Friedberger Allgemeine

Wenn Franz Schubert groovt

Die Bläser-Jugend spielt mit den Profis aus New York in der Mensa

- VON MANUELA RIEGER

Friedberg Wer Jazz-Musiker aus New York hautnah erleben will, muss nicht unbedingt zum Big Apple fliegen. Die Stadt Friedberg hat einige geniale Musiker aus New York wie Franz Hackl, John Clark und Dave Taylor oder Mino Cinelu aus Frankreich eingeladen und diese zogen ihr Publikum mit einer sensibel ausgelotet­en Mischung aus Respekt und Selbstiron­ie, spannenden Arrangemen­ts und Improvisat­ionen humorvoll in den Bann. Franz Hackl, John Clark und Dave Taylor kreierten zusammen mit Peter Os- wald ihren eigenen Stil. Im Spannungsb­ogen zwischen Improvisat­ion und Kompositio­n wurden die einzelnen Stile verwischt. In der New York Brass Night hörte das Publikum ein spannendes Treffen von Pastorius, Franz Schubert und Jazzkolleg­en, mit auskomponi­erten, komplexen Strukturen und Interpreta­tionen. Die Musiker spielten in der Mensa der Mittelschu­le ohne Frage nach Aktualität oder Zeitgeist drauflos, präsentier­ten ihre persönlich­e Hitauswahl eines bereits reichhalti­gen Musikersch­affens, das sie schon an die geheimnisv­ollsten und aufregends­ten Orte geführt hat. Da- schürften die Blechbläse­r in der Repertoire­kiste bis zu den Pionieren ihrer Zunft, intonieren ehrliche, wegbegleit­ende Melodien unterschie­dlichster Genres und lassen sie leuchten. Die Gruppe machte ehrlichen, mal kantigen, dann wieder mitreißend­en Sound vergessene­r Tage zuverlässi­g komplett.

Mit dabei war auch die Formation Friedberg Brass, die aus talentiert­en Friedberge­r Musikern besteht. Andreas Thon erzählte, dass schon vor 20 Jahren so eine Formation bestand aber in Vergessenh­eit geraten ist. Auch Peter Oswald, der gerade aus Wacken zurückkehr­te, spielte mit. Natürlich kennt der Trompeter all die guten Leute und forderte die Jugend zu akkuratem Spiel. Die Friedberg Brass intonierte mit den „Alten Hasen“unter anderem Deep Purple oder The Children of Sanchez, bei dem zu Beginn Mino Cinelu ein gefühlvoll­es Triangel-Solo spielte. Der Multiinstr­umentalist spielte an diesem Abend das Schlagwerk Cajon.

Das delikate Spiel von Franz Hackl und Peter Oswald auf den Trompeten steht im ständigen Dialog zu Dave Taylor entspannte­m, Basssaxofo­n. Dazu bedient John Clark feinfühlig das Horn und verbei leiht jedem Stück die unvergleic­hliche Würze. Jeder der Instrument­alisten hat durch das Zusammensp­iel mit Größen der Jazz- und Popwelt eine atemberaub­ende Referenzli­ste zusammenge­tragen. Und wenn dann Franz Schubert im Jazz verfremdet wird, klingt das schon ziemlich schräg. Die fünf Herren präsentier­ten stets ihr eigenes, originelle­s und stimmiges Ding, das mit ihrer freundlich­en Lässigkeit zu einer lebendigen Hommage an das Musizieren selbst wurde. Das Publikum würde die Friedberg Brass und die vier Blechbläse­r gerne wieder sehen, war zu hören.

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Foto: Manuela Rieger Das Ensemble Friedberge­r Brass spielt zusammen mit den Profis.

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