Olympia Sie hofft auf Christina Schwanitz
Die DJK-Kugelstoßerin Nela Lehmann drückt der Europameisterin in Rio die Daumen. Ihr Interesse gilt aber auch anderen Sportarten, die sonst nicht so im Fokus stehen (Serie/3)
Friedberg Über acht Meter trennen die Bestleistungen der beiden Kugelstoßerinnen Nela Lehmann und Christina Schwanitz. 12,33 Meter stehen bei Nela Lehmann zu Buche, 20,77 lautet die Bestweite bei Christina Schwanitz – doch das ist auch kein Wunder. Die eine ist gerade 19 Jahre alt, knapp 1,70 Meter groß, die andere ist 31, misst 1,80 Meter, bringt über 100 Kilo auf die Waage und ist Welt- und Europameisterin.
Angesprochen auf diese Zahlen schmunzelt die 19-jährige Athletin der DJK Friedberg, die in diesem Jahr mit ihrem Start und dem zwölften Platz bei den deutschen U20-Meisterschaften einen tollen Erfolg feiern durfte. „Da werd’ ich wohl nicht hinkommen“, meint der sportliche Teenager, der in diesem Jahr sein Abitur gebaut hat, nun die Ferien genießt und demnächst eine Ausbildung zur Industriekauffrau beginnen wird.
Der Vergleich mit der absoluten und Goldfavoritin ist auch nicht ernst gemeint. „Schwanitz hat eine sehr gute Technik und Schnellkraft – und natürlich ganz andere körperliche Voraussetzungen“, sagt Nela Lehmann. Die wird ihrer Landsfrau in Rio auch die Daumen drücken – auch wenn sie den Wettkampf live wohl eher nicht verfolgen wird, findet der doch mitten in der Nacht zum Samstag statt. „Ich hoffe, dass sie es schafft, eine Medaille zu holen, aber sie hat starke Konkurrenz aus Neuseeland und China“, so die DJK-Athletin.
Natürlich gilt ihr Hauptinteresse bei den Olympischen Spielen der Leichtathletik. „Da schaue ich schon etwas genauer hin, auch wenn ich nicht extra mitten in Nacht aufstehen werde“, sagt sie mit einem Lächeln. Ein bisschen hat ihr allerdings auch die Diskussion um das Staatsdoping in Russland die Vorfreude auf die Spiele genommen. „Es war sicher nicht leicht für das IOC, hier eine gerechte Entschei- dung zu treffen. Es gibt sicher auch in Russland ungedopte Athleten und ich glaube, dass auch bei anderen Nationen nicht alle sauber sind. Schade ist in jedem Fall, dass die Whistleblowerin Julia Stepanowa nicht teilnehmen darf“, erklärt sie. Es sei eben so schade, dass bei jeder Spitzenleistung auch ein Zweifel aufkomme, ob denn alles auch mit rechten Dingen zugegangen sei, meint die 19-Jährige.
Neben ihrer Kerndisziplin verfolgt sie in Rio auch andere Sportarten, solche, die sonst eben nicht so im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen. Turnen zum Beispiel und da litt sich auch mit Andreas Toba, der sich trotz eines Kreuzbandrisses in den Dienst des Teams stellte, mit. „Das war schon eine bemerkenswerte Leistung, alle Achtung“, betont sie anerkennend. Interessant findet sie auch Beach-Volleyball und noch eine andere, ganz bestimmte Sportart: Handball. Das kommt nicht von ungefähr, schließlich ist Handball ihr zweites sportliWeltklasse-Kugelstoßerin ches Standbein. „Ich spiele beim Kissinger SC in der zweiten Damenmannschaft“, erklärt sie. Bei den Spielen in Brasilien fiebert sie natürlich mit den deutschen Männern mit, die bislang ja ein tolles Turnier abliefern. Was traut sie denn dem amtierenden Europameister zu? „Schwer zu sagen, die spielen zwar echt gut, doch es kann schnell anders laufen. Ich denke aber, das Halbfinale haben die Jungs drin – und vielleicht auch eine Medaille“, fügt sie an.
Und wie ist das jetzt nochmal mit den persönlichen Bestweiten im Kugelstoßen? „Ich denke da in ganz kleinen Schritten – das nächste Ziel wären jetzt erst mal die 12,50 Meter, und dann einmal 13 zu packen, das wäre schon klasse“, so Nela Lehmann. Sie trainiert fünf- bis sechsmal in der Woche und hat auch für die kommende Wettkampfsaison ein klares Ziel vor Augen: „Ich will mich für die deutschen U23-Meisterschaften qualifizieren“, meint sie bestimmt – und lächelt dabei.