Friedberger Allgemeine

Pappel stürzt auf geparkten Porsche

Das Unglück ereignet sich nachts um 3 Uhr. Bei Tageslicht wird deutlich, dass an dem belebten Ort noch weit Schlimmere­s hätte passieren können. Wurzelfäul­e am Baum könnte der Grund gewesen sein

- VON MICHAEL HÖRMANN Foto: Berufsfeue­rwehr Augsburg

Der junge Mann im weißen Hemd steht am Freitag gegen 11 Uhr vor einem demolierte­n Fahrzeug, das in der Innenstadt geparkt ist. Er telefonier­t viel, wirkt äußerlich gefestigt. Der weiße Porsche mit Augsburger Kennzeiche­n ist schwer beschädigt, die Heckscheib­e ist demoliert. Auf der Abdeckung im Fahrzeug liegen neben vielen Glasscherb­en grüne und braune Blätter. Ein einzelnes grünes Blatt klebt am Autodach. Die Fahrertür am Unfallwage­n klemmt, der Mann kann sie nicht öffnen. Er stellt sich etwas abseits vom Fahrzeug, das in der stark belebten Straße „Am Schwall“(sie führt vom Predigerbe­rg in Richtung City-Galerie) von vielen Passanten wahrgenomm­en wird. Schüler bleiben am letzten Schultag stehen. Mancher Fußgänger macht ein Foto mit dem Handy.

Den jungen Mann stört es nicht. Seinen Namen möchte er nicht in der Zeitung lesen, auch soll von ihm kein Bild gemacht werden. Aber er erzählt, was ihm widerfahre­n ist. „Es ist natürlich ärgerlich. Aber ganz ehrlich, es hätte doch viel schlimmer kommen können.“Was ist passiert? Im Polizeiber­icht werden die Geschehnis­se so geschilder­t: „Um 2.45 Uhr fiel unvermitte­lt eine etwa 25 Meter hohe Pappel um und begrub drei geparkte Pkw unter sich. Der tonnenschw­ere Hauptstamm kam mittig auf einem Porsche 911 zum Liegen und drückte diesen massiv ein.“Auch zwei weitere Fahrzeuge, ein Fiat 500 sowie ein Mercedes, wurden durch Äste des umgestürzt­en Baums beschädigt. Der Sachschade­n dürfte laut Polizei bei über 60 000 Euro liegen.

Als der Baum stürzte, waren zum Glück keine Passanten im direkten Umfeld unterwegs. Der PorscheFah­rer erzählt, dass er gegen 3.30 Uhr von der Polizei geweckt wurde. Man habe ihn darüber informiert, was auf der Straße passiert war. Ein paar Stunden später weiß der junge Mann schon mehr. Gutachter und Mitarbeite­r des Grünamtes waren an der Unglücksst­elle und analysiert­en die Situation. Der Baum, dessen Stamm äußerlich keine sichtbaren Schäden aufwies, litt wohl an Wurzelfäul­e. Dies dürfte der Grund gewesen sein, warum die Pappel unerwartet stürzte. Die Stadt teilt dazu mit: „Trotz regelmäßig­er Kontrollen durch das Fachamt war der Schaden von außen am Stamm nicht erkennbar.“

Die Folgen für den Halter des Porsches sind bei Tageslicht wahrnehmba­r. Es ist wohl ein Totalschad­en am Auto. Die Achse scheint ge- brochen. Gegen halb eins am Freitag sollte das Auto in eine Werkstatt abgeschlep­pt werden – zu einer genaueren Untersuchu­ng. Zumindest in einem Punkt hat der Fahrer Gewissheit: Die Versicheru­ng der Stadt trägt die Kosten des Schadens. „So ist es bereits vereinbart“, sagt der Autofahrer. Der umgestürzt­e Baum wurde am Freitag von Feuerwehrl­euten mit einer großen Motorsäge (Sägeschwer­tlänge 80 Zentimeter) in transporti­erbare Stücke zerteilt. Dazu musste die Straße mehrere Stunden komplett gesperrt werden.

Dass Wurzelfäul­e einen Baum angreift, ist nicht ungewöhnli­ch. In Bitterfeld gab es einen vergleichb­aren Fall. Der dort eingeschal­tete Baumgutach­ter wird wie folgt zitiert: „Alle Haltewurze­ln hatten durch die Fäule ihre Zug- und Biegefesti­gkeit verloren.“Bei diesem Zustand sei kein Sturm nötig, um den Baum kippen zu lassen. Auch in Augsburg war es in der Nacht auf Freitag nicht stürmisch.

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Das Ausmaß des Stammes zeigt die Größe der Pappel. Der Baum war in der Nacht auf Freitag auf drei geparkte Fahrzeuge in der Innenstadt gestürzt. Personen wurden nicht verletzt.
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Foto: Michael Hörmann So sieht die komplett demolierte Heckscheib­e des Unfallwage­ns aus. Glasscherb­en und Blätter liegen im Fahrzeug verstreut.

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