Friedberger Allgemeine

Das Meister-Bafög wird aufgewerte­t

Es gibt mehr Geld für aufstreben­de Fachkräfte. Wer dies in Anspruch nehmen kann und wie hoch die Beträge steigen

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Berlin Während die Universitä­ten in Deutschlan­d bei rund 2,8 Millionen Studenten aus allen Nähten platzen, ist das Interesse an der berufliche­n Bildung nicht so groß. Ein reformiert­es, finanziell verbessert­es „Meister-Bafög“soll für junge Menschen ein Signal sein, dass es auch in Lehrberufe­n reichlich Aufstiegsc­hancen gibt. Daher heißt das zum 1. August startende Angebot nun „Aufstiegs-Bafög“.

Wie steht es um die oft als vorbildlic­h bezeichnet­e duale Ausbildung in Lehrbetrie­b und Berufsschu­le?

Mit der neuen Initiative soll die bewährte Kombinatio­n aus betrieblic­her Lehre und Berufsschu­le noch attraktive­r gestaltet werden. Nach dem jüngsten Berufsbild­ungsberich­t sank nämlich die Zahl der neuen Ausbildung­sverträge 2015 erneut leicht auf etwa 520 000. Nur jede fünfte Firma in Deutschlan­d bildet noch aus – zugleich klagen die Unternehme­n, dass ihnen gute Bewerber fehlen. „Der Anteil derer, die ins System gegangen sind, ist in den vergangene­n 15 Jahren um 100 000 Personen gefallen“, sagt Professor Kai Maaz vom Deutschen Institut für Internatio­nale Pädagogisc­he Forschung.

Was unternimmt die Politik?

Bildungsmi­nisterin Johanna Wanka möchte die Attraktivi­tät der dualen Ausbildung einerseits durch Programme stärken, mit denen junge Menschen schon in der 7. und 8. Klasse über die Vorteile eines Lehrberufs informiert werden. Anderersei­ts will sie im Bildungssy­stem die „Durchlässi­gkeit“verbessern – daher die Idee eines möglichst attraktive­n „Meister-Bafögs“, das Anreize zur berufliche­n Weiterbild­ung oder gar zu einem späteren Studium gibt. Denn auch der Wechsel an eine Hochschule ist möglich, betont Wanka.

War das „Meister-Bafög“bisher ein Erfolgsmod­ell?

In 20 Jahren wurden etwa 1,7 Mil- lionen Aufstiege zu Führungskr­äften, Mittelstän­dlern und Ausbildern für Fachkräfte von morgen mit einer Förderleis­tung von insgesamt rund 6,9 Milliarden Euro ermöglicht. Allerdings ging das Interesse zuletzt zurück: Erstmals seit sieben Jahren ließen sich 2015 weniger Berufstäti­ge durch ein „Meister-Bafög“unterstütz­en, berichtet das Statistisc­he Bundesamt. Die Zahl sank um 5,7 Prozent auf 162 000.

Was ist neu am „Aufstiegs-Bafög“?

Es soll Aufstiegsw­illigen die Entscheidu­ng für eine Weiterbild­ung gerade auch finanziell erleichter­n und Familienfr­eundlichke­it in den Mittelpunk­t stellen. Also steigen ab 1. August die Förderbeit­räge für Lebensunte­rhalt und Lehrgangsk­osten, Zuschläge für Kinderbetr­euung sowie der Erfolgsbon­us. Die Erhöhung der maximalen Unterhalts­beiträge wirkt sich so aus: für Alleinsteh­ende ein Zuwachs von 697 auf 768 Euro im Monat, für Alleinerzi­ehende von 907 auf 1003 Euro, für Verduale heiratete mit einem Kind von 1122 auf 1238 Euro, für Verheirate­te mit zwei Kindern von 1332 auf 1473 Euro.

Auf wen zielt das reformiert­e Angebot?

Nicht nur auf junge Aufsteiger in spe – eine Altersgren­ze für die Förderung gibt es nämlich nicht. Aber in manchen Äußerungen der Ministerin ist durchaus der Wunsch spürbar, den ohnehin überfüllte­n Hochschule­n zugunsten der berufliche­n Bildung Bewerber abzujagen. Wanka avisiert angehenden Handwerksm­eistern und hoch qualifizie­rten Fachkräfte­n „ein ähnlich geringes Risiko, erwerbslos zu werden wie bei Akademiker­n, die schnelle Chance auf Verantwort­ung sowie attraktive Verdienst- und Karrierepe­rspektiven“. Ihr Credo: Die duale Ausbildung ist eine sehr gute Aufstiegsc­hance für junge Menschen.

Apropos Hochschule­n: Gibt es auch mal was Neues beim StudentenB­afög?

Ja, nach sechsjähri­gem Stillstand ist es ebenfalls zum 1. August soweit: Die Bafög-Sätze steigen um sieben Prozent, Studierend­e mit eigener Wohnung können dann bis zu 735 Euro monatlich erhalten – ein Plus von 9,7 Prozent. Um sieben Prozent erhöhen sich die Einkommens­freibeträg­e der Eltern, so können etwa 110000 Studierend­e und Schüler mehr Bafög erhalten.

Werner Herpell, dpa

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Foto: Oliver Berg, dpa Wer „seinen Meister“machen will, bekommt mehr Geld.

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