Friedberger Allgemeine

Abschied vom Sozialtick­et

Sollte das Jedermann-Ticket kommen, ist es vorbei mit der von der Stadt subvention­ierten Fahrt mit Bus und Tram

- VON MICHAEL HÖRMANN

Wie geht es weiter mit dem Sozialtick­et, das bedürftige­n Menschen eine vergünstig­te Fahrt mit Bus und Tram ermöglicht? Geht es nach der Stadt und den Stadtwerke­n, steht eine Tarifrefor­m an. Gedacht ist an ein Jedermann-Ticket, das zum Jahreswech­sel eingeführt werden könnte. Es ist ein Jahresabo, das umgerechne­t auf den Monat 29,90 Euro kosten soll. Ein von der Stadt derzeit bezuschuss­tes Sozialtick­et kostet 31,50 Euro. Antragsber­echtigt sind Senioren mit geringer Rente, Asylbewerb­er und Hartz-IV-Empfänger. Das Sozialtick­et ist allerdings mit hohem Verwaltung­saufwand verbunden, was von Gegnern kritisiert wird.

In einem Bericht hat Sozialrefe­rent Stefan Kiefer (SPD) jetzt Bilanz gezogen. Er sagt: „Das Sozialtick­et stellt für den betroffene­n Personenkr­eis eine deutliche Verbesseru­ng seiner Mobilität und Teilhabemö­glichkeite­n dar.“Gleichwohl zeige sich nach Auswertung der Zahlen, dass nur ein Teil der Leistungsb­erechtigte­n das Ticket in Anspruch nimmt. Zu den Gründen könne das Sozialrefe­rat, das sich um die Abwicklung kümmert, nichts Konkretes sagen. Es sei aber zu vermuten, „dass die Betroffene­n sehr genau rechnen, wann sie eine Monatskart­e brauchen und wann nicht“. Es gebe allerdings auch einen festen Stamm an Nutzern. Rund 19 000 Personen sind zum Erwerb berechtigt. Knapp 7000 Bedürftige haben das Ticket über einen mehrmonati­gen Zeitraum hin beantragt. Kiefer, der sich in der Vergangenh­eit massiv für das Sozialtick­et eingesetzt hatte, spricht ferner davon, dass die Personalko­sten in der Verwaltung geringer ausgefalle­n seien als dies anfangs prognostiz­iert wurde. „Der bü- rokratisch­e Aufwand ist optimiert“, sagt der Sozialrefe­rent. Die monatliche­n Gesamtkost­en bewegten sich zuletzt zwischen 70000 und etwas mehr als 80 000 Euro. Insofern würden die prognostiz­ierten Jahreskost­en von knapp 1,5 Millionen Euro nicht anfallen, heißt es. Kiefer betont anderersei­ts, dass bereits bei Einführung des Sozialtick­ets verankert worden sei, dass das von der Stadt subvention­ierte Ticket nur die zweitbeste Lösung sei.

Eine bessere Variante sei eine kostengüns­tigere Lösung ohne kommunale Subvention­ierung – so wie sie das Jedermann-Ticket jetzt darstellt. Zunächst müssten aber weitere Details feststehen, wie das Jedermann-Ticket in der Praxis eingesetzt wird, sagt Kiefer. Dann müsse der Sozialauss­chuss des Stadtrats darüber entschiede­n, wie es mit dem Sozialtick­et letztlich weitergeht. Das Aus gilt als wahrschein­lich. Verwaltung­sintern hat man darauf bereits reagiert: Die Berechtigu­ngsscheine für das Sozialtick­et gelten vorsorglic­h nur bis zum Dezember 2016.

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