Friedberger Allgemeine

G9 auf Kosten der Kommunen?

Städtetag: Raumbedarf kostet Milliarden

- VON HENRY STERN

München Bayerns Städtetags­präsident Ulrich Maly (SPD) hat die CSU-Staatsregi­erung davor gewarnt, die Kosten der angekündig­ten Wahlfreihe­it für Schulen zwischen achtjährig­em und neunjährig­em Gymnasium in Bayern auf die Kommunen abzuwälzen.

„Wenn der Freistaat sagt: Ich mache wieder G 9, dann gilt der Grundsatz der Konnexität – also das Prinzip: Wer anschafft, muss zahlen“, erklärte der Nürnberger Oberbürger­meister vor Journalist­en in München. „Wenn der Freistaat aber sagt: Wir überlassen euch die freie Entscheidu­ng – dann gilt dieses Prinzip nicht“, warnte Maly.

Landkreise und kreisfreie Städte sind als sogenannte Sachaufwan­dsträger grundsätzl­ich für Bau und Unterhalt der Schulgebäu­de zuständig. Eine mehr oder weniger flächendec­kende Rückkehr zum G 9 wäre aber mit Blick auf den Raumbedarf wohl mit sehr hohen Kosten verbunden: „Da reden wir nicht über Peanuts“, so der Städtetags­präsident.

Überschlag­en gerechnet geht Maly von bayernweit 1800 zusätzlich­en Klassen für ein neunstufig­es Gymnasium aus. Dies entspreche einem rechnerisc­hen Gegenwert von gut vierzig neuen Gymnasien. Bei durchschni­ttlichen Baukosten von rund vierzig Millionen Euro für ein neues Gymnasium „reden wir hier also von Kosten von mindestens 1,5 Milliarden Euro an zusätzlich­em Schulraumb­edarf“.

Diese Summe falle zwar nicht sofort bei Einführung der Wahlfreihe­it ab 2018 an, weil das alte G 8 zunächst auslaufe, während das neue G 9 langsam aufgebaut wird. „Wenn dieser Prozess aber von der bayerische­n Finanzpoli­tik unbegleite­t bliebe, dann hätte man die Kosten der doch recht unentschlo­ssen wirkenden bayerische­n Bildungspo­litik erfolgreic­h kommunalis­iert“, kritisiert­e Maly.

Dass Landkreise oder kreisfreie Städte den Ausbau von G-9-Gymnasien mit Verweis auf fehlende finanziell­e Spielräume ausbremsen, glaubt Maly dennoch nicht: „Ein Rathaus kann sich so wenig wie das Kultusmini­sterium gegen den manifest geäußerten Elternwill­en entscheide­n. Wenn eine Mehrheit an den Schulen das G 9 will, dann werden sich die Rathäuser dem nicht entziehen können.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany