Friedberger Allgemeine

Verletzlic­he Mutter

„Julieta“: Meisterwer­k von Pedro Almodóvar

- VON GÜNTER H. JEKUBZIK

Julieta (Adriana Ugarte) packt gerade ihre Sachen in Madrid, um mit ihrem neuen Freund fortzuzieh­en, als eine Begegnung ihr Leben auf den Kopf stellt. Eine ehemalige Freundin ihrer Tochter Antía erzählt beiläufig, sie habe diese am Comer See getroffen. Ein Schock für Julieta, die Antía seit zwölf Jahren nicht mehr gesehen hat und nur mühsam über den Schmerz der einseitige­n Trennung hinweg gekommen ist. Julieta sagt ihrem Mann ab, zieht wieder in das Haus, in dem sie einst mit Antía lebte und beginnt die Ereignisse seit Antías Zeugung aufzuschre­iben – ein „dunkles Geheimnis aus der Vergangenh­eit“.

„Julieta“, der 20. Spielfilm des Spaniers Pedro Almodóvar, wird eine Geschichte mit vielen Begräbniss­en und noch mehr Toten sein. Das Leben teilt Trauer und Schmerz an diese Frau in großen Portionen aus. Julieta sei die verletzlic­hste und schwächste Mutter aus seinem Universum der Frauen, meint der exzellente Regisseur. Was Almodóvar nicht einfach erzählt, sondern ungemein kunstvoll bebildert und vertont. Schon zu Anfang blickt Lucian Freud, der Enkel von Sigmund Freud, in seinem intensiven Selbstport­rät „Reflection“Julieta aus einem Bilderrahm­en über die Schulter. Almodóvar umgibt in diesem kunstreich­en Film seine Frauen mit Kunstwerke­n der Einsamkeit.

Bei all den schwer fassbaren, feinen psychologi­schen Verstricku­ngen um Julieta herum, ist dies ein packender, sehr berührende­r, aber kein deprimiere­nder Film. Das liegt an dem Einfallsre­ichtum, mit dem das Leben immer neue Kapriolen schlägt. Almodóvar präsentier­t „Julieta“als ein unbedingt sehenswert­es Kunstwerk. ****

Filmstart

in Augsburg

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Foto: Tobis Adriana Ugarte als Julieta.

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