Friedberger Allgemeine

Ein gewohnter Reflex

- VON GIDEON ÖTINGER Killerspie­le klartext@aichacher-nachrichte­n.de

Kommt es zu Amokläufen mit jungen Tätern, wie es leider erst neulich in München der Fall war, lautet ein Reflex vieler Politiker oft: „Killerspie­le“verbieten! Das war beim Amoklauf in Erfurt 2002 so, das war die Reaktion auf Emsdetten 2006, genauso wie nach Winnenden 2009. Das Resultat: Die von der Politik „Killerspie­le“genannten Videospiel­e gibt es immer noch. Das, und es mag verwundern, ist gut so. Denn der reißerisch­e Begriff „Killerspie­l“verfehlt den Kern der meisten Spiele weit.

Er suggeriert, dass man in ihnen ohne Sinn und Verstand mit Maschineng­ewehren durch die Gegend rennt und Menschen erschießt. Solche Spiele gibt es zwar, sie stehen aber zurecht auf dem Index. Die anderen erzählen Geschichte­n, in denen Gewalt maßvoll eingebette­t ist. Getötet wird hier nicht aus Spaß, sondern als letztes Mittel. Das mag auf Außenstehe­nde, wie Politiker es in aller Regel sind, anders wirken.

Sind Spiele zu brutal für Kinder und Jugendlich­e, werden sie ab 18 Jahren freigegebe­n und dürfen nur an Volljährig­e verkauft werden. Das Prüfsystem der Unterhaltu­ngssoftwar­e Selbstkont­rolle (USK) ist vorbildhaf­t und bewertet nach strengen Kriterien. In die Köpfe der Spieler kann die USK allerdings nicht schauen. Das ist das Problem. Psychisch labile und sozial nicht gefestigte Jugendlich­e können sich von brutalen Videospiel­en beeinfluss­en lassen. Ein Verbot würde das aber nicht ändern, denn Gewalt gibt es in fast allen Medien. Zudem würde es die Millionen Spieler unter Generalver­dacht stellen, die nichts Böses im Sinn haben.

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