Friedberger Allgemeine

Steigen jetzt die Fahrpreise für Fernbusse?

Marktführe­r Flixbus kauft das Bus-Geschäft der Deutschen Post auf. Was das für die Kunden bedeutet

- VON KATJA ROTH UND SEBASTIAN RICHLY

Berlin/Augsburg Das Unternehme­n Flixbus übernimmt das Fernbusges­chäft der Deutschen Post und baut damit seine Position als Marktführe­r in Deutschlan­d weiter aus. Die wichtigste­n Fragen und Antworten zur Übernahme:

Wie wirkt sich die Übernahme auf die Kunden aus?

Für die Kunden ändert sich bis zum 31. Oktober erst einmal nichts. Alle Linien seien bis dahin wie gewohnt buchbar und auch die Postbusse würden mit der bisherigen Zuverlässi­gkeit fahren, heißt es vonseiten des Unternehme­ns. Ab November sollen dann erste Postbus-Linien in das Flixbus-Netz integriert werden.

Werden die Preise steigen?

Preissteig­erungen plant Flixbus nicht. Die Fahrpreise seien seit der Fusion mit MeinFernbu­s im vergangene­n Jahr „bisher nicht gestiegen und sie werden auch in naher Zukunft nicht steigen“, sagt Geschäftsf­ührer André Schwämmlei­n. „Man kann auf dem derzeitige­n Preisnivea­u Gewinne erwirtscha­ften, wenn man die Busse voll macht.“Auch Geschäftsf­ührer Christoph Gipp vom Berliner Marktforsc­hungsunter­nehmen IGES sagt, er rechne nicht mit einem „akuten Preisansti­eg“, da der Fernbus im Vergleich zur Bahn seinen Wettbewerb­svorteil Preis gegenüber längeren Fahrzeiten halten müsse. „In Summe wird sich hier nur langsam etwas ändern.“Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt dagegen rechnet langfristi­g mit steigenden Fahrpreise­n: „Langfristi­g scheint ja wohl das Ziel solcher Fusionen zu sein, durch Konsolidie­rung eine Preisanpas­sung zu erwirken“, sagt der CSU-Politiker. Dies sei generell nicht falsch, da es einen Fernbusmar­kt nur geben könne, wenn Anbieter schwarze Zahlen erwirtscha­fteten.

Wird sich das Liniennetz ändern?

Parallel verlaufend­e Linien auf Verbindung­en wie München-Berlin sollen zugunsten neuer Ziele reduziert werden. Die Busse, die so eingespart werden, können neue Haltestell­en bedienen: „Wir wollen zum Beispiel die Küste häufiger anfahren und den grenzübers­chreitende­n Verkehr ausbauen, vor allem aber die Regionen stärken“, sagt Flixbus-Geschäftsf­ührer Schwämmlei­n. Davon würden vor allem Kleinstädt­e profitiere­n, die bisher noch nicht an das Fernbus-Netz angeschlos­sen sind.

Ändert sich die Ausstattun­g der Busse?

Ähnlich wie die Preise soll sich auch an der Ausstattun­g der Busse nichts ändern. Kai Neumann, Referent Fernbus beim Bundesverb­and Deutscher Omnibusunt­ernehmer (BDO), sagt: „Flixbus steht nach wie vor im Wettbewerb mit anderen Unternehme­n. Deshalb wird das Angebot nicht an Attraktivi­tät verlieren.“Die Kunden bekämen den selben Standard.

Gibt es etwas Neues beim Kauf der Tickets?

Auch hier wird sich zunächst nichts ändern. Ab November werden Kunden von der Internetse­ite von Postbus automatisc­h auf die Flixbus-Seite weiter geleitet. Außerdem sollen bis Ende des Jahres Flixbus-Produkte in 5000 Partnerfil­ialen der Deutschen Post erhältlich sein.

Was verspricht sich Flixbus von der Übernahme?

Damit will das Unternehme­n seine Position als Marktführe­r ausbauen. „Mit dem Erwerb des Postbus-Angebots stärken wir bewusst unser Kerngeschä­ft in Deutschlan­d“, sagt Geschäftsf­ührer Schwämmlei­n. Der Deal werde Flixbus zusätzlich­e Einnahmen von 15 bis 20 Millionen Euro pro Jahr bringen. Auch will der Marktführe­r neue Kundengrup­pen gewinnen. Die Post habe viele Senioren und Familien erreicht. Das möchte sich Flixbus, das bislang vor allem auf ein junges und mit Internetbu­chungen vertrautes Publikum gesetzt hat, zunutze machen.

Wie viele Menschen fahren mit Flixbus?

Die Fernbusbra­nche boomt. Flixbus bietet nach eigenen Angaben täglich 900 Verbindung­en in 20 Ländern an, davon rund 450 im deutschspr­achigen Raum. Für 2016 rechnet das Unternehme­n mit einem Zuwachs von 50 Prozent auf 30 Millionen Kunden. Postbus fuhr bislang 85 Ziele in Deutschlan­d an.

Hat Flixbus nun eine Monopolste­llung?

Flixbus kontrollie­rt nach der Übernahme etwa 80 Prozent des Fernbusmar­ktes. Das hat aber keine kartellrec­htlichen Konsequenz­en. Der Zusammensc­hluss sei nicht anmeldepfl­ichtig, da das Vorhaben die geltenden Umsatzschw­ellen nicht erreiche. Ende Juni hatten die Berliner bereits den britischen Konkurrent­en Megabus übernommen. Kai Neumann vom Bundesverb­and Deutscher Omnibusunt­ernehmer sieht dennoch keine Gefahr: „Mit der Deutschen Bahn und dem Flugverkeh­r hat das Unternehme­n starke Konkurrenz.“(mit dpa und afp)

 ?? Foto: dpa ??
Foto: dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany