Pappel stürzt auf geparkten Porsche
Das Unglück ereignet sich nachts um 3 Uhr. Bei Tageslicht wird deutlich, dass an dem belebten Ort noch weit Schlimmeres hätte passieren können. Wurzelfäule am Baum könnte der Grund gewesen sein
Der junge Mann im weißen Hemd steht am Freitag gegen 11 Uhr vor einem demolierten Fahrzeug, das in der Innenstadt geparkt ist. Er telefoniert viel, wirkt äußerlich gefestigt. Der weiße Porsche mit Augsburger Kennzeichen ist schwer beschädigt, die Heckscheibe ist demoliert. Auf der Abdeckung im Fahrzeug liegen neben vielen Glasscherben grüne und braune Blätter. Ein einzelnes grünes Blatt klebt am Autodach. Die Fahrertür am Unfallwagen klemmt, der Mann kann sie nicht öffnen. Er stellt sich etwas abseits vom Fahrzeug, das in der stark belebten Straße „Am Schwall“(sie führt vom Predigerberg in Richtung City-Galerie) von vielen Passanten wahrgenommen wird. Schüler bleiben am letzten Schultag stehen. Mancher Fußgänger macht ein Foto mit dem Handy.
Den jungen Mann stört es nicht. Seinen Namen möchte er nicht in der Zeitung lesen, auch soll von ihm kein Bild gemacht werden. Aber er erzählt, was ihm widerfahren ist. „Es ist natürlich ärgerlich. Aber ganz ehrlich, es hätte doch viel schlimmer kommen können.“Was ist passiert? Im Polizeibericht werden die Geschehnisse so geschildert: „Um 2.45 Uhr fiel unvermittelt eine etwa 25 Meter hohe Pappel um und begrub drei geparkte Pkw unter sich. Der tonnenschwere Hauptstamm kam mittig auf einem Porsche 911 zum Liegen und drückte diesen massiv ein.“Auch zwei weitere Fahrzeuge, ein Fiat 500 sowie ein Mercedes, wurden durch Äste des umgestürzten Baums beschädigt. Der Sachschaden dürfte laut Polizei bei über 60 000 Euro liegen.
Als der Baum stürzte, waren zum Glück keine Passanten im direkten Umfeld unterwegs. Der PorscheFahrer erzählt, dass er gegen 3.30 Uhr von der Polizei geweckt wurde. Man habe ihn darüber informiert, was auf der Straße passiert war. Ein paar Stunden später weiß der junge Mann schon mehr. Gutachter und Mitarbeiter des Grünamtes waren an der Unglücksstelle und analysierten die Situation. Der Baum, dessen Stamm äußerlich keine sichtbaren Schäden aufwies, litt wohl an Wurzelfäule. Dies dürfte der Grund gewesen sein, warum die Pappel unerwartet stürzte. Die Stadt teilt dazu mit: „Trotz regelmäßiger Kontrollen durch das Fachamt war der Schaden von außen am Stamm nicht erkennbar.“
Die Folgen für den Halter des Porsches sind bei Tageslicht wahrnehmbar. Es ist wohl ein Totalschaden am Auto. Die Achse scheint ge- brochen. Gegen halb eins am Freitag sollte das Auto in eine Werkstatt abgeschleppt werden – zu einer genaueren Untersuchung. Zumindest in einem Punkt hat der Fahrer Gewissheit: Die Versicherung der Stadt trägt die Kosten des Schadens. „So ist es bereits vereinbart“, sagt der Autofahrer. Der umgestürzte Baum wurde am Freitag von Feuerwehrleuten mit einer großen Motorsäge (Sägeschwertlänge 80 Zentimeter) in transportierbare Stücke zerteilt. Dazu musste die Straße mehrere Stunden komplett gesperrt werden.
Dass Wurzelfäule einen Baum angreift, ist nicht ungewöhnlich. In Bitterfeld gab es einen vergleichbaren Fall. Der dort eingeschaltete Baumgutachter wird wie folgt zitiert: „Alle Haltewurzeln hatten durch die Fäule ihre Zug- und Biegefestigkeit verloren.“Bei diesem Zustand sei kein Sturm nötig, um den Baum kippen zu lassen. Auch in Augsburg war es in der Nacht auf Freitag nicht stürmisch.