Klopapierzündler
Unsere Sprache ist so reich, ausdrucksstark und vielfältig, dass wir mit diesem riesigen deutschen Wortschatz fürstlich beschenkt sind und eigentlich lebenslang bestens und hinreichend bedient wären. Aber die Sprache ist keine verschlossene Schatztruhe – es blinken und glänzen fortwährend andere Münzen an der Oberfläche und es fallen immer wieder neue, gerade erst gefundene Juwelen und Klunkerchen dazu. Womit wir beim Klopapierzündler sind.
Gemeint ist damit jener Deutsche, der auf der Kanareninsel La Palma als gedankenloser FerienHippie einen Großbrand ausgelöst hatte. Doch weil der Klopapierzündler (nicht zu verwechseln mit dem Buchsbaumzünsler) nicht das einzige Wort-Fundstück ist, das bei der Zeitungslektüre in dieser Woche ins Netz gegangen ist, machen wir an dieser Stelle eine Ausnahme und stellen nicht nur ein Wort, sondern gleich mehrere bemerkenswerte Augustblüten in dieses Schaufenster.
Allen gemeinsam ist die Kombinationsfreude – man nehme zwei oder mehr Substantive und bastele aus ihnen ein Wort. Zur Ausbeute gehören neben dem Klopapierzündler also die Blitzhändler. Es sind dies nicht Meteorologen, die mit Gewitterwarnungen dealen, sondern Börsianer, welche mit Hochleistungscomputern und Softwarealgorithmen in Mikrosekunden kaufen und verkaufen. Aufgefallen ist auch die Wunderwahrhaftigkeit, die angeblich das Softrock-Debüt-Album der Gruppe „Whitney“auszeichnet. Kannten Sie Bücherbanden? Ach ja, die guten alten 1970er Jahre und ihr linkes Milieu.
Auf dem Starnberger See ist in diesem Sommer ein Katamaran unterwegs, der als schwimmendes Kino dient. Was dann die Passagiere sind? Sehfahrer. Das Verhalten des Fußballprofijungmillionärs Julian Draxler inspirierte im Sport zur Wortschöpfung Rauswillklausel, während auf Wirtschaftsseiten die Rentenschlacht tobt. Aus der unermüdlich sich drehenden Wortmischtrommel der Sprache noch zwei letzte schöne Werkstücke der Woche: Konsensmaschine und Preisfummler.