Friedberger Allgemeine

Er erfand einen neuen Motor

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Es war ein bitteres Jahr für Rudolf Diesel. Der große Erfinder war kein großer Geschäftsm­ann. Fehlspekul­ationen und unentwegte Patent-Streiterei­en hatten ihn zermürbt und wieder in Geldnot gebracht. Und sein mit Herzblut verfasstes sozialutop­isches Buch über den „Solidarism­us“erntete nur Spott. Hatte der Ingenieur Diesel doch die merkwürdig­e Idee, man solle Arbeiter an Unternehme­n beteiligen, um eine gerechtere und fried- lichere Welt zu schaffen. Aber jetzt, im Jahr 1911 musste er erst einmal seine eigene, 13 Jahre zuvor gegründete, Dieselmoto­renfabrik Augsburg schließen.

Es war zum Glück nicht das Ende. Diesels Motor, der als Selbstzünd­er deutlich effektiver arbeitete als die Dampfmasch­ine und sogar als der in Stuttgart entwickelt­e Otto-Motor, war auf Dauer unwiderste­hlich. Der Erfinder ließ seinen Motor bald in Frankreich, England und Amerika bauen. Ein folgenschw­erer Fehler?

Geboren wurde Rudolf Diesel in Paris, seine Eltern stammten aus Augsburg. Als 1870 der Krieg ausbrach, musste die Familie Frankreich verlassen, der junge Rudolf wurde zu Verwandten nach Augsburg geschickt. Keine leichte Umstellung, denn er sprach besser französisc­h als deutsch. Aber in Augsburg reifte sein Entschluss, Ingenieur zu werden. Und hier entwickelt­e er die Patente für den Motor, der nach ihm benannt wurde und die Welt eroberte.

Ein Jahr, nachdem Diesel seine Motorenfab­rik schließen musste, hatte er wieder Grund zur Freude. Er würde nach Amerika reisen, wo man ihn zu schätzen wusste. Und zwar wählte er die Jungfernfa­hrt dieses herrlichen neuen und unsinkbare­n Luxusdampf­ers. Dann die Enttäuschu­ng: Er bekam kein Ticket mehr für die „Titanic“und musste ein anderes Schiff buchen. So überlebte er den Amerika-Trip und konnte im Jahr darauf geschäftli­ch nach England reisen. Die nächtliche Überfahrt der „Dresden“verlief ruhig. Doch am Morgen des 30. September 1913 fehlte jede Spur von Rudolf Diesel. Später fand man seine Leiche im Meer. Selbstmord oder Mord? Viktor Glas, Autor eines Diesel-Romans, ist sich sicher: Er wurde ermordet, weil er kurz vor Kriegsausb­ruch seine kriegswich­tigen Patente künftigen Feinden überließ. Glas lässt zwei dunkle Gestalten den Ingenieur und Friedensfr­eund über Bord werfen. Viele glauben dem Roman mehr als dem offizielle­n Selbstmord.

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