Mut statt Wut an der Martinschule
Die Förderschule erhält nun auch ein Wandbild. Das Friedensbüro hat sich dafür eingesetzt und der Künstler BRNZN, ehemals Blumenmaler, malt ein Motiv, das den Kindern ein Zeichen sein soll
Gestern Nachmittag war noch nicht allzu viel zu sehen. Aber heute wird der pfiffige Bär auf der Fassade der Martinschule in Oberhausen verewigt sein: Aus dem Wort Wut hat das süße Tier auf dem Wandbild ein Mut gemacht. „Mut ist es, was unsere Schüler brauchen“, sagt Schulleiter Peter Grau.
Das Friedensbüro hatte vor einigen Wochen Postkarten verteilt, auf denen die vier auserwählten Motive für das Mural, also das Wandbild des diesjährigen Friedensfestes zu sehen waren: Gesucht waren Hausbesitzer, die ihre Wände dafür zur Verfügung stellen. Grau meldete sich sofort für das Motiv des Augsburger Künstlers BRNZN, der früher als Blumenmaler auch schon einmal illegal unterwegs war. „Ich hatte meinen Vorschlag kurz vor dem Abgabeschluss eingereicht und dachte schon, dass das eine Themaverfehlung sei. Schließlich lautete das diesjährige Motto: Mut zur Vielfalt“, sagt der 28-Jährige. Als die Abgabefrist verlängert wurde, reichte er deshalb einen weiteren Vorschlag ein. „Als sich die Jury für meinen ersten Vorschlag entschied, habe ich mich schon sehr gefreut“, sagt er. Doch zunächst konnte er nicht loslegen: Die Wahl fiel letztlich auf das Motiv der Offenbacher Künstlerin Barbara Gräwe, die ihre Gedanken zum Thema „Mut“Anfang August auf die Wand des leer stehenden Lech-Hotels in Lechhausen brachte (wir berichteten). „Es gab nur für das eine Wandbild ein Budget. Aber das Friedensbüro und der Verein ,Die Bunten‘ haben sich dafür eingesetzt, dass wir es trotzdem machen können. Der Verein hat außerdem ein Spendenkonto eingerichtet“, sagt der Künstler.
Nachdem sich der Schulleiter zuvor die Genehmigung im Schulamt geholt hatte, stand der Umsetzung nichts mehr im Weg. Grau: „Wir sind eine Förderschule für Schüler aus Oberhausen, Kriegshaber und dem Bärenkeller. Unser Schwerpunkt liegt auf Sprache und Verhalten. Viele Kinder aus Familien mit Flüchtlings- oder Migrationshintergrund kommen hier her. Viele sind traumatisiert und dann natürlich auch einmal wütend.“
Deshalb soll ihnen das Wandbild ein Zeichen sein. Der „Frieden“ist Grau und seinen Kollegen eine Herzensangelegenheit. Nun haben sie ihn auf der Wand verewigt. Und die Nachbarn haben auch etwas davon. „Unser Pausehof ist frei zugänglich und wird auch am Nachmittag von den Kindern aus der Nachbarschaft als Spielplatz benutzt“, sagt der Schulleiter, der schon gespannt ist, wie Kollegen, Schüler und Nachbarn darauf reagieren werden. „Das wird eine Überraschung. Ich habe niemandem etwas davon gesagt.“