Würden Sie manchmal gerne kurz ausbrechen?
Das Vogelhaus war mal wieder ein Geschenk meiner Mutter.
Eines von denen, bei denen ich mich beim Auspacken fragte: Brauche ich das wirklich? Mütter haben ja bekanntlich ein Talent dafür, Dinge zu identifizieren, die im Haushalt ihrer Kinder angeblich dringend benötigt werden. Während meiner Studentenzeit in Italien bekam ich zum Beispiel „vernünftige Wanderschuhe“geschenkt, später gab es für die erste Wohnung mit meinem Freund Kuchengabeln und mit hochschwangerem Bauch dann die faltbare Babywippe. Immer dachte ich erst: Geht doch auch ohne – und war kurz danach bekehrt. Jetzt also das Vogelhaus. Samt Futter und einem metallenen Käfig für Meisenknödel. Brauche ich das, fragte ich wieder. Und sage einen Winter später: Ja, das brauche ich! Weil ein Blick aus dem Fenster nun reicht, damit ich in eine andere Welt eintauche. Drei Meisen, die sich fröhlich streiten, zwei Spatzen, die sich eifrig aufplustern. Und manchmal, da kommt das Rotkehlchen vorbei und schaut mich einfach an. Kurz aus den To-dos im Homeoffice abtauchen in eine Vogelwelt, das tut gut. Findet auch meine Kollegin Edith Einhart. Sie hat ab S. 42 Ideen zusammengetragen, die uns kurzfristig aus dem Alltag entführen. Viel Spaß beim Ausprobieren!
Wenn Sie etwas gegen Ohrwürmer haben, sollten Sie jetzt aufhören zu lesen.
Ich persönlich laufe seit vier Tagen mit sehr penetranten Vertretern davon herum. Vor vier Tagen nämlich habe ich den Text unserer Kulturredakteurin Ulrike Schädlich zum fünfzigsten Abba-jubiläum gelesen. Seitdem startet mein Tag im Kopf mit „One of us is crying, one of us is lying“, geht über in „Waterloo, I was defeated you won the war“, hämmert zwischendurch „Take a chance, take a chance“und endet dramatisch mit „The winner takes it all“. Dennoch habe ich es sehr genossen, Ulis Zeilen (ab Seite 132) über Björn, Agnetha, Anni-frid und Benny zu lesen. Sofort habe ich mich verloren in der 70er-jahre-glitzerwelt der Schweden, in den songgewordenen Ehedramen der beiden Band-paare mit ihren mitreißend harmonischen Melodien. Kein Wunder, dass der Abba-zauber auch 50 Jahre nach ihrem legendären Grandprix-sieg 1974 präsenter denn je ist: In Filmen, Museen, Musicals schenkt uns die Band auch heute noch melancholische kleine Fluchten. Besser kann man dem Alltag nicht entfliehen, schließlich: „What would life be? Without a song or a dance, what are we?“