Friedberger Allgemeine

Regulierun­gswut schadet mehr als sie nutzt

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Dentstande­nie deutsche Regulierun­gswut, durch Lobbyismus, den löblichen Hang zur Genauigkei­t und – sonst ließe sich all das ja nicht umsetzen – Wohlstand schlägt derartige Kapriolen, dass sie die Entwicklun­g lähmt. Ein Beispiel sind Energiespa­rnormen beim Bauen, wo für viel Geld minimale Verbesseru­ngen erreicht werden. In Augsburg sind sie Mitgrund dafür, dass Menschen verzweifel­t bezahlbare­n Wohnraum suchen. Zweites Beispiel ist das Pflegeund Wohnqualit­ätsgesetz – ein wunderschö­nes deutsches Wurmwort. Auch hier gibt es Folgen vor Ort. Heime mussten schließen, weil die Investitio­nen nicht wirtschaft­lich umsetzbar waren. Mit dem Zentimeter­maß werden Abstände gemessen zwischen Dusche und WC in Badezimmer­n von Menschen, die – so ist es leider – gar nicht duschen können. Da ist – wohlgemerk­t im Bestand – ein 13,5-Quadratmet­er–Zimmer nicht erlaubt, weil es 14 qm sein müssen.

Es ist wichtig, dass gebrechlic­he Menschen in Würde leben können. Das geschieht aber vor allem durch gute Pflege und Betreuung – nicht, indem man mit Kanonen auf Spatzen schießt. Ziel ist, die Situation von Senioren zu verbessern. Das könnte nach hinten losgehen. Die Zahl der freien Pflegeplät­ze sinkt bereits. Außerdem müssen Einrichtun­gen Investitio­nskosten auf Bewohner umlegen. Für niedrige Pflegestuf­en werden Heimplätze künftig ohnehin teurer. Die Regierung will ambulante Pflege mit allen Mitteln pushen. Hoffentlic­h müssen deshalb nicht alte Menschen zu Hause bleiben, die in einer Einrichtun­g besser versorgt wären.

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