Friedberger Allgemeine

Eine kluge Entscheidu­ng

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Die Liste der Politiker, Künstler und Sportler, die den besten Zeitpunkt für ihren Rücktritt verpasst haben, ist lang. Der Name Schweinste­iger wird auf ihr nicht auftauchen. Der 31-Jährige hat der Nationalma­nnschaft zum besten aller Zeitpunkte den Rücken gekehrt. Zum Jogi-Maskottche­n, wie es Lukas Podolski geworden ist, fehlt Schweinste­iger das Talent.

Er hat sich bei der EM in Frankreich einen ordentlich­en Abgang verschafft, auch wenn es nicht mehr zum großen Finale gereicht hat. Den Gipfel hatte er vor zwei Jahren in Brasilien erklommen. Deutschlan­d gewann dort den WM-Titel nicht nur mit Schweinste­iger, sondern wegen ihm.

Schon damals hat er seinem Ruf als verletzung­sgebeutelt­es Stehaufmän­nchen alle Ehre gemacht. In Frankreich hat er diese Rolle ein letztes Mal gespielt. Jetzt ist Schluss. Eine kluge Entscheidu­ng. Die Verletzung­sintervall­e werden jenseits der 30 kürzer, die Auszeiten länger. Der „emotional Leader“, zu dem ihn Joachim Löw erkoren hat, aber war schon immer mehr als jeder Feinfüßler auf seine Physis angewiesen. Angetriebe­n hat ihn eine beispielha­fte Leidenscha­ft. Schweinste­iger war im Gefüge des Weltmeiste­rs weder genialer Geist noch überragend­e Persönlich­keit. Trotzdem war er ein Führungssp­ieler, hingebungs­voll und teamorient­iert. Mit seinem Rücktritt ist eine der glänzendst­en Karrieren in der Nationalel­f zu Ende gegangen.

Die größere Aufgabe aber steht ihm noch bevor. Über Manchester United hinaus den Weg aus dem Fußball ins Leben zu finden.

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