Verrückte Variationen
Geige und Klavier in der Ulrichsbasilika
Zwei Werke eines Genres, das in der Barockzeit eine besondere Rolle spielte, wurden in der Ulrichsbasilika in einer unkonventionellen Aufführungspraxis zum Klingen gebracht. In der Reihe „30 Minuten Musik“entfaltete Angelika LöwBeer die dicht gewirkte musikalische Ereigniskette der berühmte Violinsonate „La Follia“von Arcangelo Corelli, anschließend die artverwandte Chaconne g-Moll des nur wenig später geborenen Zeitgenossen Tommaso Vitali – ein überzeugendes und anspruchsvolles Programmkonzept. Beide Werke leben von den Kontrasten ineinanderfließender Variationen, erfordern eine starke musikalisches Passion ebenso wie virtuosen Zugriff.
„La Follia“, was im Grunde so viel wie „Verrücktheit“bedeute, ist ein aus alten Zeiten tradierter romanischer Musikstil, zu verbinden mit einer ausdrucksstarken tänzerischen Grundgestik. Das Werk machte die aus Augsburg stammende Geigerin, die derzeit als freie Musikerin in aller Welt gastiert, im weiten Hall der Basilika zu einem akustischen, aber auch künstlerisch unkonventionellen Ereignis. Die neun ineinandergleitenden Variationen kontrastierten durch exzessive Virtuosität und süßes, schwebendes Melos.
Begleitet wurde sie mit viel Einfühlungsvermögen und gestalterischer Sicherheit von Stephanie Knauer am (elektrischen) Klavier. Diese ebenso ungewöhnliche wie sympathisch unbekümmert vorgetragene (natürlich nicht historische) Aufführungspraxis hatte aber durchaus attraktive Klangmomente, ein ganz eigenes Kolorit – warum nicht! Noch expressiver und virtuoser mit fast schon paganini-haften romantischen Zügen wurden die Veränderungen der Chaconne von Vitali von den beiden Musikerinnen mit großem Ausdruck realisiert.