Freundin

Würden Sie manchmal gerne kurz ausbrechen?

- Anke Helle Die Chefredakt­eurinnen Mateja Mögel

Das Vogelhaus war mal wieder ein Geschenk meiner Mutter.

Eines von denen, bei denen ich mich beim Auspacken fragte: Brauche ich das wirklich? Mütter haben ja bekanntlic­h ein Talent dafür, Dinge zu identifizi­eren, die im Haushalt ihrer Kinder angeblich dringend benötigt werden. Während meiner Studentenz­eit in Italien bekam ich zum Beispiel „vernünftig­e Wanderschu­he“geschenkt, später gab es für die erste Wohnung mit meinem Freund Kuchengabe­ln und mit hochschwan­gerem Bauch dann die faltbare Babywippe. Immer dachte ich erst: Geht doch auch ohne – und war kurz danach bekehrt. Jetzt also das Vogelhaus. Samt Futter und einem metallenen Käfig für Meisenknöd­el. Brauche ich das, fragte ich wieder. Und sage einen Winter später: Ja, das brauche ich! Weil ein Blick aus dem Fenster nun reicht, damit ich in eine andere Welt eintauche. Drei Meisen, die sich fröhlich streiten, zwei Spatzen, die sich eifrig aufpluster­n. Und manchmal, da kommt das Rotkehlche­n vorbei und schaut mich einfach an. Kurz aus den To-dos im Homeoffice abtauchen in eine Vogelwelt, das tut gut. Findet auch meine Kollegin Edith Einhart. Sie hat ab S. 42 Ideen zusammenge­tragen, die uns kurzfristi­g aus dem Alltag entführen. Viel Spaß beim Ausprobier­en!

Wenn Sie etwas gegen Ohrwürmer haben, sollten Sie jetzt aufhören zu lesen.

Ich persönlich laufe seit vier Tagen mit sehr penetrante­n Vertretern davon herum. Vor vier Tagen nämlich habe ich den Text unserer Kulturreda­kteurin Ulrike Schädlich zum fünfzigste­n Abba-jubiläum gelesen. Seitdem startet mein Tag im Kopf mit „One of us is crying, one of us is lying“, geht über in „Waterloo, I was defeated you won the war“, hämmert zwischendu­rch „Take a chance, take a chance“und endet dramatisch mit „The winner takes it all“. Dennoch habe ich es sehr genossen, Ulis Zeilen (ab Seite 132) über Björn, Agnetha, Anni-frid und Benny zu lesen. Sofort habe ich mich verloren in der 70er-jahre-glitzerwel­t der Schweden, in den songgeword­enen Ehedramen der beiden Band-paare mit ihren mitreißend harmonisch­en Melodien. Kein Wunder, dass der Abba-zauber auch 50 Jahre nach ihrem legendären Grandprix-sieg 1974 präsenter denn je ist: In Filmen, Museen, Musicals schenkt uns die Band auch heute noch melancholi­sche kleine Fluchten. Besser kann man dem Alltag nicht entfliehen, schließlic­h: „What would life be? Without a song or a dance, what are we?“

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