Blutiger Familienstreit
Prozess Warum ein Mann sieben Mal auf seine Schwiegermutter einstach
Memmingen Sieben Mal hat ein 29 Jahre alter Mann auf seine ihm verhasste Schwiegermutter eingestochen und sie an Hals, Brust und Bauch verletzt. Die Frau überlebte nur dank einer Notoperation und leidet weiter unter den Folgen des Angriffs. Seit gestern läuft der Prozess wegen versuchten Mordes vor dem Memminger Landgericht. Gestern schilderte der Angeklagte die Hintergründe der Tat. Der Attacke ging ein langer Zwist voraus.
Die Beziehung des Angeklagten zur Tochter des späteren Opfers war der Frau ein Dorn im Auge. Über viele Monate hinweg versuchte die Schwiegermutter in spe, das Paar auseinanderzubringen. Der Angeklagte sagte, seine Frau sei von ihrer Mutter und ihren Geschwistern mit Anrufen und Nachrichten förmlich bombardiert worden. Man habe sie in der Religionsgemeinschaft – die Familien gehören den Zeugen Jehovas an – bloßgestellt. Als seine Frau mit dem ersten gemeinsamen Kind schwanger war, sei die Schwiegermutter in der Wohnung des Paars aufgetaucht und habe sie geschüttelt und die Trennung gefordert. Schließlich brach man die Beziehung zu den Schwiegereltern ab.
Doch in der Ehe kriselte es kurze Zeit später. Der Angeklagte hatte zwei Affären mit anderen Frauen, auch unterstützte er seine Ehefrau immer weniger bei der Pflege der beiden Kinder: „Als unser zweites Kind auf der Welt war, konnte ich das einfach nicht mehr. Der stressige Job, dazu die anstrengenden Jahre mit den Streitereien – ich hatte einfach keine Kraft mehr.“
Am 6. Oktober 2015 verließ seine Frau mit den Kindern die gemeinsame Wohnung im Raum Ulm und ging zu ihren Eltern nach Ellzee (Landkreis Günzburg). Diese Trennung verkraftete der Mann nicht. Er steckte ein Klappmesser ein und fuhr zum Haus der Schwiegereltern, wo es zu der Bluttat kam: „Warum ich das Messer eingesteckt habe, kann ich nicht mehr sagen.“Zu den Details des Angriffs soll er am morgigen Mittwoch aussagen. Dann kommt auch das Opfer zu Wort.
Der Prozess hatte im Juni schon einmal begonnen, musste allerdings wegen Befangenheit einer Schöffin neu aufgerollt werden. Insgesamt sind sieben Prozesstermine angesetzt. Die Verteidigung will nachweisen, dass kein Mordversuch, sondern „nur“schwere Körperverletzung vorliegt.