„Es gibt keine Gülen-Pädagogik“
Kinderbetreuung Wie das Frohsinn Bildungszentrum den Vorbehalten gegenüber der Hizmet-Bewegung gegenübertritt und was das für die Meringer Einrichtungen bedeutet
Mering Mustafa Güngör kennt die Vorurteile, die mancher gegen das Frohsinn Bildungszentrum hat. Bislang ist es dem Vorsitzenden jedoch gelungen, diese in persönlichen Gesprächen schnell auszuräumen. In den letzten Wochen nehmen aber die Vorbehalte zu. Es gab sogar Angriffe auf Augsburger Einrichtungen des Vereins, und der Vorsitzende wurde im Internet bedroht. In Mering betreibt der Bildungsverein, dessen Vorsitzender und Mitglieder sich der Hizmet-Bewegung des türkischen Predigers Fethullah Gülen zugehörig fühlen, derzeit die Kinderwelt in der Kanalstraße und plant eine weitere Kindertagesstätte in der Schlossmühlstraße.
Mustafa Güngör wird nicht müde, zu erklären, dass es sich bei den Einrichtungen des Vereins nicht um eine „religiöse Unterwanderung des Systems“handele. Er kann die Vor- gegen die Hizmet-Bewegung nicht nachvollziehen. „Wir sind keine Sekte und wir bilden hier auch keine radikalen IS-Kämpfer aus“, betont er. Im Gegenteil, Hizmet stehe für Toleranz, Freiheit und Engagement im Bildungswesen. Wörtlich übersetzt bedeutet Hizmet „Dienst“. Für ihn sei es eine rein persönliche Haltung, die nichts mit der Ausrichtung der Kindertagesstätten oder Schule zu tun habe.
„Wir türkischstämmigen Mitbürger haben erkannt, dass Bildung ein wesentlicher Schlüssel zur Integration ist, deshalb haben wir uns in diewürfe sem Bereich engagiert“, erklärt Güngör die Motivation des Frohsinn Bildungszentrums. Es sei eine soziale Bewegung, aus der heraus die Bildungseinrichtungen entstanden sind.
Insgesamt betreut der Verein derzeit 174 Kinder, und nur 20 davon seien türkischstämmig. Für seine Mitarbeiterin Sonja Jahn, die als Abteilungsleiterin die Kindertagesstätten des Vereins betreut, spielt die Hizmet-Bewegung keine Rolle: „Wir richten uns nach dem bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan, es gibt keine Gülen-Pädagogik.“Die Diplom-Sozialpädagogin erklärt, dass auch das Personal zum größten Teil keinen muslimischen Hintergrund habe. „Bei unseren Einstellungsverfahren fragen wir nicht nach der Religion der Bewerber“, sagt sie. Mustafa Güngör und Sonja Jahn betonten, dass die hier in Deutschland geltenden Bräuche, Traditionen und die Kultur geachtet werden und mit in den Alltag der Bildungseinrichtungen fließen. „Natürlich gibt es bei uns einen Adventskranz, der Nikolaus kommt, und wir stimmen die Kinder auf Ostern ein“, sagt Güngör, „genauso, wie das andere überkonfessionelle Einrichtungen tun.“
Mangelnder Dialog mit der örtlichen Pfarrgemeinde
Dennoch beklagte in der Vergangenheit der Meringer Pfarrer Thomas Schwartz einen mangelnden Dialog mit dem Bildungszentrum. Wobei Mustafa Güngör jedoch seine Gesprächsbereitschaft signalisiert hatte. Güngör zeigt trotzdem Verständnis für die Vorbehalte: „Ich hoffe aber, dass wir durch die gemeinsame Begegnung diese ausräumen können.“Jeder sei eingeladen in den Einrichtungen vorbeizukommen und sich vor Ort über die Arbeit seines Vereins zu informieren. „Wir stehen jedem offen“, betont Güngör.