Wie Terroranschläge die Urlaubspläne verändern
Aus Sorge um ihre Sicherheit suchen sich auch viele Augsburger neue Reiseziele. Nicht alle schweifen dabei in die Ferne. Welche Alternativen gerade hoch im Kurs stehen
Drei Viertel der Deutschen fürchten Terroranschläge im Urlaub. Was vor Kurzem eine Studie der R+V-Versicherung ergab, ist auch in den Augsburger Reisebüros zu spüren. Nach den Anschlägen – zum Beispiel auf den Flughafen in Istanbul oder an Stränden in Tunesien und Nizza – wählen die Augsburger lieber andere Reiseziele.
Silke Sonntag vom Reisebüro Panther Reisen schätzt, dass Reisen in die Türkei seit Beginn der Hauptbuchungszeit im Januar um bis zu 70 Prozent zurückgegangen sind. Andere Reisebüros bestätigen dies. Die Türkei ist derzeit das markanteste Beispiel. Ein ähnliche Tendenz zeigt sich aber auch bei nordafrikanischen Urlaubszielen wie Tunesien und Ägypten. Dort sei die Anzahl der Buchungen stark rückläufig, sagt Sonntag.
Marie Zitna hat schon einmal in der Türkei Urlaub gemacht und sagt, dass das Land eigentlich ein attraktives Urlaubsziel sei. „Es ist wirklich schön und die Menschen sind sehr freundlich.“Derzeit zieht die 58-Jährige „wegen der Sicherheitslage und den politischen Bedingungen“jedoch keinen Türkeiurlaub in Betracht. Elisabeth Schludi sieht das ähnlich: „Ich will nicht unbedingt in die Türkei. Unser letzter Urlaub dort hat uns gefallen, aber derzeit ist es schon sehr problematisch.“Das zeigt auch der gescheiterte Putschversuch des Militärs – der vorläufige Höhepunkt in einer Reihe von politischen Konflikten im Land am Bosporus.
Die französische Tourismusbranche leidet ebenfalls unter dem Terrorismus. Als Folge der Anschläge von Paris im November mussten die Hoteliers bis zum März dieses Jahres Einbußen in Höhe von 270 Millionen hinnehmen, so eine Studie der Beratungsgesellschaft MKG. Nach dem Anschlag in Nizza sei in den nächsten Monaten mit 30 Prozent weniger Besuchern zu rechnen, sagt MKG-Manager Vanguelis Panayotis.
In Augsburg spiegelt sich diese allgemeine Entwicklung nur zum Teil wider. Erika Schmutz vom Reisebüro hinter dem Perlach sagt: „Ich denke, wer Frankreich gebucht wird auch dorthin fahren.“Dies hänge neben fehlenden Alternativen damit zusammen, dass die Reisenden Frankreich nicht generell gefährlich finden – zumindest abseits von Paris.
Die Reiseveranstalter reagieren auf die Situation in Krisengebieten. Marktführer Tui setzt auf ein Krisenwarnsystem und ein Krisenzentrum in der Konzernzentrale, um schnelle Entscheidungen treffen zu können. Reedereien, die Kreuzfahrten anbieten, haben Routen umgeplant und weichen von nordafrikanischen und türkischen Häfen auf solche in Spanien, Italien oder auf griechischen Inseln aus.
Der Deutsche Reiseverband (DRV) betont, dass Länder, für die Reisewarnungen ausgegeben werden, von deutschen Veranstaltern generell nicht angeboten werden. Dieser Darstellung widerspricht Ernesto Navarro vom Reisebüro Club Tours jedoch: „Die Entscheidung, ob Reiseziele aus dem Programm genommen werden, ist die Entscheidung jedes einzelnen Veranstalters.“Umbuchungen aus Kulanz sind Navarro zufolge in der Regel bis etwa vier Wochen vor dem Abreisedatum möglich – bei besonderen Ereignissen jedoch auch kurzfristig.
Trotz aller Bedenken werde jehat, doch generell nicht weniger gereist, berichtet Schmutz. Die Buchungen verteilten sich stattdessen auf Länder wie Spanien, Griechenland, Portugal und Italien. „Diese Reiseziele sind derzeit besonders gefragt und deswegen oft schon ausgebucht“, erklärt Sonntag. Als Alternative zu den Balearen profiteren deswegen auch weiter entfernte Reiseziele wie die Kanaren.
Und auch der Urlaub in Deutschland ist beliebt, heißt es aus den Reisebüros: 65 Prozent der Deutschen buchen ihren Urlaub im eigenen Land – Tendenz steigend. Das beliebteste Urlaubsziel im Inland ist übrigens Bayern.