Friedberger Allgemeine

Flashmob löst Panik an der Costa Brava aus

Hunderte Menschen fliehen aus Angst vor einem Terroransc­hlag

- VON RALPH SCHULZE

Madrid Hunderte Menschen sind in der Nacht auf Mittwoch in Panik von der Promenade des spanischen Ferienorte­s Platja d’Aro an der Costa Brava geflüchtet. Sie glaubten, dass ein Terrorangr­iff wie im französisc­hen Nizza im Gange war.

Als bewaffnete Polizisten anrückten, fanden sie aber keine Terroriste­n, sondern deutsche Jugendlich­e, die mit einer „Flashmob“-Aktion die Panik ausgelöst hatten. Elf Menschen wurden verletzt, fünf Betreuer der Jugendgrup­pe kamen in Untersuchu­ngshaft.

Alles begann gegen zehn Uhr abends. Die Bar- und Restaurant­terrassen waren gut gefüllt. Plötzlich rannten dutzende Jugendlich­e schreiend und gestikulie­rend über die Promenade. Sie fuchtelten mit Selfie-Stäben und Kameras herum, die offenbar von Passanten mit Waffen verwechsel­t wurden. Und sie machten Lärm, den die Menschen für Detonation­en hielten. Binnen Minuten brachen die Notrufleit­ungen der Polizei zusammen: Anrufer berichtete­n von Schüssen und sahen angeblich bewaffnete Dschihadis­ten über die Promenade rennen. Polizeiein­heiten und Krankenwag­en rasten zum mutmaßlich­en Tatort.

„Lauft, lauft“, schrien nichtsahne­nde Menschen, suchten Zuflucht in Restaurant­s und Geschäften. „Die Gäste gingen unter den Tischen in Deckung“, berichtete das spanische Fernsehen. Einige Menschen seien in Ohnmacht gefallen.

Den Ermittlung­en zufolge hatte die Jugendgrup­pe auf der Promenade und im angrenzend­en Ausgehvier­tel eine Videoaktio­n organisier­t, die im Internet veröffentl­icht werden sollte. Dabei wurde simuliert, wie ein Prominente­r versucht, vor Paparazzi und Fans wegzurenne­n.

Erst Ende Juli gab es nur 60 Kilometer von Platja d’Aro entfernt einen echten Terroralar­m. Die Polizei nahm im Ort Arbúcies zwei mutmaßlich­e Helfer der IS-Terrormili­z fest. In Spanien herrscht nun die zweithöchs­te Terroralar­mstufe. Deshalb werden auch Touristenz­entren und Strände von schwerbewa­ffneten Beamten bewacht.

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