Sie nimmt jede Hürde
Sportskanone Johanna Ostermair aus Untergriesbach ist schwäbische Meisterin im Siebenkampf mit einer ganz großen Stärke. Um ihre sportlichen Ziele zu erreichen, hat die 17-Jährige ein ganz persönliches Erfolgsrezept entwickelt
Aichach-Untergriesbach Eine athletische Frohnatur – das beschreibt Johanna Ostermair aus dem Aichacher Stadtteil Untergriesbach wohl am treffendsten. Die 17-Jährige beschreibt sich selbst als shoppingsüchtig, aktiv und lustig: „Ich bin ein sehr fröhlicher Mensch und mache gerne Witze.“Diese Unbekümmertheit nimmt sie mit auf die Leichtathletikanlagen. „Ich kann einfach nicht faul zu Hause rumsitzen. Ich muss immer raus und etwas machen“, erklärt sie. Fünf Mal in der Woche trainiert Ostermair bei der LG Aichach-Rehling. Das harte Training hat sie bereits in beachtliche Erfolge umgemünzt.
Auf Anhieb gelang ihr im Juni der Titelgewinn der schwäbischen Meisterschaft im Siebenkampf. Und das obwohl ihre Paradedisziplin eigentlich der 400-Meter-Hürdenlauf ist. Hier wurde sie kürzlich Dritte bei den süddeutschen Meisterschaften, den Finallauf bei den deutschen Juniorenmeisterschaften in Mönchengladbach verpasste sie nur knapp (wir berichteten). Am meisten freut sie sich allerdings über die Qualifikation für die deutsche Seniorenmeisterschaft 2017 über 400 Meter Hürden mit der Staffel der LG. „Ich bin keine Einzelkämpferin und trainiere lieber mit anderen. Deshalb bedeutet mir das sehr viel“, betont die 17-Jährige. Und weiter: „Wir helfen uns gegenseitig, geben uns Feedback und pushen uns vor und während den Wettkämpfen.“
Überhaupt nimmt der Verein eine wichtige Rolle in Ostermairs Leben ein, wie sie erzählt: „Wir sind wie eine große Familie und unternehmen in unserer Freizeit sehr viel zusammen. Das Alter spielt dabei keine Rolle.“Seit ihrem achten Lebensjahr trainiert sie bei der LG. Damals habe sie noch Handball gespielt, „aber meine Eltern haben gesagt, ich sei kein Balltalent“, erinnert sich die Untergriesbacherin. Weil ihre Mutter und ihr Opa schon Leichtathleten waren, wurde auch sie zum Verein „geschleppt“, wie sie sagt: „Anfangs habe ich mich ein wenig dagegen gesträubt, aber im Nachhinein war es genau das Richtige für mich.“
Heute ist sie sogar im Bayernkader. Sprich: Sie gehört zu den besten Athleten ihrer Altersklasse im Freistaat. Einmal im Monat treffen sich die Sportler in Oberhaching (München) für ein gemeinsames Training oder Wettkämpfe.
Wenn Ostermair ausnahmsweise nicht sportlich aktiv ist, ministriert sie in der Aichacher Stadtpfarrkirche oder gibt Nachhilfe in Mathematik, Latein und Englisch. „Das macht mir Spaß, weil ich anderen damit helfen kann“, sagt die 17-Jährige. Sie selbst tue sich in der Schule leicht. Das viele Training habe sie bisher immer gut mit der Arbeit für die Schule vereinbaren können. Derzeit besucht sie die Oberstufe des Deutschherren-Gymnasiums in Aichach. Im Sommer 2017 wird Ostermair ihr Abitur machen. „Eine Eins hätte ich schon gerne vor dem Komma stehen“, sagt sie und grinst. Nur was nach der Schule kommt, das weiß die 17-Jährige noch nicht. Denn ihre Interessen sind sehr vielseitig: „Vielleicht studiere ich irgendetwas Naturwissenschaftliches. Aber ehrlich gesagt, habe ich noch keine Ahnung. Ich probiere ständig neue Dinge aus.“
hat auch positive Effekte auf ihre sportliche Karriere. Die Vielseitigkeit beim Siebenkampf mache ihr großen Spaß, erklärt sie: „Nur der Speerwurf und das Kugelstoßen versauen mir bisher meine Leistung.“
Im Weitsprung hingegen mache sie konstant Fortschritte: „Das passt irgendwie. Die Sprungkraft brauche ich beim Hürdenlauf ja auch, und die Schnelligkeit vor dem Absprung ist ebenfalls sehr wichtig.“Auch die vielen Wettkämpfe machen sich bezahlt, denn Ostermair wird immer routinierter. In den vergangenen Jahren sei sie gerade vor den nationalen Wettkämpfen immer extrem aufgeregt gewesen: „Da ist die Atmosphäre einfach anders. Mittlerweile werde ich aber immer lockerer.“
Die Lockerheit erreiche sie auch deshalb, weil sie große Freude am Sport habe, wie sie erklärt: „Es wäre der falsche Ansatz, das Ganze nur wegen des Erfolges zu machen. Der kommt von ganz alleine, wenn man Spaß hat. Das ist sozusagen mein ganz persönliches Erfolgsrezept.“
Trotzdem ist die 17-Jährige sehr ehrgeizig: „Wenn man merkt, dass man besser wird, gibt es auch einen Anstoß, noch besser zu werden.“Ihr großes Ziel ist, einmal bei einem internationalen Wettbewerb dabei zu sein.
Aber vorerst will sich Ostermair voll auf die deutschen MeisterschafDas ten mit der 400-Meter-HürdenStaffel der LG im kommenden Jahr in Ulm konzentrieren. Denn diese Meisterschaften seien bisher immer weiter weg gewesen, wie zuletzt in Mönchengladbach, erklärt die Hürdenläuferin: „Diesmal können meine Familie, Freunde und Teamkollegen mitfahren und mich anfeuern. Darauf freue ich mich schon sehr.“
„Es wäre der falsche Ansatz, das Ganze nur wegen des Erfolgs zu machen. Der kommt von ganz alleine, wenn man Spaß hat!“Johanna Ostermair