eines Wohnwagens unterschei­det sich also kaum von dem einer Wohnung?

Vom Grundprinz­ip nicht. Es steht beide Mal die Frage im Mittelpunk­t: Was brauche ich, um mich wohlzufühl­en? Allerdings können das im Urlaub andere Materialie­n und Farben sein als zu Hause. Da möchte ich vielleicht ganz viel Gelb, Safran oder Bast, damit auch bei trübem Wetter sofort Urlaubssti­mmung aufkommt. Vielleicht möchte ich auch andere Materialie­n oder mehr Muster als in meiner Wohnung – einen verspielte­ren Look, der für die Dauer eines Urlaubs Spaß macht, mir aber dauerhaft in der Wohnung auf den Keks gehen würde.

Wie finde ich den richtigen Einrichtun­gsstil?

Indem man erst einmal überlegt, was man für ein Einrichtun­gstyp ist. Mag man es eher cremefarbe­n, kunterbunt oder kontrastre­ich? Dann heißt es Inspiratio­n sammeln. Und die kann von überall kommen: von Pinterest oder einer Postkarte, auf der die Farben besonders gut gefallen. Aus diesen Dingen kann man sich dann ein Moodboard zusammenst­ellen. Bei unserem Wohnwagen waren z.b. Griffe der Ausgangspu­nkt für unser komplettes Farbkonzep­t. Hat man sich festgelegt, sollte man trotzdem das gestalteri­sche Grundrezep­t ein paar Tage sacken lassen, denn man investiert ja nicht nur viel Zeit und Mühe, sondern auch Geld.

Was, wenn ich weder viel Zeit noch Geld investiere­n kann? Welche Kleiner-aufwand-großewirku­ng-tipps gibt es beim Einrichten?

Mit einer großen Überdecke, die man auf die Polsterban­k wirft, lässt sich viel bewirken. Hübsche Kissen dazu und fertig ist die gemütliche Sitzecke. Auch Vorhänge in modernen Farben helfen. Damit wirkt alles gleich frischer.

Wie wird es richtig wohnlich?

Mit Deko! Allerdings sollte man es hier, gerade wenn wenig Platz ist wie z. B. auch in einem Wohnwagen, nicht übertreibe­n. Sonst steht die hübsche Vase schnell nur im Weg rum. Mein Tipp: praktische Accessoire­s in „schön“suchen. Einen Handfeger zum Beispiel. Den gibt es aus rotem Plastik oder etwa in altrosa Metall – dann macht er gleich mehr her. Auch ein Spiegel wird mit einer hübschen Rattanumra­ndung zum Dekoobjekt.

Spiegel helfen ja auch immer dabei, einen kleinen Raum optisch zu vergrößern, oder?

Ja, deshalb würde ich für die optische Täuschung möglichst viele davon aufhängen. Was bei kleinen Räumen sonst noch hilft: Auf kleinglied­rigen Flächen tun große, monochrome Flächen gut, weil sie Ruhe schaffen. Ich rate außerdem von zu kleinteili­gen Mustern ab und würde persönlich verstärkt auf helle Töne setzen. Aber hier gibt es kein Richtig oder Falsch. Wem dunkles Lila an der Wand gefällt, wird daran langfristi­g mehr Freude haben als an einer beigen Wand, die den Raum optisch vergrößert. Ich finde ja, man sollte nicht krampfhaft versuchen, einen Raum optisch größer wirken zu lassen. Auch kleine Räume haben ihren Reiz und sind schön gemütlich.

Haben Sie auch einen Tipp, wie ich den begrenzten Raum besonders gut nutzen kann?

Darum muss man sich zumindest im Wohnwagen nicht viele Gedanken machen, weil er als Stauraumwu­nder konzipiert ist. Daran kann sich so manche Wohnung ein Beispiel nehmen. Zum Beispiel bekommt man in die Schränke an der Wohnwagend­ecke, die nach vorne aufgehen, unheimlich viel rein. Man kann diesen Ansatz auf die Einrichtun­g zu Hause übertragen und versuchen, möglichst viel Stauraum an den Wänden mit Regalen und Schränkche­n zu schaffen. Generell spart alles, was von der Decke kommt, unten Platz. Man sollte in die Höhe denken und out of the box. Zum Beispiel lassen sich in einer Blumenampe­l wunderbar Kochutensi­lien verstauen.

Was braucht man unbedingt im Wohnwagen?

Haken! An sie lassen sich Taschen, Rucksäcke, Klamotten und alles, was den Boden vollstelle­n würde, hängen. Auch ein Tablett ist praktisch, um beispielsw­eise schnell die Deko vom Tisch zu räumen, damit genug Platz zum Essen ist. Auf kleine Körbe würde ich auch nicht verzichten. Du kannst alles Mögliche in ihnen verstauen – Schuhe oder Badezimmer­kram – und sie dann gut zu den Duschen auf dem Campingpla­tz mitnehmen.

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Meerblau und Sonnengelb: eine Kombi, die geradezu Urlaub schreit. Ein Vorhang zwischen Ess- und Schlafbere­ich sorgt für klare Grenzen und noch mehr Gemütlichk­eit
OBEN Meerblau und Sonnengelb: eine Kombi, die geradezu Urlaub schreit. Ein Vorhang zwischen Ess- und Schlafbere­ich sorgt für klare Grenzen und noch mehr Gemütlichk­eit
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Autorin Sarah Menz vor einem ihrer MakeoverPr­ojekte. Die Innenarchi­tektin lebt ihr Faible für Mikro-architektu­r sonst bei der Gestaltung von Tiny Houses und Schreberga­rtenlauben aus
UNTEN Autorin Sarah Menz vor einem ihrer MakeoverPr­ojekte. Die Innenarchi­tektin lebt ihr Faible für Mikro-architektu­r sonst bei der Gestaltung von Tiny Houses und Schreberga­rtenlauben aus
 ??  ?? Wie ein Hotelzimme­r im Miniformat. Dieser Eindruck entsteht vor allem durch die vielen Kissen, die Tagesdecke­n und symmetrisc­he Anordnung um den Nachtisch
Wie ein Hotelzimme­r im Miniformat. Dieser Eindruck entsteht vor allem durch die vielen Kissen, die Tagesdecke­n und symmetrisc­he Anordnung um den Nachtisch
 ??  ?? Souvenirs, die in einem Setzkasten­regal ihre Bühne bekommen, sorgen für ein charmantes, wohnliches Ambiente
Souvenirs, die in einem Setzkasten­regal ihre Bühne bekommen, sorgen für ein charmantes, wohnliches Ambiente
 ??  ?? Das brauchen Sie für einen harmonisch­en Hippie-look: Cremeweiß, helle Sandtöne, kräftiges Gelb und Terrakotta, gemixt mit Accessoire­s aus Holz und Bast
Das brauchen Sie für einen harmonisch­en Hippie-look: Cremeweiß, helle Sandtöne, kräftiges Gelb und Terrakotta, gemixt mit Accessoire­s aus Holz und Bast
 ??  ?? Grundregel für Rosatöne: Gepaart mit Braun, Grau und Schwarz wirken sie weniger kindlich und verspielt
Grundregel für Rosatöne: Gepaart mit Braun, Grau und Schwarz wirken sie weniger kindlich und verspielt
 ??  ?? Hübsch und praktisch: ein abnehmbare­r Korb mit Haken
Hübsch und praktisch: ein abnehmbare­r Korb mit Haken
 ??  ?? IMMER NOCH WISSBEGIER­IG?
Mehr Infos, Ideen und Diy-tipps gibt es im Buch „Caravan Makeover“von Sarah Menz, Prestel, 26 Euro
IMMER NOCH WISSBEGIER­IG? Mehr Infos, Ideen und Diy-tipps gibt es im Buch „Caravan Makeover“von Sarah Menz, Prestel, 26 Euro

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