Schicksalstage für die Energieriesen RWE und Eon
Die strauchelnden Konzerne suchen den Ausweg in einer Radikalkur
Essen Ökostrom und mehr Service als Hoffnungsträger, Kohle- und Atomkraft als Bremsklötze – Deutschlands größte Versorger RWE und Eon kämpfen mit dem Spagat zwischen neuer und alter Energiewelt. Kurz vor der Aufspaltung mit Börsengängen bleibt die Situation für die Konzerne, ihre Beschäftigten und Kunden kompliziert. Es gibt Lichtblicke, aber auch viele Fragezeichen. Ein Überblick.
Wie angespannt ist die Lage bei den deutschen Stromriesen?
Auch knapp fünfeinhalb Jahre nach dem Fukushima-Schock hadern die Branchengrößen mit dem Übergang zu erneuerbaren Energien. RWE meldete am Donnerstag für die erste Hälfte 2016 einen Nettogewinn von 457 Millionen Euro. Vor einem Jahr lag er über drei Mal so hoch, damals hatte der Verkauf der Öl- und Gastochter Dea einen Sondereffekt. Die Kraftwerke erholten sich etwas. Das Sparprogramm greift. Eon hatte am Mittwoch von Abschreibungen berichtet, die zu rund drei Milliarden Euro Halbjahresverlust führten. Insgesamt bleibt die Entwicklung kritisch. Denn immer mehr Ökostrom drückt in die Netze, und das Überangebot an Elektrizität lässt die Großhandelspreise verfallen. Weil Lieferverträge auf Jahre im Voraus abgeschlossen werden, verdienen die Konzerne mit den Kohle- und Gasmeilern immer weniger. Das Börsenstrompreistief frisst einst sichere Erträge auf.
Was tun RWE und Eon gegen die anhaltende Talfahrt?
Sie treten mit einem Radikalumbau die Flucht nach vorn an. Während Eon Ökoenergien, das Netzgeschäft sowie Kundenlösungen im Hauptkonzern behält und die Kraftwerke in der Tochter Uniper an die Börse bringt, macht es RWE umgekehrt: Großkraftwerke und Handel bleiben in der „alten“RWE. Die Erneuerbaren, Netze und Vertrieb kommen in den Ableger Innogy. Dafür ziehen die Essener eine Kapitalerhöhung durch, die Innogy noch 2016 aufs Börsenparkett bringen soll. RWEChef Peter Terium sieht das Projekt auf gutem Weg: Die „legale Reorganisation“sei abgeschlossen.
Hat das Folgen für die Strompreise?
Die großen Versorger hatten zum Jahreswechsel angedeutet, die Tarife in der Grundversorgung nicht anzuheben. Steigen dürfte aber die EEGUmlage, über die Stromkunden die Energiewende mitfinanzieren.
Welche Konsequenzen haben die Umbaupläne für die Arbeitsplätze?
Die Aufspaltung und der Kostendruck führen zu einem erheblichen Jobabbau. RWE beschäftigte Ende Juni noch 59 283 Mitarbeiter in Vollzeitstellen – 479 weniger als Ende 2015. In den nächsten Jahren will RWE 1600 Stellen im Rheinland und 2300 Stellen in den Niederlanden und Großbritannien streichen.