Wo Antikes auf dem Acker liegt
Von Rohrbach aus führen Wege weit zurück in die Vergangenheit. Wallfahrer missachteten dort ein Verbot, Kelten trugen ihre Toten zu Grabe und Römer transportierten Ziegel
Rohrbach So ländlich kann Friedberg sein. Gerade einmal 182 Einwohner hat der kleinste Stadtteil. Doch Rohrbach hat fast alles, was ein Dorf braucht: Gasthaus, Maibaum und Kirche. Es ist ein beschaulicher Ausgangspunkt. Und es wird noch ruhiger auf dem Weg zurück in die Vergangenheit.
Auf archäologische Spuren leiten uns Gabriele und Hubert Raab. Es dürfte kaum jemand geben, der im Landkreis Aichach-Friedberg so bewandert ist wie der Friedberger Kreisheimatpfleger und seine Frau. Sie haben auf Spurensuche im Wittelsbacher Land viele Wege mehrfach begangen.
Gut katholisch ist man in Rohrbach. Von dort stammen der heutige Weihbischof Anton Losinger und ein früherer Missionar. Wenn es um Glaubensfragen ging, ließen sich die Rohrbacher nicht dreinreden. Die Wallfahrt nach Maria Hilf in Holzburg war ihnen in der Säkularisation verboten worden. Trotzdem zogen die Rohrbacher 1803 mit Kruzifix und Fahnen ins Nachbardorf. Wir tun es ihnen nach und laufen durch das Tal immer am Badegraben entlang. Badegelegenheiten bietet er zwar keine, aber schöne Ausblicke auf Waldrand und Fischweiher.
Kurz vor Holzburg gegenüber der Kreisstraße fallen die bewaldeten steilen Abhänge einer früheren Burg auf. Vermutlich wurde die Anlage der Welfen schon im 11. Jahrhundert zerstört. Die Burg hatte wenig mit Ritterromantik zu tun. Kreisheimatpfleger Raab geht davon aus, dass es sich bei der Burg um einen mit Holzpalisaden befestigten Bauernhof gehandelt hat.
Wo die Burg verschwunden ist, steht die hübsche Wallfahrtskirche Maria Hilf. Interessant ist ein Blick auf die von Wallfahrern gestifteten Votivbilder. Das älteste ist direkt in eine Nische gegenüber dem Gnadenbild am rechten Seitenaltar gemalt. Es zeigt einen neben einem Brunnen sitzenden Mann, dessen Haut mit Wunden übersät ist. Versprach das Brunnenwasser früher Heilung? Pilgern auf dem Weg nach Holzburg kann man noch heute begegnen.
Aber schon lange vor Christi Geburt (800 bis 500 v. Chr.) unternahmen Kelten im Bereich des heutigen Eurasburger Forsts ebenfalls Prozessionen. Sie zogen von ihrer kleinen Ansiedlung zu einem Begräbnisplatz – möglicherweise angeführt von einem Druiden. Gefäße mit berauschenden Getränken sollen sie auch dabei gehabt haben. Der Leichenbrand wurde in Hügelgräbern bestattet. 18 dieser Erhebungen sind im Wald teils deutlich zu erkennen. Schätze gibt es in diesen Grabhügeln nicht zu entdecken. Da ist sich Hubert Raab ganz sicher.
Dafür folgt etwas später Antike zum Anfassen. Wo sich heute am Waldrand östlich oberhalb von Rohrbach Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, herrschte in spätrömischer Zeit (3. und 4. Jahrhundert n. Chr.) reger Betrieb. Dort wurden Ziegel für den Hausbau, aber auch Geschirr hergestellt. Buchen- und Eichenwälder boten genügend Brennstoff. Weil manches zu stark, anderes wiederum zu wenig gebrannt wurde, gab es viel Ausschuss.
Auf der Spur von alten Ochsenkarren
Der kommt wieder zum Vorschein, wenn der Landwirt den Acker pflügt. Nach dem Anpflanzen sollte man das Feld bitte nicht betreten. Auch am Waldrand liegen römische Ziegelreste und Keramikscherben, die der Bauer dort hingelegt hat. In der Spätantike wurden die Waren der Ziegelei und Töpferei auf Ochsenkarren wohl vor allem ins heutige Augsburg transportiert.
Auch wir schlagen jetzt diese Richtung ein und kehren zum Ausgangspunkt Rohrbach zurück. Dort lohnt am Sonntag ein Blick in die kleine romanische Kirche St. Philipp und Walburga. Oder wir stärken uns im Gasthaus Goldener Stern – wieder zurück in der Gegenwart.