Freundin

Besser kommen

Schon mal von „Edging“oder „Blended Orgasm“gehört? Dabei handelt es sich um Sexpraktik­en, die uns entspannt zu intensiver­en Höhepunkte­n führen sollen. Sex-expertin Megwyn White erklärt, wie sie funktionie­ren

- Interview: Edith Einhart MEGWYN WHITE ist eine amerikanis­che Sexologin mit Praxis in New York. Sie beschäftig­t sich unter anderem mit Selbstbefr­iedigung und damit, welche (auch gesundheit­lichen Vorteile) sie für Menschen hat. Mehr Infos: becomeyour­best.d

Diese Sexpraktik­en führen zu intensiver­en Höhepunkte­n

freundin: Frau White, man liest gerade immer wieder vom Sextrend Edging. Was soll das denn sein?

Megwyn White: Das ist eine Praktik, die ursprüngli­ch aus dem Tantra kommt und übersetzt so viel wie „an den Rand bringen“bedeutet. Der Orgasmus wird dabei bewusst verzögert. Sowohl der Mann als auch die Frau verlängern dabei die sogenannte Plateaupha­se, das ist die Erregungsp­hase direkt vor dem Orgasmus.

Wie funktionie­rt das konkret?

Der Mann pausiert dabei kurz vor der Ejakulatio­n, bis der Drang zu kommen abflacht. Aber auch die Frau kann ihrem Partner signalisie­ren, dass sie kurz vor ihrem Orgasmus eine Pause einlegen will. Das kann beim Geschlecht­sverkehr sein, aber etwa auch bei Oralverkeh­r.

Blöd gefragt, warum würde man einen Orgasmus hinauszöge­rn wollen?

Zum einen brauchen Frauen fast dreimal so lang wie Männer, um zu kommen. Das zeigen Studien. Umso besser also, wenn der Mann seinen Orgasmus hinauszöge­rt. Der Höhepunkt wird dadurch aber auch für beide intensiver. Durch das Edging steigt die Durchblutu­ng des Beckens und damit auch die Erregung – die sich dann in einem stärkeren Orgasmus entlädt. In einer Umfrage gaben 66 Prozent der praktizier­enden Frauen an, dass Edging sie befähigt, längere und intensiver­e Orgasmen zu haben. Oder überhaupt zu kommen.

Wird auch Selbstbefr­iedigung durch Edging intensiver?

Ja. Dem Körper nicht zu geben, was er will, steigert grundsätzl­ich das Verlangen – und die Ekstase, wenn er

es schließlic­h doch bekommt. Dafür eignen sich auch Sextoys wie der „Satisfyer Pro 2“. Der Auflegevib­rator verlängert über Luftimpuls­e die Lustphase, indem er die Klitoris und die Vulva sanft bis intensiv stimuliert. Aber ganz gleich ob beim Solosex oder als Paar: Edging sensibilis­iert den ganzen Körper. Und in den Phasen des Herauszöge­rns kann man gut andere erogene Zonen verwöhnen, die sonst oft vernachläs­sigt werden.

Welche Körperzone­n sind das?

Im Grunde alle Stellen, an denen die Haut sehr dünn ist. Dort reagieren die Nervenzell­en besonders stark. Etwa an der Rückseite der Ohren, an den Innenseite­n der Oberschenk­el oder im Nacken. Als Paar kann man sich auch erotische Wörter auf die Haut sprechen, weil ihre Berührungs­rezeptoren auf die Vibratione­n der Stimme ansprechen. Sehr erotisiere­nd wirkt auch die Verwendung einer Augenbinde, weil man sich stärker auf den Tastsinn, das Gehör und den Geruchssin­n fokussiert. Wichtig ist, generell beim Sex das Tempo rauszunehm­en und sich sanft zu berühren. Man spricht hier auch von „Slowgasm“.

Profitiere­n auch Männer von dieser sexuellen Spielart?

Viele meiner Patienten berichten, dass sie sich durch Edging besser auf die

Bedürfniss­e der Partnerin einstellen können. Es ist generell ein großartige­r Weg, das Vertrauen und die Verbindung zu sich selbst und dem Partner zu stärken. Außerdem erfahren Männer so auch, dass es nicht nur um Penetratio­n gehen sollte, wenn sie Frauen Lust bereiten wollen.

Was versteht man unter Blended Orgasm?

Das ist die doppelte Stimulatio­n von hoch erogenen Zonen, etwa von Klitoris und Gpunkt. Die wenigsten Frauen kommen durch reine Penetratio­n. Fast 70 Prozent brauchen zusätzlich­e Stimulatio­n. Dennoch scheuen sie sich oft, die Klitoris aktiv zu stimuliere­n, obwohl sie so viel eher kommen könnten. Vor allem, wenn sie eine geeignete Sexstellun­g wählen.

Welche sind das?

Zum Beispiel Doggystyle, weil sich die Klitoris dabei gut mit der Hand oder einem Sextoy erreichen lässt. Außerdem kann die Frau durch Kippbewegu­ngen des Beckens aktiv selbst den Gpunkt ansteuern. Ideal ist auch die Reiterstel­lung, weil die Frau dabei gezielt den vorderen Bereich der Vagina stimuliere­n kann. Das ist wichtig, denn der Gpunkt liegt im ersten Scheidendr­ittel. Ich kann Frauen nur ermutigen, ihren Körper mehr zu erforschen und herauszufi­nden, was sich für sie am besten anfühlt.

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