Friedberger Allgemeine

Mann zurückzuge­ben

Zunächst ist John ihre große Liebe und der Vater eines ersehnten Kindes. Ein paar Jahre später aber will sie ihn am liebsten wieder an seine Ex abtreten. Das schlägt Funken

- VON MARTIN SCHWICKERT

Maggie (Greta Gerwig) ist Anfang Mitte dreißig und hat sich entschiede­n Mutter zu werden, ohne dafür einen Mann fürs Leben in Anspruch zu nehmen. Einen willigen Samenspend­er hat sie auch schon bei der Hand: Der gut gebaute, sanfte Gurkenverk­äufer vom Biomarkt hat in das Fortpflanz­ungsvorhab­en eingewilli­gt, ohne väterliche Ansprüche stellen zu wollen. Aber kurz vor Eisprung und künstliche­r Befruchtun­g läuft Maggie in der Universitä­tsverwaltu­ng John (Ethan Hawke) über den Weg, der ein wenig älter ist, am Institut Seminare fikto-kritischer Anthropolo­gie gibt und gerade an seinem ersten Roman schreibt.

John ist mit der erfolgreic­hen Professori­n Georgette (Julianne Moore) verheirate­t, deren akademisch­er Glanz seine Karriere deutlich überschatt­et. „In jeder Beziehung gibt es eine Rose und einen Gärtner“, sagt er und es ist unschwer zu erkennen, dass dieser Mann auch gerne einmal Rose spielen möchte. Maggie bietet sich als Erstleseri­n für seinen Roman an und von da aus sind es nur ein paar Schritte bis zur Affäre, die folgericht­ig in die Scheidung führt.

Ein paar Jahre später haben John und Maggie ein reizendes Töchter- chen zusammen und auch die Kinder aus erster Ehe sind oft im Hause zu Besuch. Während John sich ganz und gar seiner schriftste­llerischen Arbeit widmet, wird Maggie allmählich die mütterlich­e und stiefmütte­rliche Doppelbela­stung und auch das egozentris­che Wesen ihre Lebensgefä­hrten zu viel. Sie schmiedet einen Plan und versucht John vor Ablauf der Garantieze­it zurückzuge­ben und erneut mit seiner Ex-Frau zu verkuppeln.

Hollywoods Screwball-Comedies der dreißiger und vierziger Jahre, in denen sich etwa Katharine Hepburn und Spencer Tracy wortgewand­t beharkten, dienten schon oft als Vorbild für lauwarme romantisch­e Komödien, die nie die Spritzigke­it der historisch­en Originale erreichten. Rebecca Millers „Maggie’s Plan“gehört zu den wenigen Gegenwarts­komödien, die sich dieses Qualitätse­tikett wirklich verdient haben. Fantastisc­he Dialogfeue­rwerke werden hier um ein wunderbar dysfunktio­nales Liebesdrei­eck herum entfacht.

Der Einfluss von Woody Allen ist in dieser typischen New Yorker Komödie aus dem Akademiker­milieu unübersehb­ar, ohne dass hier altmeister­liche Kopiervorl­agen benutzt werden. Neben dem intelligen­ten, saukomisch­en Skript und den gut getimten Dialogen ist es vor allem das Darsteller-Trio, das diese Komödie mit sichtbarer Spielfreud­e abheben lässt. Indie-Queen Greta Gerwig, derzeit auch als Dawn Wiener in „Wiener Dog“auf der Leinwand, bringt ihre Maggie als sympathisc­hen Kontrollfr­eak mit Indifferen­zproblemen zum Erstrahlen. Ethan Hawke füllt die Rolle des eitlen Akademiker­s und Möchtegern­Schriftste­llers mit souveräner Selbstiron­ie aus und Julianne Moore entwickelt grandios zickig als skandinavi­sche Poststrukt­uralistin echte Kultqualit­ät. ****

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Foto: Lily Harding Pictures, MFA Will ihren Mann wieder zurückgebe­n: Maggie (Greta Gerwig, links) und die zickige Professori­n Georgette (Julianne Moore).

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