Friedberger Allgemeine

Sie nimmt jede Hürde

Sportskano­ne Johanna Ostermair aus Untergries­bach ist schwäbisch­e Meisterin im Siebenkamp­f mit einer ganz großen Stärke. Um ihre sportliche­n Ziele zu erreichen, hat die 17-Jährige ein ganz persönlich­es Erfolgsrez­ept entwickelt

- VON CHRISTOPH LOTTER

Aichach-Untergries­bach Eine athletisch­e Frohnatur – das beschreibt Johanna Ostermair aus dem Aichacher Stadtteil Untergries­bach wohl am treffendst­en. Die 17-Jährige beschreibt sich selbst als shoppingsü­chtig, aktiv und lustig: „Ich bin ein sehr fröhlicher Mensch und mache gerne Witze.“Diese Unbekümmer­theit nimmt sie mit auf die Leichtathl­etikanlage­n. „Ich kann einfach nicht faul zu Hause rumsitzen. Ich muss immer raus und etwas machen“, erklärt sie. Fünf Mal in der Woche trainiert Ostermair bei der LG Aichach-Rehling. Das harte Training hat sie bereits in beachtlich­e Erfolge umgemünzt.

Auf Anhieb gelang ihr im Juni der Titelgewin­n der schwäbisch­en Meistersch­aft im Siebenkamp­f. Und das obwohl ihre Paradedisz­iplin eigentlich der 400-Meter-Hürdenlauf ist. Hier wurde sie kürzlich Dritte bei den süddeutsch­en Meistersch­aften, den Finallauf bei den deutschen Juniorenme­isterschaf­ten in Mönchengla­dbach verpasste sie nur knapp (wir berichtete­n). Am meisten freut sie sich allerdings über die Qualifikat­ion für die deutsche Seniorenme­isterschaf­t 2017 über 400 Meter Hürden mit der Staffel der LG. „Ich bin keine Einzelkämp­ferin und trainiere lieber mit anderen. Deshalb bedeutet mir das sehr viel“, betont die 17-Jährige. Und weiter: „Wir helfen uns gegenseiti­g, geben uns Feedback und pushen uns vor und während den Wettkämpfe­n.“

Überhaupt nimmt der Verein eine wichtige Rolle in Ostermairs Leben ein, wie sie erzählt: „Wir sind wie eine große Familie und unternehme­n in unserer Freizeit sehr viel zusammen. Das Alter spielt dabei keine Rolle.“Seit ihrem achten Lebensjahr trainiert sie bei der LG. Damals habe sie noch Handball gespielt, „aber meine Eltern haben gesagt, ich sei kein Balltalent“, erinnert sich die Untergries­bacherin. Weil ihre Mutter und ihr Opa schon Leichtathl­eten waren, wurde auch sie zum Verein „geschleppt“, wie sie sagt: „Anfangs habe ich mich ein wenig dagegen gesträubt, aber im Nachhinein war es genau das Richtige für mich.“

Heute ist sie sogar im Bayernkade­r. Sprich: Sie gehört zu den besten Athleten ihrer Altersklas­se im Freistaat. Einmal im Monat treffen sich die Sportler in Oberhachin­g (München) für ein gemeinsame­s Training oder Wettkämpfe.

Wenn Ostermair ausnahmswe­ise nicht sportlich aktiv ist, ministrier­t sie in der Aichacher Stadtpfarr­kirche oder gibt Nachhilfe in Mathematik, Latein und Englisch. „Das macht mir Spaß, weil ich anderen damit helfen kann“, sagt die 17-Jährige. Sie selbst tue sich in der Schule leicht. Das viele Training habe sie bisher immer gut mit der Arbeit für die Schule vereinbare­n können. Derzeit besucht sie die Oberstufe des Deutschher­ren-Gymnasiums in Aichach. Im Sommer 2017 wird Ostermair ihr Abitur machen. „Eine Eins hätte ich schon gerne vor dem Komma stehen“, sagt sie und grinst. Nur was nach der Schule kommt, das weiß die 17-Jährige noch nicht. Denn ihre Interessen sind sehr vielseitig: „Vielleicht studiere ich irgendetwa­s Naturwisse­nschaftlic­hes. Aber ehrlich gesagt, habe ich noch keine Ahnung. Ich probiere ständig neue Dinge aus.“

hat auch positive Effekte auf ihre sportliche Karriere. Die Vielseitig­keit beim Siebenkamp­f mache ihr großen Spaß, erklärt sie: „Nur der Speerwurf und das Kugelstoße­n versauen mir bisher meine Leistung.“

Im Weitsprung hingegen mache sie konstant Fortschrit­te: „Das passt irgendwie. Die Sprungkraf­t brauche ich beim Hürdenlauf ja auch, und die Schnelligk­eit vor dem Absprung ist ebenfalls sehr wichtig.“Auch die vielen Wettkämpfe machen sich bezahlt, denn Ostermair wird immer routiniert­er. In den vergangene­n Jahren sei sie gerade vor den nationalen Wettkämpfe­n immer extrem aufgeregt gewesen: „Da ist die Atmosphäre einfach anders. Mittlerwei­le werde ich aber immer lockerer.“

Die Lockerheit erreiche sie auch deshalb, weil sie große Freude am Sport habe, wie sie erklärt: „Es wäre der falsche Ansatz, das Ganze nur wegen des Erfolges zu machen. Der kommt von ganz alleine, wenn man Spaß hat. Das ist sozusagen mein ganz persönlich­es Erfolgsrez­ept.“

Trotzdem ist die 17-Jährige sehr ehrgeizig: „Wenn man merkt, dass man besser wird, gibt es auch einen Anstoß, noch besser zu werden.“Ihr großes Ziel ist, einmal bei einem internatio­nalen Wettbewerb dabei zu sein.

Aber vorerst will sich Ostermair voll auf die deutschen Meistersch­afDas ten mit der 400-Meter-HürdenStaf­fel der LG im kommenden Jahr in Ulm konzentrie­ren. Denn diese Meistersch­aften seien bisher immer weiter weg gewesen, wie zuletzt in Mönchengla­dbach, erklärt die Hürdenläuf­erin: „Diesmal können meine Familie, Freunde und Teamkolleg­en mitfahren und mich anfeuern. Darauf freue ich mich schon sehr.“

„Es wäre der falsche Ansatz, das Ganze nur wegen des Erfolgs zu machen. Der kommt von ganz alleine, wenn man Spaß hat!“Johanna Ostermair

 ?? Foto: Christoph Lotter ?? Vielseitig­keit ist wichtig, wenn man wie Johanna Ostermair im Siebenkamp­f erfolgreic­h sein will. Doch die 17-Jährige hat ihre ganz eigene Paradedisz­iplin: den Hürdenlauf – und ansonsten vor allem viel Spaß an ihrem Sport.
Foto: Christoph Lotter Vielseitig­keit ist wichtig, wenn man wie Johanna Ostermair im Siebenkamp­f erfolgreic­h sein will. Doch die 17-Jährige hat ihre ganz eigene Paradedisz­iplin: den Hürdenlauf – und ansonsten vor allem viel Spaß an ihrem Sport.

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