400 Klinikumsärzte schreiben Brandbrief an die Staatsregierung Woher kommt das Spardiktat? Aus Augsburg? Oder aus München?
Die Mediziner befürchten, dass das Großkrankenhaus bis zur Übernahme durch den Freistaat kaputtgespart wird. Wo es überall hakt
Augsburg Am Klinikum nimmt der Unmut in der Ärzteschaft über das Sparkonzept, das von der Geschäftsleitung beim Wissenschaftsministerium eingereicht wurde, zu. Inzwischen gibt es offenbar einen Briefentwurf ans Ministerium, der von etwa 400 der insgesamt 700 Mediziner unterschrieben wurde. Dem Vernehmen nach haben auch die Chefärzte und der Großteil der Oberärzte den Brief signiert. Die Kernbotschaft: Die Ärzte kritisieren, dass das Klinikum bis zur Übernahme Ende 2018 durch den Freistaat von den derzeitigen Trägern – Stadt und Landkreis Augsburg – kaputtgespart werde. Der Freistaat werde dann ein Krankenhaus bekommen, das nicht mehr die Spitzenexpertise früherer Zeiten habe, falls der Sparkurs so fortgesetzt wird.
Abgeschickt ist der Brief allerdings noch nicht, weil noch Gespräche mit den Trägern laufen. Der Verwaltungsrat, in dem Vertreter von Stadt und Landkreis sitzen, hat- das Sparkonzept mit großer Mehrheit vor Kurzem beschlossen (wir berichteten). Was den Ärzten wenig schmeckt: Bis 2019 sollen 30 Ärztestellen ohne Kündigungen gestrichen werden. Ein Gutachten, das vom Klinikum in Auftrag gegeben worden war, sprach vergangenes Jahr sogar von 100 Stellen, die es im Vergleich mit anderen Häusern zu viel gebe. Allerdings hatten Stadt und Landkreis auch klar gemacht, dass man prüfen müsse, inwieweit die Zahl von 100 Stellen auf die Gegebenheiten des Klinikums überhaupt übertragbar sei.
Im Pflegebereich, der auf einigen Stationen extrem angespannt ist, sind in Zukunft hingegen Mehrausgaben geplant. Ein Thema der Zukunft wird auch sein, welche personellen Auswirkungen die Ausweitung der Intensivkapazitäten haben wird. Der Anbau West, für den kürzlich der Grundstein gelegt wurde, wird mehr Intensivbetten mit sich bringen.
Insgesamt ächzen Ärzte und Pfleger seit Jahren unter den gestiegenen Anforderungen am Klinikum. So gab es bei den Patientenzahlen im Trend einen deutlichen Zuwachs, was dem in der Vergangenheit chronisch klammen Klinikum mehr Geld brachte. Die Mehrarbeit sollte vor allem durch interne Umstrukturierungen aufgefangen werden.
Inwieweit die Ärzte ein offenes Ohr beim Freistaat finden werden, ist offen. Offenbar erhoffen sie sich, dass das Ministerium die Notbremse bei den Sparplänen von Stadt und Landkreis zieht. In der Tat würden die jetzigen Träger bis Ende 2018 von geringeren Personalkosten profitieren, weil sie solange das Klinikum betreiben. Für Altschulden und die bauliche Sanierung müssen Stadt und Landkreis ohnehin gerade stehen. Doch das Spardiktat scheint vor allem aus München zu kommen.
Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle machte nach der Kabinettste klausur vom Wochenende deutlich, dass das Klinikum weiter wirtschaftlich an sich arbeiten müsse. Das Ministerium spricht gar von einem „Sanierungskonzept“. Dies sei die „wichtigste Voraussetzung“für eine Übernahme durch den Freistaat, heißt es in einer Presseerklärung.
Das seit wenigen Tagen vorliegende Konzept des Klinikums soll nun mit der Staatsregierung abgestimmt werden. Auf dieser Grundlage soll das Kabinett im Herbst endgültig grünes Licht geben. Der Freistaat, betont Spaenle, lasse sich die Uniklinik einen dreistelligen Millionenbetrag kosten.
Spaenle gab auch bekannt, dass die Universität noch in diesem Jahr die formalen Voraussetzungen für eine Uniklinik schaffen soll, indem sie ihre Grundordnung um eine medizinische Fakultät erweitert. Zudem soll ein Gründungsdekan eingesetzt werden. Im kommenden Doppelhaushalt 2017/18 soll das erste Geld für den künftigen Medizincampus und einige Stellen enthalten sein.