Friedberger Allgemeine

Wann kommt die Osttangent­e?

Noch vor Jahresende verabschie­det der Bund das Investitio­nsprogramm. Der Bundestags­abgeordnet­e Ulrich Lange dämpft allerdings die Erwartunge­n

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Aichach-Friedberg Eine weitere Hürde hat am Mittwoch der neue Bundesverk­ehrswegepl­an genommen: Er wurde in Berlin vom Kabinett behandelt und wird damit offiziell für die parlamenta­rische Beratung freigegebe­n. Kurz vor den Weihnachts­ferien soll er dann verabschie­det werden und zum 1. Januar 2017 in Kraft treten. Freie Bahn also für die geplante Osttangent­e? Darüber sprachen wir mit Ulrich Lange, dem verkehrspo­litischen Sprecher der Union im Bundestag, beim Besuch in unserer Redaktion.

Zufrieden zeigt sich der Nördlinger CSU-Abgeordnet­e, der auch für mehrere Gemeinden im Norden des Landkreise­s zuständig ist, mit der aktuellen Einordnung des Projekts. Wie berichtet, stehen die drei Abschnitte der Straße zwischen Derching und Mering-St. Afra im vordringli­chen Bedarf und haben damit Aussicht auf eine Realisieru­ng bis zum Jahr 2030; der vierte, der den Anschluss zur B 17 bei Königsbrun­n herstellt, ist als weiterer Bedarf mit Planungsre­cht ausgewiese­n – entspreche­nd der politische­n Vorgabe, dass alle Projekte im Bundesverk­ehrswegepl­an einen Netzzusamm­enhang haben müssen. Das bedeutet, dass hier Trassen untersucht und Vorplanung­en geleistet werden können. „Nach 2030 wird sich im vierten Bauabschni­tt etwas tun“, ist sich Lange sicher: „Es ist ja nicht so, dass dieses Stück sinnlos wäre.“

„Wir haben auf das reagiert, was sich aus der Öffentlich­keitsbetei­ligung ergeben hat. Die jetzige Fassung ist gut vertretbar“, findet Ulrich Lange. Das Verfahren sei praktikabe­l, weil die Trasse in mehrere Abschnitte aufgeteilt worden sei, die zwei-, drei- oder vierspurig gebaut werden könnten. Und auch das nötige Geld ist in der Finanzplan­ung des Bundes eingestell­t.

Dass die Verwirklic­hung trotzdem keine einfache Aufgabe sein wird, verhehlt der Abgeordnet­e nicht. Die Osttangent­e gehört zu den umstritten­sten Vorhaben des neuen Bundesverk­ehrswegepl­ans. „Alle anderen schwäbisch­en Projekte sind in Berlin unter der Wahrnehmun­gsschwelle geblieben“, sagt Lange zu der ungewöhnli­ch hohen Zahl an Einwendung­en, die zu dieser Straße eingegange­n sind. Das Aktionsbün­dnis Keine Osttangent­e hat, wie berichtet, bereits Klagen gegen das Vorhaben angekündig­t.

Mit der Aufteilung in mehrere Abschnitte wurde die nötige Flexibilit­ät hergestell­t, um dort beginnen zu können, wo es am einfachste­n

„Wenn in 15 Jahren alle drei Abschnitte fertig sind, dann waren wir sehr gut.“Ulrich Lange, CSU

möglich ist. Die Entscheidu­ng darüber liegt laut Lange bei der Region. Im Oktober ist dazu eine Gesprächsr­unde mit den örtlichen Abgeordnet­en, Vertretern der Kommunen und des Staatliche­n Bauamts im Landratsam­t angesetzt. „Wir werden uns Gedanken machen, was wie schnell geht“, erläutert Lange. Und Gedanken machen muss sich die Region auch über die Frage des Ausbauzust­andes. „Für mich, als verkehrspo­litischen Sprecher, ist die Zweispurig­keit kritisch“, macht Lange seine Zweifel an einer kleinen Lösung deutlich.

Nicht nur der Widerstand aus der Bürgerscha­ft spielt dabei eine Rolle, sondern auch die Planungska­pazitäten des Staatliche­n Bauamts, das in der Zuständigk­eit des Freistaats liegt. Von 2007 bis 2018 würden sich die Mittel für die Projekte in Bayern auf 1,8 Milliarden Euro nahezu verdoppeln, rechnet Ulrich Lange vor. Damit das alles abgearbeit­et werden kann, muss Bayern auch das nötige Personal bereitstel­len. Genügen die 20 Millionen Euro, die der Freistaat zusätzlich für Planungsko­sten ausgeben will? „Jede Million hilft“, sagt der Verkehrsex­perte diplomatis­ch.

Man dürfte sich allerdings nicht der Illusion hingeben, dass morgen oder übermorgen die Bagger rollen, dämpft Lange überzogene Erwartunge­n: „Wenn in 15 Jahren die Abschnitte eins bis drei fertig sind, dann waren wir sehr gut. Meine Hoffnung wären zwei Abschnitte.“Dazu, so der Appell des Bundestags­abgeordnet­en, müsse sich die Region aber einig sein. (gth, Foto: Michael Böhm)

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