Besser kommen
Schon mal von „Edging“oder „Blended Orgasm“gehört? Dabei handelt es sich um Sexpraktiken, die uns entspannt zu intensiveren Höhepunkten führen sollen. Sex-expertin Megwyn White erklärt, wie sie funktionieren
Diese Sexpraktiken führen zu intensiveren Höhepunkten
freundin: Frau White, man liest gerade immer wieder vom Sextrend Edging. Was soll das denn sein?
Megwyn White: Das ist eine Praktik, die ursprünglich aus dem Tantra kommt und übersetzt so viel wie „an den Rand bringen“bedeutet. Der Orgasmus wird dabei bewusst verzögert. Sowohl der Mann als auch die Frau verlängern dabei die sogenannte Plateauphase, das ist die Erregungsphase direkt vor dem Orgasmus.
Wie funktioniert das konkret?
Der Mann pausiert dabei kurz vor der Ejakulation, bis der Drang zu kommen abflacht. Aber auch die Frau kann ihrem Partner signalisieren, dass sie kurz vor ihrem Orgasmus eine Pause einlegen will. Das kann beim Geschlechtsverkehr sein, aber etwa auch bei Oralverkehr.
Blöd gefragt, warum würde man einen Orgasmus hinauszögern wollen?
Zum einen brauchen Frauen fast dreimal so lang wie Männer, um zu kommen. Das zeigen Studien. Umso besser also, wenn der Mann seinen Orgasmus hinauszögert. Der Höhepunkt wird dadurch aber auch für beide intensiver. Durch das Edging steigt die Durchblutung des Beckens und damit auch die Erregung – die sich dann in einem stärkeren Orgasmus entlädt. In einer Umfrage gaben 66 Prozent der praktizierenden Frauen an, dass Edging sie befähigt, längere und intensivere Orgasmen zu haben. Oder überhaupt zu kommen.
Wird auch Selbstbefriedigung durch Edging intensiver?
Ja. Dem Körper nicht zu geben, was er will, steigert grundsätzlich das Verlangen – und die Ekstase, wenn er
es schließlich doch bekommt. Dafür eignen sich auch Sextoys wie der „Satisfyer Pro 2“. Der Auflegevibrator verlängert über Luftimpulse die Lustphase, indem er die Klitoris und die Vulva sanft bis intensiv stimuliert. Aber ganz gleich ob beim Solosex oder als Paar: Edging sensibilisiert den ganzen Körper. Und in den Phasen des Herauszögerns kann man gut andere erogene Zonen verwöhnen, die sonst oft vernachlässigt werden.
Welche Körperzonen sind das?
Im Grunde alle Stellen, an denen die Haut sehr dünn ist. Dort reagieren die Nervenzellen besonders stark. Etwa an der Rückseite der Ohren, an den Innenseiten der Oberschenkel oder im Nacken. Als Paar kann man sich auch erotische Wörter auf die Haut sprechen, weil ihre Berührungsrezeptoren auf die Vibrationen der Stimme ansprechen. Sehr erotisierend wirkt auch die Verwendung einer Augenbinde, weil man sich stärker auf den Tastsinn, das Gehör und den Geruchssinn fokussiert. Wichtig ist, generell beim Sex das Tempo rauszunehmen und sich sanft zu berühren. Man spricht hier auch von „Slowgasm“.
Profitieren auch Männer von dieser sexuellen Spielart?
Viele meiner Patienten berichten, dass sie sich durch Edging besser auf die
Bedürfnisse der Partnerin einstellen können. Es ist generell ein großartiger Weg, das Vertrauen und die Verbindung zu sich selbst und dem Partner zu stärken. Außerdem erfahren Männer so auch, dass es nicht nur um Penetration gehen sollte, wenn sie Frauen Lust bereiten wollen.
Was versteht man unter Blended Orgasm?
Das ist die doppelte Stimulation von hoch erogenen Zonen, etwa von Klitoris und Gpunkt. Die wenigsten Frauen kommen durch reine Penetration. Fast 70 Prozent brauchen zusätzliche Stimulation. Dennoch scheuen sie sich oft, die Klitoris aktiv zu stimulieren, obwohl sie so viel eher kommen könnten. Vor allem, wenn sie eine geeignete Sexstellung wählen.
Welche sind das?
Zum Beispiel Doggystyle, weil sich die Klitoris dabei gut mit der Hand oder einem Sextoy erreichen lässt. Außerdem kann die Frau durch Kippbewegungen des Beckens aktiv selbst den Gpunkt ansteuern. Ideal ist auch die Reiterstellung, weil die Frau dabei gezielt den vorderen Bereich der Vagina stimulieren kann. Das ist wichtig, denn der Gpunkt liegt im ersten Scheidendrittel. Ich kann Frauen nur ermutigen, ihren Körper mehr zu erforschen und herauszufinden, was sich für sie am besten anfühlt.