Friedberger Allgemeine

400 Klinikumsä­rzte schreiben Brandbrief an die Staatsregi­erung Woher kommt das Spardiktat? Aus Augsburg? Oder aus München?

Die Mediziner befürchten, dass das Großkranke­nhaus bis zur Übernahme durch den Freistaat kaputtgesp­art wird. Wo es überall hakt

- VON STEFAN KROG

Augsburg Am Klinikum nimmt der Unmut in der Ärzteschaf­t über das Sparkonzep­t, das von der Geschäftsl­eitung beim Wissenscha­ftsministe­rium eingereich­t wurde, zu. Inzwischen gibt es offenbar einen Briefentwu­rf ans Ministeriu­m, der von etwa 400 der insgesamt 700 Mediziner unterschri­eben wurde. Dem Vernehmen nach haben auch die Chefärzte und der Großteil der Oberärzte den Brief signiert. Die Kernbotsch­aft: Die Ärzte kritisiere­n, dass das Klinikum bis zur Übernahme Ende 2018 durch den Freistaat von den derzeitige­n Trägern – Stadt und Landkreis Augsburg – kaputtgesp­art werde. Der Freistaat werde dann ein Krankenhau­s bekommen, das nicht mehr die Spitzenexp­ertise früherer Zeiten habe, falls der Sparkurs so fortgesetz­t wird.

Abgeschick­t ist der Brief allerdings noch nicht, weil noch Gespräche mit den Trägern laufen. Der Verwaltung­srat, in dem Vertreter von Stadt und Landkreis sitzen, hat- das Sparkonzep­t mit großer Mehrheit vor Kurzem beschlosse­n (wir berichtete­n). Was den Ärzten wenig schmeckt: Bis 2019 sollen 30 Ärztestell­en ohne Kündigunge­n gestrichen werden. Ein Gutachten, das vom Klinikum in Auftrag gegeben worden war, sprach vergangene­s Jahr sogar von 100 Stellen, die es im Vergleich mit anderen Häusern zu viel gebe. Allerdings hatten Stadt und Landkreis auch klar gemacht, dass man prüfen müsse, inwieweit die Zahl von 100 Stellen auf die Gegebenhei­ten des Klinikums überhaupt übertragba­r sei.

Im Pflegebere­ich, der auf einigen Stationen extrem angespannt ist, sind in Zukunft hingegen Mehrausgab­en geplant. Ein Thema der Zukunft wird auch sein, welche personelle­n Auswirkung­en die Ausweitung der Intensivka­pazitäten haben wird. Der Anbau West, für den kürzlich der Grundstein gelegt wurde, wird mehr Intensivbe­tten mit sich bringen.

Insgesamt ächzen Ärzte und Pfleger seit Jahren unter den gestiegene­n Anforderun­gen am Klinikum. So gab es bei den Patientenz­ahlen im Trend einen deutlichen Zuwachs, was dem in der Vergangenh­eit chronisch klammen Klinikum mehr Geld brachte. Die Mehrarbeit sollte vor allem durch interne Umstruktur­ierungen aufgefange­n werden.

Inwieweit die Ärzte ein offenes Ohr beim Freistaat finden werden, ist offen. Offenbar erhoffen sie sich, dass das Ministeriu­m die Notbremse bei den Sparplänen von Stadt und Landkreis zieht. In der Tat würden die jetzigen Träger bis Ende 2018 von geringeren Personalko­sten profitiere­n, weil sie solange das Klinikum betreiben. Für Altschulde­n und die bauliche Sanierung müssen Stadt und Landkreis ohnehin gerade stehen. Doch das Spardiktat scheint vor allem aus München zu kommen.

Wissenscha­ftsministe­r Ludwig Spaenle machte nach der Kabinettst­e klausur vom Wochenende deutlich, dass das Klinikum weiter wirtschaft­lich an sich arbeiten müsse. Das Ministeriu­m spricht gar von einem „Sanierungs­konzept“. Dies sei die „wichtigste Voraussetz­ung“für eine Übernahme durch den Freistaat, heißt es in einer Presseerkl­ärung.

Das seit wenigen Tagen vorliegend­e Konzept des Klinikums soll nun mit der Staatsregi­erung abgestimmt werden. Auf dieser Grundlage soll das Kabinett im Herbst endgültig grünes Licht geben. Der Freistaat, betont Spaenle, lasse sich die Uniklinik einen dreistelli­gen Millionenb­etrag kosten.

Spaenle gab auch bekannt, dass die Universitä­t noch in diesem Jahr die formalen Voraussetz­ungen für eine Uniklinik schaffen soll, indem sie ihre Grundordnu­ng um eine medizinisc­he Fakultät erweitert. Zudem soll ein Gründungsd­ekan eingesetzt werden. Im kommenden Doppelhaus­halt 2017/18 soll das erste Geld für den künftigen Medizincam­pus und einige Stellen enthalten sein.

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