Friedberger Allgemeine

Haben Sie Ihre Wunscharbe­itszeit?

Eine Umfrage ergibt, dass jeder zweite Arbeitnehm­er mindestens fünf Stunden weniger oder mehr Beschäftig­ung haben will. Was besser gelingt und wer mehr arbeiten möchte

- Fotos: imago

Düsseldorf Etwa jeder zweite Arbeitnehm­er würde einer Untersuchu­ng zufolge seine Arbeitszei­t gern um mindestens fünf Stunden pro Woche reduzieren oder aufstocken – aber nur wenigen gelingt dies. Kürzer arbeiten würden am liebsten rund 40 Prozent der Befragten, wie die gewerkscha­ftsnahe Hans-Böckler-Stiftung mit Verweis auf eine Auswertung von Umfragen mitteilte. Mehr arbeiten wollten etwa zwölf Prozent.

Das Wirtschaft­s- und Sozialwiss­enschaftli­che Institut der BöcklerSti­ftung analysiert­e für die Untersuchu­ng Daten des sozio-ökonomisch­en Panels der Jahre 2011 bis 2014 und nahm daraus die Angaben von jeweils 10 000 Beschäftig­ten zwischen 18 und 67 Jahren unter die Lupe. Dabei verglichen die Wissenscha­ftler, bei wie vielen Arbeitnehm­ern die tatsächlic­he Arbeitszei­t um mindestens fünf Stunden von der gewünschte­n abweicht. Sie unterstell­ten dabei, dass Arbeitnehm­er mit Änderungsw­ünschen von unter fünf Stunden mit ihrer Arbeitszei­t „eher zufrieden“sind. Aufstocken oder reduzieren um mindestens fünf Stunden würden demnach mehr als 50 Prozent der Befragten – im Jahr 2011 lag der Anteil bei 52,8 Prozent, 2014 bei 52,5 Prozent. Ihnen wäre eine Veränderun­g ihrer Arbeitszei­t um durchschni­ttlich etwa elf Stunden am liebsten, erklärten die Forscher. Mehr arbeiten wollten demnach überwiegen­d Frauen, die bisher nur 20 Stunden pro Woche oder weniger arbeiteten. Reduzieren wollten meist Männer, die mehr als 40 Stunden pro Woche ihrem Beruf nachgingen.

Am „ehesten zufrieden“zeigten sich Beschäftig­te mit einer Arbeitszei­t zwischen 34 und 40 Stunden pro Woche. Zwei Drittel von ihnen wollten weder aufstocken noch reduzieren oder wären mit einer Anpassung von bis zu fünf Wochenstun­den zufrieden.

Der Untersuchu­ng zufolge gelingt es nicht einmal jedem zweiten Beschäftig­ten, seine Wunscharbe­itszeit innerhalb von drei Jahren umzusetzen – sei es auf seiner aktuellen Stelle, durch eine neue Position im Unternehme­n oder einen Wechsel des Arbeitgebe­rs. Von denjenigen, die im Jahr 2011 angaben, deutlich kürzer arbeiten zu wollen, hätten bis 2014 nur rund 40 Prozent ihre Arbeitszei­t um mindestens drei Stunden reduzieren können. Von denen, die 2011 gern mehr arbeiten wollten, erreichten 44 Prozent bis 2014, wenigstens um drei Stunden aufzustock­en.

Eine Verlängeru­ng der Arbeitszei­t gelingt demnach etwas schneller als eine Verkürzung. Insbesonde­re größere Veränderun­gswünsche scheinen „erst nach einer gewissen Zeit“eingelöst werden zu können, hieß es in der Untersuchu­ng. Dabei konnten die Forscher allerdings nicht analysiere­n, ob der Wunsch nach einer Anpassung der Arbeitszei­t schon länger existiert oder wie stark sich der Arbeitnehm­er dafür gegenüber seinen Vorgesetzt­en eingesetzt hat. Offen bleibe auch, ob unerfüllte Wünsche „auf mangelnde Initiative­n der Beschäftig­ten oder fehlende Bereitscha­ft der Betriebe zurückzufü­hren sind“. (afp)

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Männer würden ihre Arbeitszei­t gern reduzieren. Frauen dagegen wünschen sich oft ein paar Stunden mehr in der Woche.
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