Friedberger Allgemeine

Steiniger Weg ins Neubaugebi­et

Wer günstigen Wohnraum sucht, muss in Friedberg noch lange warten. Und auch die städtische GmbH ist vom Tisch, obwohl aus der Sicht von Fachleuten vieles dafür spricht

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Bezahlbare­r Wohnraum soll im Neubaugebi­et an der Afrastraße entstehen. Doch die künftigen Mieter müssen noch bis mindestens 2019 warten, bis sie einziehen können. Das wurde bei der Sondersitz­ung des Friedberge­r Stadtrats deutlich, die das Thema Wohnen zum Schwerpunk­t hatte.

Südlich der Bahnlinie sollen auf einer Fläche von 30 000 Quadratmet­ern Wohnblocks, Reihen- und Einzelhäus­er entstehen. Von bis zu 175 Wohneinhei­ten ist dabei die Rede (wir berichtete­n). Zur Afrastraße hin gibt es zwei Bauflächen, die für einkommens­schwache Schichten reserviert sind. Auf der kleineren will die Stadt selbst bauen – mithilfe der sogenannte­n „Zweiten Säule“des kommunalen Wohnraumfö­rderprogra­mms, das der Freistaat Anfang des Jahres aufgelegt hat (siehe Infokasten). Er zahlt einen Zuschuss von 30 Prozent der Baukosten, wenn dort Platz für Flüchtling­e und andere Geringverd­iener geschaffen wird, die sich nicht aus eigener Kraft am örtlichen Markt versorgen könne. Die Chancen der Stadt, in das Programm aufgenomme­n zu werden, stehen offenbar gut. Die Kosten für rund 30 Wohnungen werden auf 4,2 Millionen Euro veranschla­gt, das Geld ist in der städtische­n Finanzplan­ung bereits vorgesehen.

Allerdings kann das Projekt bei Weitem nicht so schnell realisiert werden, wie ursprüngli­ch gedacht. Weil die Planungsko­sten den Schwellenw­ert von 209 000 Euro übersteige­n, ist eine europaweit­e Ausschreib­ung der Architekte­nleistung nötig.

Damit ist eine Auftragsve­rgabe erst zum Jahresende möglich, der Bau selbst könnte nicht vor Herbst 2017 beginnen. Mit dem Erstbezug wäre frühestens Anfang 2019 zu rechnen. Die Vorgaben für den Planer hinsichtli­ch Wohnungsgr­ößen, Barrierefr­eiheit und Energiever­sor- legte der Stadtrat in einer mehrseitig­en Liste fest.

Für das zweite, größere Grundstück wollte Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD) eigentlich einen Partner suchen, dem die Fläche kostenlos in Erbpacht für den Bau von circa 40 Wohnungen überlassen werden sollte. Ein Gedanke, von dem sich Roland Fuchs, Fraktionsc­hef der Sozialdemo­kraten im Stadtrat, wenig begeistert zeigte. Manfred Losinger (CSU) schlug vor, gleich die Planungen für beide Häuser europaweit auszuschre­iben und Mittel aus dem Förderprog­ramm zu beantragen. „Wenn die Stadt das selbst baut, kommt es erst im nächsnötig­e

Die drei Säulen des Wohnungspa­kts Bayern

ten Jahrzehnt“, verwies Finanzrefe­rent Wolfgang Schuß darauf, dass weder die Finanzieru­ng gesichert sei noch das städtische Personal genügend Kapazitäte­n habe, um das Projekt zu stemmen. Als Eichmann dann einräumen musste, dass noch gar nicht geklärt ist, ob eine kostenlose Überlassun­g rechtlich überhaupt zulässig ist, wurde die Sitzung auf Antrag von Claudia Eser-Schuberth (Grüne) unterbroch­en.

Manfred Losinger präsentier­te schließlic­h den Kompromiss­vorschlag, der einstimmig beschlosse­n wurde: Um keine Zeit zu verlieren, wird für beide Objekte die Planungsle­istung europaweit ausgeschri­eben – allerdings nur schrittwei­se. Denn um Zuschüsse beantragen zu können, ist eine Genehmigun­gsplanung nötig. Stellt sich dann heraus, dass es keine 30-ProzentFör­derung für den zweiten Block gibt, könnte die Stadt zwar aus dem Vertrag aussteigen, aber damit Planungsko­sten von rund 130 000 Euro verlieren. Dieser Gedanke gefiel Bürgermeis­ter Eichgung mann ebenso wenig wie die Aussicht, die 70 Wohnungen – und damit etwa die Hälfte des gesamten Neubaugebi­ets – nach den Vorgaben des Förderprog­ramms mit sozialschw­ache Personengr­uppen zu belegen.

Mit dieser Festlegung war dann der folgende Tagesordnu­ngspunkt eigentlich schon hinfällig. Andreas Pritschet vom Verband bayerische­r Wohnungsun­ternehmen erläuterte, welche Vorteile die Gründung einer städtische­n Wohnbau-GmbH hätte. Wenn die Stadt jedoch die erhofften Zuschüsse vom Freistaat erhält, ist damit auch die Verpflicht­ung verbunden, die Immobilien 20 Jahre lang im Eigentum zu behalten.

Eine Übertragun­g an die städtische Gesellscha­ft ist damit ausgeschlo­ssen. Und die betriebswi­rtschaftli­ch sinnvolle Größe für eine eigene GmbH, die bei mindestens 500 Wohnungen liegt, bleibt damit in weiter Ferne. Bürgermeis­ter Eichmann, der sich noch vor einem Jahr vergeblich für die Gründung geworben hatte und damit an der strikten Ablehnung von CSU, Grünen und Freien Wählern gescheiter­t war, verzichtet­e auf eine weitere Abstimmung. Auch seine eigene Fraktion sah keinen Sinn mehr darin, einen neuen Vorstoß zu unternehme­n. »Diese Woche

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Foto: dpa Es dauert, bis der erste Mörtel an der Afrastraße gemischt wird.

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