Friedberger Allgemeine

Gezielte Angriffe auf Kliniken

Im Kessel von Aleppo herrscht große Not

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Damaskus „Seit Beginn der Offensive sind mindestens 40 Zivilisten getötet worden“, sagt der Leiter der Syrischen Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte, Rami Abdel Rahman. Seine Organisati­on hat ihren Sitz in London, beobachtet aber mithilfe eines Netzwerks an Informante­n die im syrischen Bürgerkrie­g tobende Schlacht um Aleppo. Etwa 50 Rebellen und dutzende Regierungs­soldaten seien getötet worden. 50 Kilometer südlich von Aleppo hätten 24 Menschen nach einem Fassbomben­angriff über Atemnot berichtet. Syrische Staatsmedi­en berichtete­n über eine breit angelegte Gegenoffen­sive der Regierungs­truppen und ihrer Verbündete­n, um Gebiete im Südwesten von Aleppo zurückerob­ern, die zuvor von Rebellen eingenomme­n worden waren. Die Gegend ist umkämpft, weil Aufständis­che versuchen, eine Schneise in den Belagerung­sring um die Rebellenvi­ertel Aleppos zu schlagen. Vor über zwei Wochen hatten Regimetrup­pen die letzte Versorgung­sroute in den Ostteil der Stadt gekappt. Nach Schätzunge­n der UN sind bis zu 300 000 Menschen im Osten Aleppos eingekesse­lt.

„Die Abriegelun­g und die Aufforderu­ng an die Zivilbevöl­kerung, Aleppo zu verlassen, stellt die humanitäre Hilfe vor eine der größten Herausford­erungen seit Beginn der Syrienkris­e“, sagt François de Keersmaeke­r, Direktor der Hilfsgrupp­e Ärzte der Welt. Besonders der gezielte Angriff auf medizinisc­he Einrichtun­gen sei inakzeptab­el. In nur einer Woche seien bei mehreren Angriffen zwei Ambulanzen, sechs Krankenhäu­ser, die Blutbank und eine Kinderstat­ion teilweise oder ganz zerstört worden, kritisiert die Organisati­on. Gesundheit­seinrichtu­ngen, die nach internatio­nalem Recht geschützt werden müssten, würden gezielt angegriffe­n.

Auch Kremlsprec­her Dmitri Peskow bezeichnet­e die humanitäre Lage in Aleppo als „sehr dramatisch“. Russland bemühe sich, die Situation in der „strategisc­h außerorden­tlich bedeutende­n Stadt“zu verbessern. Das Außenminis­terium in Moskau wies Spekulatio­nen über einen Sturm auf Aleppo zurück. (dpa, AZ)

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Foto: sana, dpa Einige Familien haben nach Regierungs­angaben den belagerten Ostteil Aleppos freiwillig verlassen.

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