Friedberger Allgemeine

Sie schlafen im Flug

Fregattvög­el halten dabei meist ein Auge offen. Wissenscha­ftler erforschen, warum sie nicht abstürzen

- Foto: dpa

Seewiesen Fregattvög­el schlafen beim Fliegen und halten meist wohl doch ein Auge offen. Das schreiben Wissenscha­ftler des Max-PlanckInst­ituts für Ornitholog­ie im bayerische­n Seewiesen (Kreis Starnberg). Sie hatten die Hirnströme der Vögel während des Fluges gemessen. Die Tiere brauchen während ihrer oft tagelangen Flüge weit weniger Schlaf als an Land, schreiben die Forscher im Fachblatt Nature Communicat­ions. Sie haben eine Flügelspan­nweite von über zwei Metern und können mehrere hundert Kilometer pro Tag fliegen.

Das Forscherte­am um Niels Rattenborg stellte fest, dass die Tiere in der Luft gerade mal eine dreivierte­l Stunde pro Tag schlummern. Meist bleibt eine Hirnhälfte wach und das dazugehöri­ge Auge offen. Teilweise waren aber auch beide Hirnhälfte­n im Schlafmodu­s. Abstürzen tun die Fregattvög­el trotzdem nicht. Für die aerodynami­sche Kontrolle sei es wohl nicht nötig, eine Gehirnhälf­te wach zu halten, schlussfol­gern die Forscher.

Als Versuchsti­ere dienten dem internatio­nalen Forscherte­am Fregattvög­el, die auf den Galapagos-In- seln brüten. Die Ornitholog­en befestigte­n an den Köpfen von weiblichen Tieren Geräte, um deren Gehirnströ­me während der bis zu zehn Tage

langen Flüge zu messen. Tagsüber blieben die Vögel wach und jagten nach Beute. Mit Einbruch der Nacht verfielen die Vögel bis zu sechs Minuten am Stück in einen sogenannte­n Slow-WaveSchlaf. Wenn sie in kreisenden Bewegungen die aufsteigen­den Luftströme nutzten, blieb meist die Gehirnhälf­te wach, die mit dem in Flugrichtu­ng blickenden Auge verbunden ist.

„Die Fregattvög­el halten ein Auge offen, um einen Zusammenst­oß mit anderen Vögeln zu verhindern“, erläuterte Rattenborg. Es sei noch unklar, warum die Vögel so wenig im Flug schlafen – selbst in der Nacht, wenn sie nicht auf Jagd sind. „Warum wir und viele andere Tiere so dramatisch unter Schlafmang­el leiden, während einige Vögel scheinbar problemlos mit viel

weniger Schlaf umgehen, bleibt vorerst noch ein Mysterium.“Erst kürzlich fanden Forscher der TU München heraus, dass Bindenfreg­attvögel von der Insel in der Straße von Mosambik länger als einen Monat ohne Zwischenla­ndung in der Luft verbringen. Sie lassen sich dabei unterhalb oder sogar inmitten von Kumulus-Wolken von günstigen Winden und starken Luftströmu­ngen in die Höhe tragen und gleiten dann kilometerw­eit vorwärts – quasi im Energiespa­rmodus.

Die Fregattvög­el können auf diese Weise mehr als 400 Kilometer am Tag zurücklege­n. Aktiv mit den Flügeln schlagen sie meist nur, wenn sie nahe der Wasserober­fläche nach Nahrung suchen. Sie vermeiden, auf dem Wasser zu landen. Denn obwohl sie zu den Seevögeln gehören, ist ihr Gefieder nicht wasserabwe­isend. Sie fangen Fische sowie Kalmare und andere Kopffüßer direkt aus dem Flug heraus, wenn diese nah der Wasserober­fläche schwimmen. (dpa)

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