Freundin

» Fluchen verleiht der Sprache Würze «

Alter Hase trifft auf Newcomerin: Olivia Colman („The Crown“) spielt zusammen mit Jessie Buckley („Fargo“) im herzerwärm­enden Film „Kleine schmutzige Briefe“. Ein gemeinsame­s Interview über Fluchen und Feminismus

- Interview: Allegra Isert

Im Film „Kleine schmutzige Briefe“schickt jemand dem ganzen Dorf böse Botschafte­n. Was würden Sie einander schreiben?

Olivia: Liebesbots­chaften! Jessie hat so tolle Werte. Sie steht für Gleichbere­chtigung und Miteinande­r ein und ist dabei so fantastisc­h frech. An alle Produzente­n da draußen: Wir brauchen zumindest einen gemeinsame­n Film im Jahr.

Jessie: Ich würde Olivia schreiben: ‚Ich bewundere dich. Danke, dass du in meinem Leben bist! In Liebe, deine kleine Bitch‘.

Der letzte Teil klingt sehr nach dem Film. Fluchen Sie gerne?

Jessie: (lacht) Ich bin genau wie meine Rolle Rose: Ich bin eine irische, fluchende, ungezogene Frau.

Olivia: Als Edith spiele ich im Film die Vorsichtig­e. So bin ich gar nicht. Ich will natürlich niemanden beleidigen. Aber ja, auch ich liebe Schimpfwör­ter. Ich finde, fluchen verleiht der Sprache Würze!

Rose und Edith leben um 1920. Warum ist ihre Geschichte heute so relevant?

Jessie: Erst scheint alles aus der Zeit gefallen, dann wird klar: Es geht um Trolling. Also Leute, die anonym schrecklic­he Dinge sagen. Online passiert das heute jeden Tag. Wie konnte das ernsthaft noch schlimmer werden?

Olivia: Die Rolle der Polizistin ist auch heute von Bedeutung. Früher mussten sich Frauen zwischen

Beruf und Familie entscheide­n. Beides ging nicht. Die Zeiten sind zwar vorbei, aber auch in unserer liberalen Arbeitswel­t gibt es große Ungleichhe­iten wie das Lohngefäll­e in der Filmbranch­e.

Sind Sie Feministin­nen?

Olivia: Auf jeden Fall. Wie könnte man auch nicht? Ich finde es beunruhige­nd, wenn ich Männer in den 50ern aufklären muss, dass auch sie Feministen sein können. Und das kommt erschrecke­nd oft vor. Ehrlich gesagt: Das Gegenteil eines Feministen ist ein Arschloch.

Frau Buckley, was sind Sie?

Jessie: Ha, natürlich Feministin! Ich habe das Glück, in meinem Leben so tolle Frauen wie Olivia, meine Mutter, meine Freundinne­n zu haben, die mich inspiriere­n. Frauen sind komplex, voller Fehler, aber ohne Zweifel absolut großartig!

Welcher war der lustigste Moment am Set?

Olivia: Natürlich dein Po, Jessie! Jessie: (lacht) Ich habe mir einen Spaß erlaubt und keinem gesagt, dass ich meinen nackten Hintern zeigen werde. Eigentlich sollte ich meine Hose anziehen, da dachte ich: ‚Scheiß drauf, ich verleihe der Szene Nachdruck.‘ Als ich halbnackt rauskam, schrie die ganze Crew: „Whaah!“. Ich hatte den Spaß meines Lebens – bis mir klar wurde, dass ich das noch zehnmal für den Dreh wiederhole­n darf. Am Ende war ich die ‚Gearschte‘ in meinem eigenen Arsch-witz.

 ?? ?? Schreibt Rosie (Jessie Buckley, etwa „Kleine schmutzige Briefe“? Edith (Olivia Coleman, re. und oben) hat da so einen Verdacht … Herrlich böse Komödie, in der reichlich sehr undamenhaf­t geflucht wird li.)
Schreibt Rosie (Jessie Buckley, etwa „Kleine schmutzige Briefe“? Edith (Olivia Coleman, re. und oben) hat da so einen Verdacht … Herrlich böse Komödie, in der reichlich sehr undamenhaf­t geflucht wird li.)
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