Entschieden, ohne nachzudenken
Olympia Was die BLSV-Kreisvorsitzende Brigitte Laske von der Entscheidung des IOC hält und ob sie noch Lust hat, die Spiele im Fernsehen zu verfolgen
Friedberg/Aichach Am heutigen Freitag beginnen sie, die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Und selten – außer vielleicht zu den Boykott-Zeiten in den 1980er-Jahren gab es Spiele, über die im Vorfeld schon so kontrovers diskutiert wurde. Das russische Staatsdoping, die wachsweiche Entscheidung des IOC (Internationales Olympisches Komitee), was das Startrecht russischer Sportler betrifft und die vielen Probleme in und um Rio, mit denen die Spiele zu kämpfen hatten und zu kämpfen haben, dürften die Vorfreude auf das größte Sportereignis der Welt doch etwas getrübt haben. Wir haben bei Brigitte Laske, der Kreisvorsitzenden des BLSV (Bayerischer Landes-SportVerband) nachgefragt, wie sie Rio sieht. Die 69-Jährige ist seit mittlerweile 25 Jahren Vorsitzende des BLSV-Kreises 11 – und auch sie kann einige Entscheidungen der internationalen Gremien nicht nachvollziehen.
Am Freitag beginnen die Olympischen Spiele in Rio. Haben Sie nach all den Doping-Enthüllungen überhaupt noch Lust, die Spiele im Fernsehen zu verfolgen? Brigitte Laske: Alles was in den vergangenen Wochen zu Olympia bekannt und veröffentlicht wurde, nimmt einem schon die Lust, die Spiele am Fernseher zu verfolgen. Die eine oder andere Sportart allerdings interessiert mich schon, sodass ich da vermutlich nicht ganz ohne Olympia-Fernsehen auskomme.
Systematisches Staatsdoping in Russland, gedeckt vom Geheimdienst - und das IOC kann sich nicht dazu entschließen, ein klares Zeichen zu setzen. Wie empfinden Sie die Entscheidung von IOC-Präsident Dr. Thomas Bach, Russland nicht auszuschließen und den „Schwarzen Peter“in Sachen Sperren an die nationalen Verbände weiter zu reichen? Brigitte Laske: Das IOC, allen voran Dr. Thomas Bach, hat sich da einfach aus der Affäre gezogen, ohne darüber nachzudenken, was eine solche Entscheidung noch mit sich bringen kann. Es wird außerordentlich schwierig werden, überhaupt noch einmal alles auf die richtige Bahn zu bringen, auch nicht mithilfe der nationalen Verbände.
Glauben Sie, dass dies noch unbeschwerte Spiele werden können - auch in Anbetracht der allgemeinen Probleme in und um Rio? Brigitte Laske: Unbeschwert werden die Spiele keineswegs. Nicht nur, weil das Thema Doping immer im Hintergrund mitläuft, aber auch in Rio selbst gibt es zu viele Probleme, um die Spiele gut abzuwickeln. Man übersieht nur zu gerne die Probleme, die Brasilien und Rio selbst mit der Ausrichtung der Olympischen Spiele haben.
Sport wird mehr und mehr ein Milliardengeschäft. Es gibt bei den Vergaben immer wieder Korruptionsvorwürfe – auch gegen Sportfunktionäre und Politiker. Glauben Sie denn angesichts dieser Schattenseiten des Sports daran, dass es irgendwann einmal wieder Olympische Spiele in Deutschland geben wird? Brigitte Laske: Dass in Deutschland noch einmal Olympische Spiele stattfinden, kann ich mir angesichts der vergangenen negativen Entscheidungen der Bürger in Hamburg und München kaum vorstellen. Der internationale Sport steckt einfach in einer Glaubwürdigkeitskrise und diese mit einer deutschen Bewerbung zu überwinden, scheint mir nicht machbar. Foto: Glas