Der Teamgeist geht um
Neulich mal wieder in den Stellenanzeigen herumgelesen – frei von Abwanderungsgedanken, einfach so, wie man manchmal ohne Vorsatz versonnen braune Blätter und verblühte Blüten zupft auf dem Balkon. Allgegenwärtig: das Team. Ganz gewiss: Es war nicht der Sportteil, es waren die Stellenanzeigen. Die Arbeitswelt 2016 (wahrscheinlich geht das schon viel länger so) ist ein Spielplatz, auf dem sich nur noch Teams tummeln. Arbeit = große Gemeinsamkeit. Augenhöhe. Spirit. Teamwork. Teambuilding. Alle für einen. Tamtam. Dream-Team. Die in Stellenanzeigen genannten Teams sind kompetent, nett, jung, erfolgreich und weiß der Himmel was noch alles. Abteilungen? Angestellte? Brigaden? Kolonnen? Trupps? Mitarbeiter? Alles alles aufgelöst. Es gibt nur noch Teams, Teams, Teams.
Folglich werden nicht etwa Chefs oder Abteilungsleiter oder Schichtführer oder Stellvertreter gesucht, sondern: „Teamleiter Instandhaltung“; „Teamleiter/in Rechnungswesen“oder „Teamassistentin“. Gerne aber immer: „Teamplayer“. Die sind, und damit ist das Team-Vokabular dann doch langsam erschöpft, „teamorientiert“und „teamfähig“bzw. sollten die Fähigkeit mitbringen, „das Mitarbeiterteam motivierend zu führen“. Flache Hierarchien, aber Schweini ist der Kapitän und tut, was Jogi sagt.
Gibt es noch teamfreie Unternehmen, Organisationen, Betriebe? Möglicherweise auf dem grauen Arbeitsmarkt, in der AfD, oder privat. Ansonsten sind wir ein einig Teamland. Gespanne wie Claus Kleber und Gundula Gause (ZDF!) sind ebenso ein Team wie der Aufsichtsrat von VW, das bayerische Kabinett, die Amigos oder die west- und ostdeutschen Rentner. Teams ziehen an einem Strang, was für Außenstehende gerne mal wie Tauziehen aussieht. Ein Gespenst geht um in Deutschland: der Teamgeist ist’s. (mls)