Friedberger Allgemeine

Wo Antikes auf dem Acker liegt

Von Rohrbach aus führen Wege weit zurück in die Vergangenh­eit. Wallfahrer missachtet­en dort ein Verbot, Kelten trugen ihre Toten zu Grabe und Römer transporti­erten Ziegel

- VON ANDREAS SCHMIDT

Rohrbach So ländlich kann Friedberg sein. Gerade einmal 182 Einwohner hat der kleinste Stadtteil. Doch Rohrbach hat fast alles, was ein Dorf braucht: Gasthaus, Maibaum und Kirche. Es ist ein beschaulic­her Ausgangspu­nkt. Und es wird noch ruhiger auf dem Weg zurück in die Vergangenh­eit.

Auf archäologi­sche Spuren leiten uns Gabriele und Hubert Raab. Es dürfte kaum jemand geben, der im Landkreis Aichach-Friedberg so bewandert ist wie der Friedberge­r Kreisheima­tpfleger und seine Frau. Sie haben auf Spurensuch­e im Wittelsbac­her Land viele Wege mehrfach begangen.

Gut katholisch ist man in Rohrbach. Von dort stammen der heutige Weihbischo­f Anton Losinger und ein früherer Missionar. Wenn es um Glaubensfr­agen ging, ließen sich die Rohrbacher nicht dreinreden. Die Wallfahrt nach Maria Hilf in Holzburg war ihnen in der Säkularisa­tion verboten worden. Trotzdem zogen die Rohrbacher 1803 mit Kruzifix und Fahnen ins Nachbardor­f. Wir tun es ihnen nach und laufen durch das Tal immer am Badegraben entlang. Badegelege­nheiten bietet er zwar keine, aber schöne Ausblicke auf Waldrand und Fischweihe­r.

Kurz vor Holzburg gegenüber der Kreisstraß­e fallen die bewaldeten steilen Abhänge einer früheren Burg auf. Vermutlich wurde die Anlage der Welfen schon im 11. Jahrhunder­t zerstört. Die Burg hatte wenig mit Ritterroma­ntik zu tun. Kreisheima­tpfleger Raab geht davon aus, dass es sich bei der Burg um einen mit Holzpalisa­den befestigte­n Bauernhof gehandelt hat.

Wo die Burg verschwund­en ist, steht die hübsche Wallfahrts­kirche Maria Hilf. Interessan­t ist ein Blick auf die von Wallfahrer­n gestiftete­n Votivbilde­r. Das älteste ist direkt in eine Nische gegenüber dem Gnadenbild am rechten Seitenalta­r gemalt. Es zeigt einen neben einem Brunnen sitzenden Mann, dessen Haut mit Wunden übersät ist. Versprach das Brunnenwas­ser früher Heilung? Pilgern auf dem Weg nach Holzburg kann man noch heute begegnen.

Aber schon lange vor Christi Geburt (800 bis 500 v. Chr.) unternahme­n Kelten im Bereich des heutigen Eurasburge­r Forsts ebenfalls Prozession­en. Sie zogen von ihrer kleinen Ansiedlung zu einem Begräbnisp­latz – möglicherw­eise angeführt von einem Druiden. Gefäße mit berauschen­den Getränken sollen sie auch dabei gehabt haben. Der Leichenbra­nd wurde in Hügelgräbe­rn bestattet. 18 dieser Erhebungen sind im Wald teils deutlich zu erkennen. Schätze gibt es in diesen Grabhügeln nicht zu entdecken. Da ist sich Hubert Raab ganz sicher.

Dafür folgt etwas später Antike zum Anfassen. Wo sich heute am Waldrand östlich oberhalb von Rohrbach Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, herrschte in spätrömisc­her Zeit (3. und 4. Jahrhunder­t n. Chr.) reger Betrieb. Dort wurden Ziegel für den Hausbau, aber auch Geschirr hergestell­t. Buchen- und Eichenwäld­er boten genügend Brennstoff. Weil manches zu stark, anderes wiederum zu wenig gebrannt wurde, gab es viel Ausschuss.

Auf der Spur von alten Ochsenkarr­en

Der kommt wieder zum Vorschein, wenn der Landwirt den Acker pflügt. Nach dem Anpflanzen sollte man das Feld bitte nicht betreten. Auch am Waldrand liegen römische Ziegelrest­e und Keramiksch­erben, die der Bauer dort hingelegt hat. In der Spätantike wurden die Waren der Ziegelei und Töpferei auf Ochsenkarr­en wohl vor allem ins heutige Augsburg transporti­ert.

Auch wir schlagen jetzt diese Richtung ein und kehren zum Ausgangspu­nkt Rohrbach zurück. Dort lohnt am Sonntag ein Blick in die kleine romanische Kirche St. Philipp und Walburga. Oder wir stärken uns im Gasthaus Goldener Stern – wieder zurück in der Gegenwart.

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Fotos: Andreas Schmidt Spätrömisc­h sind diese Überreste von Reibschüss­eln aus der Rohrbacher Töpferei.
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Eines der keltischen Hügelgräbe­r im Eurasburge­r Forst ist von einem Hochstand gekrönt.
 ??  ?? Neben der Kirche Maria Hilf bestimmt ein stattliche­r Bauernhof (Baujahr 1871) das Ortsbild in Holzburg.
Neben der Kirche Maria Hilf bestimmt ein stattliche­r Bauernhof (Baujahr 1871) das Ortsbild in Holzburg.
 ??  ?? Kreisheima­tpfleger Hubert Raab zeigt bei Rohrbach Ziegel- und Keramikbru­chstücke aus der Spätantike.
Kreisheima­tpfleger Hubert Raab zeigt bei Rohrbach Ziegel- und Keramikbru­chstücke aus der Spätantike.
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Auf einer Anhöhe über Rohrbach steht die romanische Kirche St. Philipp und Walburga.

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